26.27 Client/Server-Kommunikation über WAN-Verbindungen
 
Um die benötigte Anzahl dezentraler Exchange Server bzw. die Belastung der WAN-Leitungen beim Zugriff dezentraler Outlook-Clients auf einem zentralen Exchange Server herauszufinden, empfiehlt es sich, in einer Tabelle oder einer Grafik alle Standorte, die Anzahl der zukünftigen Postfächer pro Standort und die verschiedenen Bandbreiten der WAN-Verbindungen dieser Standorte zur Zentrale aufzulisten, danach die Intensität der Nutzung des Exchange Server (Mailaufkommen, Nutzung öffentlicher Ordner) kurz- und mittelfristig abzuschätzen und dem geplanten Ausbau der WAN-Leitungen gegenüberzustellen.
In Whitepapers bzw. im Technischen Referenzhandbuch zu Exchange 2000 Server finden Sie zum Bandbreitenproblem folgende Abschätzungen:
»Erfahrungswerte/Annahmen:
Bei Anbindung eines MAPI-Clients wie Outlook 2000/2002 an einen Exchange 2000 Server ist mit folgenden Belastungen der Leitungen zu rechnen:
Mailbenutzer mit geringem Nachrichtenvolumen:1,5 Kbit/s
Mailbenutzer mit mittlerem Nachrichtenvolumen:2,5 – 3,2 Kbit/s
Mailbenutzer mit hohem Nachrichtenvolumen:6 – 9 Kbit/s
Wenn an einem Standort z.B. 10 Benutzer mit mittlerem Nachrichtenvolumen arbeiten und eine 64-Kbit/s-Verbindung zum zentralen Exchange Server existiert, können sie wahrscheinlich über die WAN-Verbindung angemessen auf ihre Postfächer zugreifen (10 Benutzer x 3,2 Kbit/s = 32 Kbit/s). Wenn es sich jedoch um 10 Benutzer mit hohem Aufkommen und dieselbe 64-Kbit/s-Verbindung handelt, reicht die Bandbreite nicht dafür aus, dass die Benutzer angemessen auf ihre Postfächer zugreifen können (10 Benutzer x 7,5 Kbit/s = 75 Kbit/s).«
Diese Abschätzung müssen Sie jedoch kritisch sehen: Die Bandbreite reicht nicht aus, wenn sie auch noch für andere Dienste benutzt wird, z.B. den Zugriff auf eine Datenbank (SAP-Host) oder das Internet. Andererseits gelten wahrscheinlich inzwischen die angegebenen Durchschnittswerte nicht mehr, da die Mailnutzung auch bei E–Mail-Nutzern mit »geringem Nachrichtenvolumen« zugenommen hat, nicht nur die Anzahl der Mails pro Tag, sondern auch deren Größe inklusive Anhänge. Andererseits stehen inzwischen preiswerte Anbindungsmöglichkeiten über Flatrates bzw. DSL zur Verfügung und 64-Kbit/s-Leitungen werden kaum noch genutzt. 2 MBit/s-Leitungen sind wohl eher Standard geworden. Passen Sie also derartige Empfehlungen immer an den aktuellen Stand an, indem Sie überprüfen, wann diese Empfehlung zu Papier gebracht wurde und wie sich die Leistungsfähigkeit der inzwischen verfügbaren Technik geändert hat. Bedenken Sie dabei, dass vom Erstellen des Manuskripts bis zum Erscheinen im Internet oder als Buch oft einige Monate vergehen und Empfehlungen alleine deshalb veraltet sind.
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