18.21 Das WWW-Prinzip: Work With Winners
 
Als Systemadministrator ist es Ihre Aufgabe, ein optimiertes System bei minimierten Kosten zu betreiben. Sie können jeden Euro nur einmal ausgeben und müssen Fehlinvestitionen in Hardware, Software und Wartungsverträge vermeiden. Bei der Auswahl der Hersteller und Lieferanten müssen Sie eine Politik betreiben, die auf einen langfristigen Schutz der Investitionen in die Informationstechnologie zielt. Experimente, die diesen Investitionsschutz in Frage stellen, sind daher zu vermeiden. Sie wurden als Systemadministrator oder als Leiter der IT-Abteilung eingestellt, nicht als Volkswirt. Sie mögen als Privatmann über die Monopolstellung gewisser Hersteller von Hard- oder Software denken, was Sie wollen, und emotionale Abneigungen gegen bestimmte Hersteller haben. Welchem Betriebssystem und welchen Anwendungen Sie auf Ihrem Computer zu Hause auf welcher Hardware den Vorzug geben, sollte Ihre Entscheidungen für das Unternehmen nicht beeinflussen. Hier muss das WWW-Prinzip gelten: Work With Winners. Denn die großen Marketplayer von heute werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch morgen am Markt sein und diesen bestimmen.
Ein Beispiel soll dies veranschaulichen. Wenn Sie nach einer Antiviren-Lösung für Ihre Server und Workstations suchen, so können Sie sich Angebote von den international agierenden Anbietern einholen. Das sind unter anderem Network Associates, Symantec, Trend Micro, Computer Associates und inzwischen Microsoft selbst, nachdem Microsoft Firmen wie Sybari aufgekauft hat und mit Produkten und Diensten wie Antigen, Microsoft Windows Defender oder Microsoft Exchange Hosted Services vorprescht. In konjunkturell wackligen Zeiten sollten Sie das Antiviren-Produkt eines großen Herstellers aussuchen, denn geht dieser in Konkurs, so ist es fast sicher, dass seine Produkte von einem der verbliebenen Konkurrenten übernommen und weiter gepflegt werden. Kaufen Sie hingegen ein Antiviren-Produkt eines deutschen Herstellers, das vielleicht sogar in Tests deutscher Fachmagazine besser abschneidet als die Produkte der anderen Hersteller, das aber nur auf dem deutschen Markt vertrieben wird – was geschieht, wenn der Hersteller sich in diesem heiß umkämpften Markt nicht behaupten kann und in Konkurs geht? Wie wahrscheinlich ist es, dass das Produkt von einem Konkurrenzhersteller übernommen und weiter gepflegt wird?
Genauso verhält es sich bezüglich der Hersteller von Betriebssystemen, Datenbanken, kaufmännischer Software oder Netzwerkinfrastrukturanbietern oder Serverherstellern. Die großen Marketplayer heißen hier Microsoft, SUN, IBM, Oracle, SAP, Hewlett Packard, Cisco, Dell usw. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die große Abhängigkeit von diesen Unternehmen sicherlich bedenklich. Abhängigkeiten von großen Monopolisten gab es jedoch in der Informationstechnologie schon immer und wird es auch in Zukunft geben. Diese Abhängigkeiten kosten den Kunden eventuell viel Geld, wenn es dem Hersteller gelingt, die Preise aufgrund von fehlenden Alternativen zu diktieren. Doch von solchen Preisdiktaten ist dann nicht nur Ihr Unternehmen betroffen, sondern auch die Konkurrenz.
Sich persönlich über die Monopolstellung von Microsoft zu ärgern ist so unproduktiv wie sich jeden Tag an der Tankstelle über steigende Benzinpreise zu ärgern. Machen Sie's stattdessen wie ich: Kaufen Sie ein Reverse-Bonuszertifikat auf Erdöl, um vom steigenden Erdölpreis zu profitieren, oder ein Reverse-Bonuszertifikat auf die Microsoft-Aktie (z.B. Wertpapierkennnummer DB7WTF von der deutschen Bank), um vom stagnierenden oder fallenden Kurs der Microsoft-Aktie zu profitieren.
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