18.16 Einsparpotenziale bei der Beschaffung von Hardware
 
18.16.1 Preis- und Garantieverfall verbieten den Kauf auf Vorrat
 
Bei Serverkomponenten habe ich z.B. festgestellt, dass die Preise bis zu 50 % pro Jahr verfallen bzw. dass man nach einem Jahr für denselben Preis Komponenten mit doppelter Kapazität oder Leistung erhält. Das bedeutet aber andererseits, dass Sie Ihre Server-Hardware innerhalb von zwei Jahren technisch abschreiben müssen. Folglich scheint es nicht angebracht, bei der Zusammenstellung der Komponenten zu große Reserven zu berücksichtigen, um das Wachstum im Mail-Aufkommen bei Exchange Servern oder im Datenvolumen bei Dateiservern einzuplanen. Eher scheint es sinnvoll, nach etwa drei Jahren einen neuen Server zu kaufen, diesen neuen Server parallel zum vorhandenen Server zu aktivieren, die Postfächer oder Dateibestände innerhalb der Folgezeit zu transferieren und den alten Server nach Übernahme aller Dateibestände und Funktionen für andere Zwecke (Softwarearchivserver oder Druckserver oder als Arbeitsplatzrechner) weiter zu verwenden. Bei den hinzugekauften Servern haben Sie nicht nur wieder eine entsprechende Garantiezeit, sondern auch optimal aufeinander abgestimmte Komponenten und dem aktuellen Stand der Technik angepasste Managementfunktionen.
Dasselbe gilt für Backup-Hardware. Die Kapazitäten von Streamern und Sicherungsbändern verdoppeln sich in kurzen Zeitabständen, die Preise verfallen ebenso schnell. Es ist also nicht sinnvoll, heute einen Streamer zu kaufen, der das vorhandene Datenvolumen und einen geplanten Zuwachs von 100 Prozent innerhalb der nächsten zwei Jahre jede Nacht komplett sichern kann. Spätestens in einem Jahr werden Sie am Markt einen weiteren Streamer für denselben Preis kaufen können, der die doppelte Kapazität an Daten bei halbierter Datentransferzeit sichern kann, der jedoch dann beim Kauf wieder eine frische Garantiezeit hat, während die des Altgerätes vielleicht schon abgelaufen ist.
Aufschiebbare Investitionen sollten aufgrund des stetigen Preisverfalls zeitlich so weit wie möglich nach hinten verschoben werden. Kaufen Sie keine Hardware auf Vorrat und schließen Sie keine langfristigen Abrufverträge mit Lieferanten ab.
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18.16.2 Wartungsverträge für Server nützen vorwiegend dem Hersteller
 
Dies gilt auch für Wartungsverträge. Für einen angebotenen Serverwartungsvertrag habe ich einmal durchgerechnet, dass der Hersteller bei Abschluss des Vertrages innerhalb von drei Jahren den Einstandspreis für die gekauften Server ein zweites Mal verdient hätte. Seine Gegenleistung bestand darin, an fünf Werktagen während der üblichen Geschäftszeiten (montags bis freitags von 8 Uhr bis 17 Uhr) eine Reaktionszeit von vier Stunden zu garantieren. Doch was verstand der Hersteller unter »Reaktionszeit«? Wenn dem Hersteller genau mitgeteilt wurde, welche Hardwarekomponente fehlerhaft war, so verpflichtete sich der Hersteller, diese Komponente als Ersatzteil auf den Weg zu bringen. Ein Fahrer des Lieferanten hätte dann das Ersatzteil vorbeigebracht und ich hätte es austauschen können. Ein derartiger Wartungsvertrag bedeutet also nicht unbedingt, dass im Ernstfall ein Experte des Herstellers das Problem analysiert, die richtigen Maßnahmen einleitet und selbst durchführt.
Berufserfahrene Systemadministratoren wissen jedoch, dass auftretende Probleme an einem Server sich oft nicht eindeutig auf eine defekte Hardwarekomponente zurückführen lassen. Man vermutet vielleicht, dass ein defekter Speicherbaustein oder ein Festplattencontroller oder auch nur ein fehlerhafter Treiber für diese Komponente den Fehler verursacht. Also tauscht man diese Komponente aus, um anschließend festzustellen, dass der Fehler immer noch vorliegt. Kauft man aber z.B. drei Server vom selben Typ ein und spielt mit dem Gedanken, einen Wartungsvertrag über diese Server abzuschließen, so könnte man statt des Wartungsvertrages kostenneutral einen vierten Server gleich dazuordern, denn dieser vierte Server kostet über drei Jahre gerechnet so viel wie ein Wartungsvertrag für drei Server. Diesen Ersatzserver kann man für Testzwecke nutzen und im Ernstfall quasi als Ersatzteillager für die Produktivserver verwenden.
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