18.10 Benötigte HAL-Abbilder
 
Egal, ob Sie sich später bezüglich der Erstellung des Komplettabbilds für die RIPrep-Methode oder für Tools von Drittanbietern wie z.B. Ghost oder TrueImage entscheiden, Sie werden in einer Organisation, in der es Computer mit unterschiedlicher Hardware gibt, mehrere Abbilder für die verschiedenen HAL-Typen (HAL = Hardware Abstraction Layer) erstellen müssen. Die Datei Hal.dll muss auf dem Originalcomputer, von dem ein Abbild erstellt wird, und auf dem Zielcomputer, auf den das Abbild aufgespielt wird, identisch sein. Laut Microsoft existieren sechs verschiedene Versionen der Hal.dll:
ACPI-PIC
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Non-ACPI-PIC-UP
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ACPI-APIC-UP
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Non-ACPI-APIC-UP
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ACPI-APIC-MP
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Non-ACPI-APIC-MP
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Die Abkürzungen haben folgende Bedeutung:
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ACPI = Advanced Control and Power Interface |
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PIC = Programmable Interrupt Controller |
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APIC = Advanced Programmable Interrupt Controller |
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UP = Uni Processor |
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MP = Multi Processor |
Gehen wir davon aus, dass es keine Endanwender-Computer mit mehreren Prozessoren gibt, so verbleiben vier unterschiedliche Typen von Computern, für die bis auf die HAL identische Abbilder erzeugt werden müssen. Wenn alle älteren Computer, die nicht über die PIC- oder ACPI-Funktion verfügen, auch aus Performance-Gründen beim Ausrollen des neuen Systems gegen neuere Computer ausgetauscht werden, fallen damit Abbilder für Non-ACPI-PIC und Non-ACPI-APIC-HALs weg. Dennoch werden Sie vielleicht weitere Abbilder erzeugen wollen, weil es mehrere Typen von Standard-Computern geben muss: z.B. Standardarbeitsplätze mit und ohne kaufmännische Software, CAD-Arbeitsplätze oder so genannte Kiosk-Computer für Besucher, auf denen nur eine bestimmte Spezialsoftware wie ein Informationssystem oder ein Buchungssystem laufen soll.
Wenn diese verschiedenen Mustercomputer jedoch ansonsten identisch aufgebaut sein sollen und keine Unterschiede aufweisen sollen, die sich durch eine manuelle Konfiguration einschleichen würden, so muss die Konfiguration dieser verschiedenen Mustercomputer weitgehend automatisiert erfolgen. Sind die Automationsroutinen ausreichend mit Kommentarzeilen versehen, so ist das Zustandekommen der Musterkonfigurationen gleichfalls dokumentiert und erfüllt die Anforderungen eines Qualitätsmanagements.
18.10.1 Windows mit mehreren HAL-Typen parallel installieren
 
Windows lässt sich aber auch mit mehreren parallelen HALs installieren. Bei einer entsprechend angepassten Datei boot.ini kann beim Start der gewünschte Kernel gewählt werden. Bei einem System, das nach dem Wechsel des Motherboards nicht mehr startet, kann die boot.ini nachträglich manipuliert werden, um den Start zu erzwingen und anschließend eine Update-Installation aus dem laufenden System vorzunehmen, um eine neue Hardware-Erkennung zu erzwingen.
Um eine andere Kombination aus HAL und Kernel zu starten als die Default-Installation, müssen Sie in der Datei boot.ini die Dateinamen von Kernel und HAL als zusätzliche Parameter übergeben, indem Sie den folgenden Eintrag an die entsprechende Zeile in den Abschnitt [operating systems] anfügen:
/HAL=meinehal.dll /KERNEL=meinkernel.exe
Die Default-Namen für HAL und Kernel sind hal.dll und ntoskrnl.exe. Auf der Windows-CD finden Sie die entsprechenden Dateien im Ordner i386. Von dort entpacken Sie die gewünschte Version in das Verzeichnis %Windir%\System32. Um also beispielsweise die HAL für einen Standard-PC mit ACPI zu kopieren, verwenden Sie die Befehle:
copy halacpi.dl_ c:\windows\system32\meinehal.dl_ expand meinehal.dl_ meinehal.dll
Dasselbe Verfahren führen Sie mit dem NT-Kernel durch. Im Verzeichnis i386 der Windows-CD finden sich unter anderem die folgenden HAL- und Kernel-Versionen. Bei der Installation wird jeweils die von Windows ausgewählte unter dem Namen hal.dll bzw. ntoskrnl.exe in das System32-Verzeichnis von Windows kopiert.
HAL-Varianten
Dateiname
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Beschreibung
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HAL.DL_
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Standard-PC, kein ACPI, kein APIC
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HALACPI.DL_
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ACPI-PC, kein APIC
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HALAPIC.DL_
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Standard-PC, kein APCI, mit APIC
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HALAAPIC.DL_
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Standard-PC, mit ACPI, mit APIC
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HALMACPI.DL_
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Multi-Prozessor-PC, mit ACPI
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HALMPS.DL_
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Multi-Prozessor-PC, ohne ACPI
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APIC steht für Advanced Programmable Interrupt Controller. Dieser Interrupt-Controller dient zur Steuerung von Interrupts in einem Multiprozessor-System.
Kernel-Varianten
Dateiname
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Beschreibung
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ntoskrnl.ex_
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Standard-Single-Prozessor-Kernel
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ntkrnlmp.ex_
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Multi-Prozessor-Kernel
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Nach der Installation eines Service Packs sollten Sie immer auch die alternativen HALs und Kernels durch Extrahieren und Kopieren aus den Service Packs aktualisieren. Dazu entpacken Sie das Service Pack, indem Sie es mit dem Parameter –x aufrufen.
Es kann eventuell auch helfen, den Quellcomputer vor der Erstellung des RIPrep-Abbildes mit den originalen Windows-XP-Treibern bzw. Windows-2000-Treibern zu »impfen«.
Eine Anleitung finden Sie auf der Buch-DVD im Verzeichnis Windows XP\inaccessable Boot Device – System vorher impfen.
18.10.2 Wenn mit Imagetools erstellte Systemabbilder nicht starten
 
Sie können übrigens ein mithilfe von Imagetools wie Ghost oder TrueImage erstelltes Abbild eines Computers auch auf einem Computer mit anderem HAL-Typ durch einen Trick zum Laufen bringen. Haben Sie das Abbild auf einen anderen Client übernommen und stürzt Windows XP beim Starten ab, so kann dieses verschiedene Ursachen haben: eine andere HAL, nicht passende Chipsatz-Treiber, ein anderer Festplattencontroller, falsche Grafiktreiber usw. Dies ist aber kein Grund, sofort aufzugeben. Booten Sie den Rechner mit einer Windows-XP-CD. Wählen Sie nicht die Systemwiederherstellung. Auch im Installationsfenster Windows XP Professional Setup · Willkommen wählen Sie nicht R=Reparieren, sondern betätigen die Eingabetaste zum Fortsetzen der Installation. Danach sucht die Setup-Routine nach bereits installierten Windows-Versionen. Zeigt der nächste Bildschirm dann die Installation unter C:\Windows an, so wählen Sie in diesem Bildschirm R=Reparieren. Es erfolgt eine neue Hardware-Erkennung, bei der dann die fehlerhaften Treiber ersetzt werden, ohne dass die installierten Anwendungen und deren Registrierdatenbankeinträge verloren gehen. Danach müssen Sie eventuell die Treiber-CDs des Motherboards und der Grafikkarte einlegen und Windows-XP-Updates nachinstallieren.
Oft hilft es auch, den Quellcomputer vor der Erstellung des Abbildes mit den originalen Windows-XP-Treibern bzw. Windows-2000-Treibern zu »impfen«.
Im nachfolgenden Kapitel wird untersucht, welche Anwendungen bereits auf dem Musterclient installiert werden sollten, bevor das Komplettabbild erstellt und dann auf viele Clients verteilt wird, und welche Anwendungen später nachinstalliert werden sollten. Sie werden feststellen, dass viele Spezialanwendungen nicht in ein spezielles Abbild gehören, sondern aus technischen Gründen über ein spezielles Skript oder eine MSI-Datei verteilt werden sollten. Die Anzahl der benötigten RIS-Abbilder reduziert sich dadurch erheblich. Vielleicht werden Sie sogar zu dem Schluss kommen, dass ein einziges RIPrep-Abbild eines Musterclients ausreicht.
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