22 Hyper-V und Virtualisierung 

Einen Rechner im Rechner betreiben – so ungefähr stellt sich der Laie die Virtualisierung vor. Unter Windows 7 hatte Microsoft zu diesem Zweck noch den Windows Virtual PC bereitgestellt, mit dessen Hilfe sich z. B. Windows-XP-Programme nutzen ließen, die unter Windows 7 ihren Dienst verweigerten. Seit Windows 8 setzt Microsoft nun auf die Hyper-V-Technik zur Virtualisierung von Betriebssystemen. Diese steht allerdings nicht unter allen Windows-Versionen zur Verfügung. Lediglich Anwender, die über die Windows-10-Pro- oder -Enterprise-64-Bit-Edition verfügen, können ein virtuelles System per Hyper-V einrichten. Aber auch für diejenigen, die Windows 10 Home nutzen, gibt es eine kostenlose Möglichkeit zur Virtualisierung von Betriebssystemen. Am Ende des Kapitels zeigen wir Ihnen, wie Sie mit VirtualBox das Gleiche erreichen.
22.1 Was ist Virtualisierung? 

Das Wort virtuell ist heute in jedermanns Mund. Damit bezeichnet man in erster Linie Dinge, die in der Realität nicht existieren bzw. die man nicht anfassen kann. Ein virtueller Computer ist daher eine Plattform, die von der Software eines real existierenden Rechners (Host bzw. Wirt genannt) simuliert wird, sodass das darauf installierte Betriebssystem den Eindruck erweckt, als würde es auf einem real existierenden Computer laufen. Das virtualisierte Betriebssystem wird Client oder Guest (Gast) genannt. Die für den Betrieb des virtuellen Betriebssystems notwendige Hardware wird vom »echten« Computer in das virtuelle System »weitergereicht«. Ein Anwender bekommt davon nichts mit, es scheint so, als würde man auf einem normalen Computer arbeiten.
Mithilfe der Virtualisierung bieten sich dem Anwender interessante Möglichkeiten:
-
Im Rahmen von Systemaktualisierungen kommt es oft vor, dass ältere Software ihren Dienst verweigert. Zu diesem Zweck richtet man per Virtualisierung ein System mit der alten Version des Betriebssystems ein, auf dem die älteren Programme noch problemlos laufen.
-
Wer einmal ein anderes Betriebssystem testen möchte, der erstellt zu diesem Zweck ebenfalls einen virtuellen Computer. So lässt sich beispielsweise Linux in einer virtuellen Maschine auch unter Windows betreiben. Das geht mittlerweile recht einfach durch Installation einer App aus dem Microsoft Store. Viele Computerkundige nutzten früher die Möglichkeit der Virtualisierung, um in den Zeiten des relativ unsicheren Windows XP eine virtuelle Linux-Maschine zu betreiben, mit deren Hilfe dann sicherheitskritische Dinge wie elektronisches Banking oder Bestellungen erledigt wurden, ohne Gefahr zu laufen, durch Malware angegriffen zu werden. Das ist heute dank der verbesserten Sicherheitsstruktur von Windows 10 nicht mehr erforderlich. Von der Virtualisierung ausgeschlossen ist Apples Betriebssystem macOS, das von Apple auf deren spezielle Hardware angepasst wurde. (Lesen Sie hierzu auch den Kasten »Ubuntu und Windows-Subsystem für Linux unter Windows 10 einrichten«.)
-
Zu guter Letzt können mithilfe der Virtualisierung die üblicherweise instabilen Insider Preview Builds von Windows mit all ihren topaktuellen Features getestet werden, ohne in die Gefahr zu geraten, das aktuelle System zu destabilisieren.