9 Diagramme optimal einsetzen
Wer eine Tabelle in ein Diagramm umsetzen will, steht vor der Frage, welche der zahlreichen Diagrammtypen und welcher der zu jedem Typ gehörigen Untertypen für den gegebenen Zweck am besten geeignet ist. Dieses Kapitel will Ihnen bei der Lösung dieser Frage behilflich sein. Es gibt anhand von Musterbeispielen einen Überblick über die Fülle der Möglichkeiten und zeigt, für welche Art von Daten welcher Diagrammtyp am ehesten geeignet ist. Zusätzlich sollen noch spezifische Gestaltungsmöglichkeiten einzelner Diagrammtypen skizziert werden.
Auswahlkriterien für den Diagrammtyp
- Ein Diagramm sollte überschaubarer sein als die zugehörige Tabelle. Dieser Zweck kann durch unnütze Überladung eines Diagramms mit allerhand barocken Details verfehlt werden.
- Ein Diagramm sollte die Daten korrekt wiedergeben. Skalierungstricks, die Unterschiede verschärfen oder verwischen, sollten vermieden werden. Im Ausnahmefall müssen sie erkennbar vermerkt werden.
- Besonders innerhalb einer Gesamtdarstellung sollten für gleiche Datentypen gleiche Diagrammtypen verwendet werden. Das dient der Klarheit.
Verstöße gegen diese Regeln sind leider an der Tagesordnung. Das fängt beim übermäßigen Gebrauch von 3D-Effekten an und hört damit auf, dass viele Diagramme maßstäblich so verzerrt sind, dass sie eigentlich nur noch aussagen, dass irgendetwas mehr wird oder weniger.
9.1 Standarddiagramme
Säulen- und Balkendiagramme sind die beiden Diagrammtypen, die in gedruckten Publikationen und im Fernsehen zumindest am häufigsten auftreten. Kreisdiagramme sind im Einsatz, wenn gezeigt werden soll, wie »der Kuchen geteilt wird«, denken Sie nur an die belieben Parteien-Diagramme in den Wahlsendungen. Liniendiagramme werden vor allem verwendet, wenn eine größere Anzahl von Daten auszuwerten ist.
Säulen- und Balkendiagramme
Seine fast universelle Verwendbarkeit verdankt das Säulendiagramm der Tatsache, dass die einzelnen Säulen in der Wahrnehmung als diskrete, voneinander unabhängige Elemente erlebt werden. Kaum jemand kommt deshalb auf den Gedanken, aus der Höhe zweier nebeneinander stehenden Säulen auf irgendeinen Wert zwischen diesen beiden Säulen zu schließen. Sie stellen also tatsächlich nur und genau die Daten dar, die in der zugrunde liegenden Tabelle vorhanden sind. Da die waagerechte Achse traditionell besonders als Zeitachse verwendet wurde und wird, liegt die Nutzung für die Darstellung von Entwicklungen im weitesten Sinne nahe.
Welchen Eindruck ein solches Diagramm auf die Betrachter macht, wird entscheidend durch die Skalierung bestimmt, wie das folgende Beispiel deutlich zeigt. Dargestellt wird die zeitliche Entwicklung der Verschuldung eines (fiktiven) Staates.
Schuldenentwicklung – mehr oder weniger dramatisch dargestellt – Säulendiagramme mit linearer oder logarithmischer Skala
Bei der logarithmischen Skala sieht der Schuldenanstieg längst nicht so dramatisch aus.
Säulenvarianten – neben- oder übereinander
Bei mehreren Datenreihen gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, die Daten in Säulen umzusetzen: Die den verschiedenen Daten entsprechenden Säulen können nebeneinander oder übereinander angeordnet werden. In diesem Fall spricht man von gestapelten oder gestaffelten Säulen.
Bei dem ersten Untertyp Gruppierte Säulen werden die Säulen einer Säulengruppe jeweils in einer einheitlichen Farbe angezeigt. Untertyp 2 stapelt bei mehreren Datenreihen die einzelnen Säulen übereinander. Das ist sinnvoll, wenn die damit angezeigte Gesamtheit auch tatsächlich etwas bedeutet, etwa die Gesamtsumme der Schulden bei verschiedenen Schuldenarten.
Untertypen für Säulendiagramme
Ebenfalls gestapelt sind die Säulen im Untertyp 3, wobei hier aber die Daten jeweils auf prozentuale Anteile umgerechnet werden. Das ist eine nützliche Diagrammform, wenn anteilmäßige Zusammensetzungen, für die man einzeln ein Kreisdiagramm wählen könnte, über mehrere Zeiträume oder Regionen oder dergleichen dokumentiert werden sollen. Als Beispiel mögen hier die Ergebnisse von früheren Bundestagswahlen dienen:
Wahlergebnisse – Säulendiagramm zur Darstellung von Anteilen
Derartiges Datenmaterial würde, wollte man es mit Kreisdiagrammen darstellen, zwölf Diagramme erfordern, als Ringdiagramm wäre es völlig unübersichtlich.
Die Untertypen 4 bis 6 entsprechen den Untertypen 1 bis 3, bis auf die dreidimensionale Darstellung der einzelnen Säulen. Nur der 7. Untertyp ist ein 3D-Diagramm im eigentlichen Sinne, das mit 3 Achsen arbeitet. Dazu mehr weiter unten. Die restlichen Untertypen in dieser Gruppe sind nur Varianten, die anstelle von Säulen Zylinder, Kegel oder Pyramiden verwenden.
Balkendiagramme – bei langen Rubriken
Ganz ähnlich wie Säulendiagramme sind die Balkendiagramme aufgebaut, mit dem Unterschied, dass die Rubrikenachse hier senkrecht und die Größenachse waagerecht angeordnet ist.
Untertypen des Balkendiagramms
Im Prinzip lassen sich alle Daten, die in einem Säulendiagramm dargestellt werden können, ebenso mit einem Balkendiagramm wiedergeben. Trotzdem sollte man generell darauf verzichten, Daten, bei denen die Rubrikenachse für eine zeitliche Abfolge steht, in ein Balkendiagramm umzusetzen. Dies würde der Assoziation widersprechen, die die waagerechte Achse mit zeitlichen Abläufen verbindet.
Dagegen ist das Balkendiagramm für alle diejenigen Fälle, in denen die Rubriken qualitative Merkmale sind, ganz vorzüglich geeignet. Obwohl auch in diesen Fällen ein Säulendiagramm möglich wäre, gibt es oft einen gewichtigen Grund, ein Balkendiagramm zu wählen: Gerade bei qualitativen Rubriken sind häufig die Rubrikenbezeichnungen ziemlich lang und lassen sich deshalb in einem Säulendiagramm nicht vernünftig abbilden.
Hier ein typisches Beispiel für ein Balkendiagramm: Abgebildet werden sollen die Durchschnittsverdienste von Männern und Frauen, aufgeschlüsselt nach der Stellung in der beruflichen Hierarchie.
Wie immer bei qualitativen Rubriken ist es sinnvoll, die Rubriken nach einem Kriterium zu ordnen. Im vorliegenden Fall bietet sich der Rang in der beruflichen Hierarchie an. Wenn die Rubriken selbst keine bestimmte Ordnung nahe legen, sollte nach den Größen sortiert werden.
Balkendiagramm für qualitative Rubriken
Bei den Balkendiagrammen sind die angebotenen Untertypen nahezu identisch mit denen des Säulendiagramms, nur dass eben die Rubrikenachse senkrecht und die Größenachse waagerecht angeordnet ist.
Liniendiagramme – für Trends besonders geeignet
Diagramme, in denen der Datenverlauf durch eine Linie in einem rechtwinkligen Koordinatensystem wiedergegeben wird, sind sozusagen die Urform der Diagramme. Liniendiagramme haben den gewichtigen Vorteil, dass sich hier viel mehr Daten unterbringen lassen als in den Diagrammtypen, in denen die einzelnen Datenpunkte jeweils durch ein Platz greifendes grafisches Element (Balken, Säulen etc.) abgebildet werden.
Dies wird durch den Nachteil erkauft, dass die einzelnen Datenpunkte nicht so ins Auge fallen wie bei einer Säule oder einem Balken. Als Beispiel sei hier ein Diagramm vorgestellt, das die Entwicklung des Energieverbrauchs für die verschiedenen Energiearten zeigt.
Bei allen Diagrammformen, in denen die Daten durch eine Linie abgebildet werden, liegt es nahe, auf Daten zwischen den einzelnen Datenpunkten zu schließen (interpolieren), also auf Daten, die in der zugrunde liegenden Tabelle gar nicht vorhanden sind. Demnach sollten Liniendiagramme auch nur verwendet werden, wenn dieser Schluss tatsächlich erwünscht und gerechtfertigt ist. Obendrein sollte das Liniendiagramm nur dann benutzt werden, wenn die (waagerechte) Rubrikenachse für einen zeitlichen oder einen anderen größenmäßigen Verlauf steht. In all den Fällen, wo die Rubrikenachse rein qualitative Merkmale enthält, wäre ein Liniendiagramm völlig unangebracht.
Liniendiagramm zum Energieverbrauch
Untertypen des Liniendiagramms
Beim Untertyp 1 werden Linien ohne Datenpunkte dargestellt, bei Untertyp 2 und 3 handelt es sich um gestapelte bzw. auf 100 % bezogen gestapelte Linien, entsprechend den gestapelten Säulen. Die Untertypen 4 bis 6 entsprechen wieder den Typen 1 bis 3, nur werden zusätzlich die Datenpunkte angezeigt. Untertyp 7 gibt anstelle der Linien Bänder aus, die einen 3D-Effekt erzeugen.
Varianten zum Liniendiagramm
Kreisdiagramme – wenn es um Anteile geht
Kreis- oder Tortendiagramme sind die Standarddiagramme für alle Daten, bei denen die Zusammensetzung eines Ganzen dargestellt werden soll. Sie benötigen kein Koordinatenkreuz und unterscheiden sich von den bisher behandelten Diagrammen durch die ausschließliche Darstellung von Anteilen. Die Gesamtfläche des Kreises ist immer 100 %, die Flächen der Kreissektoren sind dabei das Maß für den prozentualen Anteil der Teilkomponenten an der Gesamtgröße.
In dem folgenden Diagramm, das die Anteile verschiedener Gruppen am deutsch-französischen Jugendaustausch (1983) darstellt, wäre eine Ordnung der Daten (z. B. nach der Größe des Anteils) eher unerwünscht, weil sie gleichzeitig eine Hierarchisierung nahe legen würde.
Ein Kreisdiagramm stellt Anteile dar.
In allen Fällen, wo die Anteile am Ganzen in keine sinnvolle Reihenfolge gebracht werden können – sonst könnten gestapelte Balken oder Säulen gewählt werden –, ist das Kreisdiagramm die sinnvollste Möglichkeit der grafischen Darstellung. Wie bei allen anderen Diagrammen wird auch hier die Lesbarkeit durch zu viele Rubriken erschwert. Wenn mehrere Datenreihen auf diese Weise dargestellt werden sollen, lassen sich verschiedene Kreisdiagramme nebeneinander stellen. Geeigneter ist dann aber oft das weiter unten dargestellte Ringdiagramm.
Untertypen bei Kreisdiagrammen
Für das Kreisdiagramm werden sechs Untertypen angeboten. In der ersten Reihe bleiben die Kreissegmente zusammen, bei den Untertypen 4 und 5 werden sie ausgerückt. Bei den Untertypen 2 und 5 kommt lediglich ein 3D-Effekt hinzu.
Untertypen beim Kreisdiagramm
Die Untertypen 3 und 6 sind für Fälle gedacht, in denen neben einigen größeren Anteilsstücken auch eine Reihe von kleinen Anteilsstücken darzustellen ist. Diese Kleinteile können dann einerseits zu einem Stück zusammengefasst werden, andererseits zusätzlich in einem kleineren Kreis wie bei 3 oder in einem Balkenblock dargestellt werden. Auf diese Weise kann etwa bei einer Wahlauswertung einerseits der Gesamtanteil der kleinen Parteien angezeigt werden, gleichzeitig aber die Verteilung innerhalb dieser Gruppe.
Beispiel für den Untertyp 3
Welche Teile in dem zweiten Kreis erscheinen sollen, können Sie auf dem Register Reihenoptionen beim Formatieren der Datenreihe festlegen. Im Beispiel sind die letzten drei Werte der zweiten Zeichnungsfläche zugeordnet. Stattdessen könnte auch eine Aufteilung nach einem Prozentwert vorgenommen werden. Alle Werte unter dem ausgewählten Prozentwert werden dann in den zweiten Kreis eingefügt. Die Größe dieser zweiten Kreisfläche kann mit dem Schieberegler stufenlos eingestellt werden.
Beschriftung bei Kreisdiagrammen
Ob ein Kreisdiagramm als gelungen angesehen wird, hängt stark von der Art der Datenbeschriftung ab. Diese kann über die Palette zu Datenbeschriftungen, die in der Gruppe Layout/Beschriftungen angeboten wird, eingestellt werden.
Palette zu Datenbeschriftungen bei Kreisdiagrammen
Während hier hauptsächlich Optionen zur Positionierung der Beschriftung wählbar sind, öffnet die Option Weitere Datenbeschriftungsoptionen einen Dialog, in dem insbesondere auch der Inhalt der Beschriftung bestimmt werden kann.
Optionen zu Datenbeschriftungen bei Kreisdiagrammen
Sie können wählen, ob zu den einzelnen Kreissegmenten der jeweilige Wert, der Datenreihen- oder der Kategorienname oder der jeweilige Prozentsatz angezeigt werden soll. Ist eine Datenbeschriftung ausgewählt, kann noch abgehakt werden, dass das Legendensymbol, also das kleine Farbmuster, neben die Beschriftung gesetzt wird. Außerdem lassen sich Führungslinien einblenden, die die Beschriftung mit dem Kreissegment verbinden, um die Zuordnung bei kleinen Segmenten zu erleichtern.
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