1.4 Neue Features
Adobe hat nicht nur sehr offensichtlich an der Verbesserung der Benutzeroberfläche gearbeitet. Auch in anderen Bereichen ist eine ganze Reihe von Neuerungen zu verzeichnen. Diese seien im Folgenden kurz skizziert.
1.4.1 Content Aware Scaling
Bei Vorführungen der neuen Version CS4 von Photoshop ist dieses neue Feature sicher der Hingucker gewesen. Unter dem englischen Namen meist öfter zu finden als unter der etwas holprigen deutschen Übersetzung »Skalieren (Inhalt bewahren)«, bietet diese Funktion teils erhebliche Skalierungen, die allerdings bestimmte Bildbereiche ausnehmen. Diese Methode erkennt detailreiche Bildteile und schützt sie vor Manipulation, während die Skalierung in »unwichtigen « Bildbereichen stattfindet.
Bereits die Automatik funktioniert sehr gut. Man kann in diesen Prozess aber auch noch eingreifen und erstaunliche Ergebnisse erzielen. Ein Foto vom Quer- auf das Hochformat umzukomponieren, ist damit gut möglich. Praktische Beispiele zu diesem Thema finden Sie in Abschnitt 8.5.4.
Abbildung 1.12 Content Aware Scaling: links vorher, rechts nachher
1.4.2 Focus Stacking
Innerhalb der Bildmontage-Automatiken rund um Ebenen automatisch ausrichten und Ebenen automatisch überblenden hat Adobe eine kleine, aber feine Neuerung untergebracht. Nimmt man eine Bilderserie auf, bei der man die Brennweite für jedes Bild ein wenig verändert, um trotz der geringen Tiefenschärfe (vor allem bei Makroaufnahmen) von jedem Teil des Sujets eine scharfe Partie zu erwischen, so kann man diese Serie in Photoshop mittels »Focus Stacking« zusammenmontieren.
Abbildung 1.13 Komplett scharfe Makro-Aufnahmen mit Focus Stacking
Eine solche Montage ist überall scharf. Die Einzelheiten zu diesem Verfahren lesen Sie in Abschnitt 8.9.3.
1.4.3 Kugelpanoramen
Adobe hat die Funktion Photomerge zur Erstellung von Panoramen aus Einzelbildern verbessert. Erstmals sind jetzt in Photoshop mehrzeilige Panoramen möglich, die bis hin zu einem Bildwinkel von 360 x 180° auch eine ganze Kugel überstreichen können (Sphärisches Panorama). Bisher waren nur einreihige, zylindrische Panoramen möglich.
Abbildung 1.14 Sphärisches Panorama (unten) mit Photomerge aus 30 Einzelbildern montiert (oben)
Für die Vollendung der Kugelpanoramen an Kopf- und Fußpunkt mit je einer Aufnahme nach unten und oben arbeitet Photomerge mit den 3D-Features von Photoshop zusammen. Wie das im Einzelnen abläuft, steht in Abschnitt 8.10.
1.4.4 Erweiterte 3D-Funktionen
Die in Photoshop CS3 eingeführte 3D-Funktionalität ist nun den Kinderschuhen entwachsen und erheblich verbessert und erweitert worden.
Als offensichtlichstes Merkmal sind alle 3D-Funktionen nicht mehr modal wie zuvor, wo man wie beim Transformieren in den 3D-Modus gewechselt ist, um ihn mit OK oder Abbrechen wieder zu verlassen. Alle 3D-Funktionen sind nun permanent verfügbar, und die entsprechenden Werkzeuge sind Bestandteil der Werkzeugleiste. Dazu gibt es nun eine 3D-Palette, die alle Eigenschaften einer 3D-Ebene übersichtlich geordnet zugänglich macht.
Abbildung 1.15 Die neue 3D-Palette
Neu in der Version CS4 ist auch die Möglichkeit, in Photoshop selbst 3D-Objekte zu erzeugen, anstatt sie, wie bisher, nur importieren zu können. Diese einfachen 3D-Grundformen kann man um eigene Körper als Vorgaben ergänzen.
Abbildung 1.16 In Photoshop verfügbare 3D-Grundformen
Zusätzlich gibt es über ein optionales Plugin eine direkte Verbindung zur Online-3D-Bibliothek von Google, von der man 3D-Modelle in Photoshop laden und weiterbearbeiten kann. Photoshop CS4 kann zudem auch 3D-Ebenen als Objekte auch wieder exportieren und sie damit einer weiteren Bearbeitung in 3D-Programmen zugänglich machen. Die Bearbeitungsmöglichkeiten einer 3D-Ebene hat Adobe mit Photoshop CS4 massiv ausgebaut. Endlich kann man in Photoshop neue Texturen für Modell-Oberflächen anlegen und ist nicht mehr auf importierte Texturen angeweisen. Auch sind deutlich mehr Eigenschaften einer solchen Oberfläche verfügbar.
Abbildung 1.17 Montage von 2D- und 3D-Elementen
Zusätzlich arbeiten die 2D-Bildbearbeitung und -Montage nun mit den 3D-Ebenen weitgehend zusammen. Man kann auf 3D-Flächen malen, retuschieren und auch andere Ebenen einmontieren. Auch die Arbeit mit Text funktioniert jetzt.
Details und praktische Beispiele zu den 3D-Funktionen finden Sie in Kapitel 16.
1.4.5 Pixel Bender
Das Filter-Plugin »Pixel Bender« gehört nicht zum Lieferumfang von Photoshop CS4, sondern ist eine programmübergreifende Technologie, die auch vom Video-Compositing-Programm After Effects und von Flash benutzt wird. Dabei handelt es sich nicht um einen einzelnen Effekt, sondern um eine technische Schnittstelle, mit der Photoshop für seine Bildbearbeitung direkten Zugriff auf den Prozessor und den Speicher der Grafikkarte bekommt. Durch ihre hohe Spezialisierung auf reine Bildmanipulation ist diese um ein Vielfaches schneller als der Prozessor des Computers. Eine entsprechende Ausstattung vorausgesetzt, kann man in Photoshop so Filtereffekte in Echtzeit haben.
Abbildung 1.18 Pixel Bender
Für das Plugin Pixel Bender kann man sich auf der Adobe-Website Filter herunterladen, man kann aber auch über die relativ einfache Programmiersprache, die dahintersteckt, eigene Filter erstellen. Wie das funktioniert, sehen Sie in Abschnitt 10.8.2.
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