1.3 Webseiten für alle – Zugänglichkeit und Barrierefreiheit 

Gute Webseiten stehen einer möglichst großen Anwenderschar zur Verfügung. Was selbstverständlich klingt, ist es leider nicht. Für viele Menschen gibt es (unüberwindbare) Barrieren, die sie an der Nutzung einer Webseite hindern oder die Nutzung zumindest negativ beeinflussen. Als Beispiel werden häufig sehbehinderte Menschen genannt, die sich eine Webseite mittels eines Screenreaders vorlesen lassen. Eine Webseite sollte möglichst barrierefrei sein. Im Englischen nennt sich dies Accessibility, was sich im Deutschen besser mit Zugänglichkeit übersetzen lässt.
»Die Zugänglichkeit einer Webseite ist nicht nur eine technische Frage, sondern betrifft ebenso die Inhalte und das Design.«
Barrieren ergeben sich nicht nur durch körperliche Einschränkungen, sondern können sich auch durch eingeschränkte Sprachkenntnisse, benutzte Hard- und Software (z. B. Smartphone) oder die Umstände der Benutzung (z. B. mit dem Smartphone nachts im Bus) ergeben und betreffen damit einen Großteil der Anwender. Zugänglichkeit ist daher kein Thema, das nur eine kleine Randgruppe betrifft. Von Webseiten, die zugänglich sind, profitieren alle Nutzer. Beispiele für mögliche Barrieren:
-
zu geringer Kontrast zwischen Textfarbe und Hintergrund
-
keine Optimierung für bestimmte Browser
-
zu kleine Schriftgrößen bzw. nicht flexibel anpassbar seitens des Anwenders
-
Bilder haben keinen alternativen Text.
-
Benutzung eines Touchscreen-Displays (Smartphone) (z. B. Probleme bei zu kleinen anklickbaren Bereichen eines Links)
-
mobile Nutzung mit eingeschränkter Datenverbindung
-
Steuerung ausschließlich per Tastatur
1.3.1 Zugänglichkeit und Technik 

Die Beachtung der Webstandards ist schon eine gute Voraussetzung für eine barrierearme Umsetzung. Werden die Elemente dann noch semantisch korrekt eingesetzt, ist schon vieles gut. Eine zugängliche Webseite beachtet unter anderem die folgenden technischen Aspekte:
-
Trennung von Inhalt und Design
-
semantischer Quellcode
-
Auch ohne CSS sollte die Seitenstruktur eindeutig sein.
-
eindeutige, verständliche URL und Title-Tag einsetzen
-
Alternativtexte für Bilder
-
Sprache des HTML-Dokuments zu Beginn festlegen (<html lang= "de">)
-
Bedienbarkeit bei unterschiedlichen Bildschirmauflösungen
-
geringe Ladezeit (keine unnötigen Dateien laden, keine Skripte doppelt laden, Bilder optimieren)
Web Developer Toolbar
Mithilfe des Browser-Add-ons Web Developer Toolbar können Sie die CSS-Dateien einer Webseite ausschalten und sich so die reine HTML-Struktur anzeigen lassen: addons.mozilla.org/de/firefox/addon/web-developer.
1.3.2 Zugänglichkeit und Inhalte 

Auch eine einfache, nachvollziehbare Navigationsstruktur samt eindeutiger Benennung der Navigationspunkte gehört genauso dazu wie eine einfache, verständliche Sprache. Eine zugängliche Webseite beachtet unter anderem folgende inhaltliche Aspekte:
-
klare, verständliche Navigationsstruktur
-
selbsterklärende Benennung der Navigationspunkte und Links (also nicht Hier klicken)
-
keine relevanten Inhalte nur durch Bilder, Grafiken oder Videos anzeigen bzw. alternativen Text bereitstellen
-
keine Rechtschreibfehler
-
einfache, verständliche Sprache
-
Texte strukturieren (mit Zwischenüberschriften, Aufzählungen, Tabellen usw.) zum Überfliegen und zur besseren Aufnahme
Zum Weiterlesen
Weitere Informationen zu den Anforderungen an eine Navigationsstruktur finden Sie in Kapitel 5, »Informationsarchitektur«, und in Kapitel 12, »Navigations- und Interaktionsdesign«.
1.3.3 Zugänglichkeit und Design 

Die optische Darstellung kann die Zugänglichkeit unterstützen oder aber sie behindern. Auf jeden Fall gibt es auch einige Gestaltungsaspekte zu beachten, die die Zugänglichkeit erleichtern. Dazu gehören unter anderem:
-
klarer Kontrast zwischen Text- und Hintergrundfarbe
-
nicht zu kleine Schriftgröße einsetzen
-
Auch ohne Bilder/Grafiken sollte die Webseite bedienbar bleiben.
-
Auch ohne CSS sollte die Seite bedienbar bleiben.
-
keine zu grellen Farbkontraste einsetzen
-
Farbblindheiten und -einschränkungen beachten
Die Zugänglichkeit einer Webseite zu sichern dient also allen Anwendern und sollte von Anfang an von allen Projektbeteiligten beachtet werden.
Accessibility-Richtlinien und -Checkliste
Es gibt eine Web Accessibility Initiative (WAI), eine Gruppierung innerhalb des W3C, die sich mit einem barrierefreien Internet auseinandersetzt. Diese hat unter anderem einen Standard entwickelt, die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.0), die klare Vorgaben bezüglich der Barrierefreiheit festlegen. Ist eine Webseite nach diesen Kriterien umgesetzt, kann dies als eine Art Qualitätssiegel angegeben werden.
-
die Richtlinien für barrierefreie Webinhalte (WCAG) 2.0:
w3.org/Translations/WCAG20-de -
eine Checkliste für die barrierefreie Umsetzung:
accessibility-checklist.ch
Zum Weiterlesen
Auf die Hürden, die bei der Farbwahrnehmung auftreten können, gehe ich in Abschnitt 9.9.1, »Hürden bei der Farbwahrnehmung«, ein.