16.2 Zählen von Häufigkeiten
Oft ist man an der Häufigkeitsverteilung der Elemente eines iterierbaren Objekts interessiert, beispielsweise daran, wie oft einzelne Buchstaben in einem String auftreten.[ 58 ](Über so eine Häufigkeitsanalyse lässt sich beispielsweise das Cäsar-Verschlüsselungsverfahren brechen. Dabei macht man es sich zunutze, dass die Buchstaben in natürlichsprachigem Text nicht gleichmäßig verteilt sind. So ist das e in der deutschen Sprache der am häufigsten vorkommende Buchstabe. ) Dieses Problem lässt sich elegant mit einem Dictionary lösen:
>>> t = "Dies ist der Text"
>>> d = {}
>>> for c in t:
... if c in d:
... d[c] += 1
... else:
... d[c] = 1
...
>>> d
{'D': 1, 'i': 2, 'e': 3, 's': 2, ' ': 3, 't': 2, 'd': 1, 'r': 1, 'T': 1,
'x': 1}
Der Datentyp Counter des Moduls collections ist ein Dictionary, das bei einem Zugriff mit einem unbekannten Schlüssel k automatisch ein Schlüssel-Wert-Paar k : 0 hinzufügt. Mit diesem Datentyp lässt sich der oben dargestellte Code vereinfachen:
>>> t = "Dies ist der Text"
>>> d = collections.Counter()
>>> for c in t:
... d[c] += 1
...
>>> d
Counter({'e': 3, ' ': 3, 'i': 2, 's': 2, 't': 2, 'D': 1, 'd': 1, 'r': 1,
'T': 1, 'x': 1})
Im Beispiel liegen die Daten bereits in Form eines iterierbaren Objekts vor. In einem solchen Fall kann dieses Objekt bei der Instanziierung von Counter übergeben werden. Damit wird das Beispiel zu einem Einzeiler:
>>> collections.Counter("Dies ist der Text")
Counter({'e': 3, ' ': 3, 'i': 2, 's': 2, 't': 2, 'D': 1, 'd': 1, 'r': 1,
'T': 1, 'x': 1})
Der Datentyp Counter stellt zusätzlich zu der Funktionalität eines Dictionarys einige Methoden bereit, die im Folgenden besprochen werden. Die Beispiele verstehen sich im Kontext der im vorangegangenen Beispiel angelegten Counter-Instanz d.
d.elements()
Diese Methode gibt einen Iterator über die Elemente einer Counter-Instanz zurück. Dabei wird jedes Element so oft durchlaufen, wie sein aktueller Zählerstand ist.
>>> list(d.elements())
['D', 'i', 'i', 'e', 'e', 'e', 's', 's', ' ', ' ', ' ', 't', 't', 'd', 'r',
'T', 'x']
d.most_common([n])
Diese Methode gibt eine Liste der n häufigsten Elemente zurück. Die Liste besteht dabei aus Tupeln, die das jeweilige Element und dessen Häufigkeit enthalten.
>>> d.most_common(3)
[('e', 3), (' ', 3), ('i', 2)]
Wenn der Parameter n nicht angegeben wird, enthält die zurückgegebene Liste alle Elemente.
d.subtract([iterable-or-mapping])
Diese Methode subtrahiert die Häufigkeiten der Elemente von iterable-or-mapping von den Häufigkeiten in d. So lassen sich beispielsweise die Zeichen finden, an deren Häufigkeiten deutsch- und englischsprachige Texte am besten voneinander zu unterscheiden sind:
>>> import collections
>>> ger = collections.Counter(
... open("deutsch.txt", "r").read().lower())
>>> eng = collections.Counter(
... open("englisch.txt", "r").read().lower())
>>> eng.most_common(5)
[('e', 6357), ('a', 4188), ('n', 4154), ('t', 4150), ('r', 3822)]
>>> ger.most_common(5)
[('e', 8030), ('n', 4953), ('i', 3819), ('r', 3581), ('s', 3276)]
>>> eng.subtract(ger)
>>> eng.most_common(5)
[('o', 2030), ('a', 1494), ('t', 938), ('y', 758), ('p', 531)]
Zunächst wird der Inhalt zweier gleich großer Dateien, die jeweils einen deutschen und einen englischen Text enthalten, eingelesen und eine Häufigkeitsanalyse mithilfe des Counter-Datentyps durchgeführt. Abgesehen von Umlauten sind die Texte frei von Sonderzeichen. Mithilfe der subtract-Methode werden die deutschen Buchstabenhäufigkeiten von den englischen abgezogen. Anhand des Ergebnisses wird sichtbar, dass sich ein englischer Text offenbar gut anhand der absoluten Häufigkeiten der Buchstaben o und a von einem deutschen unterscheidet.[ 59 ](Interessanter als die absolute Häufigkeitsverteilung ist eigentlich die relative Häufigkeit, bei der das y sehr signifikant ist. Dieser Buchstabe stellt im Deutschen nur 0,04 % der Zeichen, während es im Englischen 1,974 % sind. Anhand dieses Unterschieds lassen sich die beiden Sprachen mit einer großen Sicherheit voneinander unterscheiden. )
d.update([iterable-or-mapping])
Die Funktion update verhält sich so wie subtract, mit dem Unterschied, dass die in iterable-or-mapping enthaltenen Häufigkeiten nicht subtrahiert, sondern auf die Häufigkeiten von d addiert werden.