3.3 Dritte Generation
Die Version 8.04 »Hardy Heron« war der Abschluss der zweiten Ubuntu-Generation und stellte damit gleichzeitig einen Wendepunkt dar. Mit dem Erscheinen der Version 8.10 begann ein neuer Entwicklungszyklus. Die neue Generation erstreckte sich über vier Versionen und mündete im April 2010 in eine LTS-Version.
3.3.1 8.10 – »Intrepid Ibex«
Ubuntu 8.10 erschien am 27. Oktober 2008 und war die erste Version der dritten Ubuntu-Generation. Ähnlich wie die Version 6.10, die der vorherigen LTS-Version 6.06 gefolgt war, glänzte auch die Version 8.10 nicht gerade durch Zuverlässigkeit. Es gab zahlreiche Probleme mit dem neuen Kernel, der nicht lange genug getestet worden war. Dies äußerte sich beispielsweise in fehlerhaften WLAN-Konfigurationen.
Eigenschaft | Version |
Entwicklungsname | Intrepid Ibex |
Übersetzung | Unerschrockener Steinbock |
Kernel | 2.6.27 |
GNOME | 2.24 |
Erscheinungsdatum | 30.10.2008 |
Unterstützung bis | April 2010 |
Ähnlich wie »Edgy Eft«
Aus der Erfahrung mit zwei LTS-Nachfolgeversionen (6.10 und 8.10) muss man beim bisherigen Kenntnisstand sagen, dass die Versionen, die direkt auf eine LTS-Veröffentlichung erscheinen, nicht für den produktiven Einsatz zu empfehlen sind. Die Gründe hierfür sind teilweise unterschiedlich, aber ein Grund leuchtet sofort ein: Die vorhergehenden LTS-Versionen sind auf größtmögliche Stabilität ausgelegt, so dass viele Veränderungen an Ubuntu während der Entwicklung dieser LTS-Version verschoben werden. Dadurch stauen sich die Veränderungen, und die Version LTS+1 kommt in den zweifelhaften »Genuss« von besonders vielen Veränderungen.
Abbildung 3.20 Der Anmeldebildschirm von Ubuntu 8.10 »Intrepid Ibex«
In Version 8.10 sollten vor allem die Roaming-Fähigkeiten mobiler Systeme verbessert werden, um beispielsweise bei ausreichender Netzverfügbarkeit auf dem Weg vom Büro nach Hause nie die Internetverbindung zu verlieren. Darüber hinaus sollte weiter an der Verbesserung der Benutzerinteraktion gearbeitet werden. Auch bei der Folgeversion von »Hardy Heron« gab es ein Hintergrundbild, das das passende Tier zum Entwicklungsnamen darstellte (siehe Abbildung 3.21)
Abbildung 3.21 Der Desktop von Ubuntu 8.10 »Intrepid Ibex«
3.3.2 9.04 – »Jaunty Jackalope«
Im April 2009 erschien die mittlerweile zehnte Version von Ubuntu, deren Entwicklungsname mit »Lebhafter Wolpertinger« übersetzt werden kann. Der Wolpertinger ist ein süddeutsches Fabelwesen, dessen genauer Ursprung unklar ist. Im 19. Jahrhundert begannen Tierpräparatoren damit, Präparate aus Körperteilen von unterschiedlichen Tierarten zusammenzusetzen, um diese an leichtgläubige Touristen zu verkaufen.
Auch wenn der Wolpertinger ein Fabelwesen ist, so soll Ubuntu 9.04 Sie nicht an der Nase herumführen. Das Fabelwesen ist vielmehr als Synonym für den Umbruch zu verstehen, in dem sich Ubuntu gerade befand. Ubuntu hat sich auf dem Markt der Betriebssysteme etabliert und hat inzwischen eine erstaunliche Akzeptanz erreicht. Für diesen Erfolg sind grundlegende Tugenden von Linux (beispielsweise die Stabilität und Sicherheit) in Verbindung mit einer bis dato nicht gekannten Benutzerfreundlichkeit verantwortlich.
- Desktop Experience
Linux hat gegenüber der vermeintlichen Konkurrenz in seinem optischen Auftreten noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Allgemein sollte sich nach Meinung von Mark Shuttleworth Linux mehr an OS X von Apple orientieren. - Ergonomie
Die Bedienung und das Erscheinungsbild einer modernen Linux-Distribution sind nicht konsistent. Unterschiedliche Programme erfordern teilweise ein erhebliches Umdenken in der Bedienung. Aber auch die Art, wie die Programme mit Ihnen kommunizieren, unterscheidet sich von Anwendung zu Anwendung. - Geschwindigkeit und Mobilität
Diese beiden Bereiche hängen eng miteinander zusammen. Nicht zuletzt durch den großen Erfolg der sogenannten Netbooks rückte eine alte Stärke von Linux wieder in den Vordergrund, die in den letzten Versionen von Ubuntu stark vernachlässigt worden war: die Geschwindigkeit des Systems und die damit verbundene Sparsamkeit in den Hardwareanforderungen. Bei allem Lob für Ubuntu konnte man in der Vergangenheit beobachten, dass jede neue Version konstant an Ausführungsgeschwindigkeit einbüßte.
In Version 9.04 kann Ubuntu erstmals auf eine ext4-Partition installiert werden. ext4 ist ein modernes Dateisystem; Schreibzugriffe auf Dateien werden deutlich länger als beispielsweise bei ext3 im Speicher zwischengelagert – nun ungefähr 60 Sekunden statt den üblichen 5 Sekunden bei ext3. Dies verbessert zwar die Zugriffsgeschwindigkeit und reduziert die Fragmentierung, hat aber zur Folge, dass es bei Abstürzen des Rechners oder erst recht bei spontanem Ausschalten zu Datenverlusten kommt.
Eigenschaft | Version |
Entwicklungsname | Jaunty Jackalope |
Übersetzung | Lebhafter Wolpertinger |
Kernel | 2.6.28 |
GNOME | 2.26 |
Erscheinungsdatum | 23.04.2009 |
Unterstützung bis | Oktober 2010 |
An Stelle der vertrauten Icons im Benachrichtigungsfeld, die ersatzlos entfernt wurden, öffnen sich in Jaunty nun automatisch entsprechende Fenster, die sich nicht wie herkömmliche Pop-ups in den Vordergrund drängen, sondern stattdessen ohne Fokus und im Hintergrund von laufenden Anwendungen erscheinen sollen.
Die Begründung für den neuen Ansatz war die Erkenntnis, dass das bestehende Konzept des Benachrichtigungsfeldes verworren und kompliziert ist. Was dort im Panel auftaucht, ist inkonsistent: Teilweise missbrauchen Anwendungen das Benachrichtigungsfeld für Statusanzeigen, und auch die verschiedenen Desktop-Umgebungen verursachen hier Wildwuchs. Ein weiteres Argument, gerade was die Benachrichtigung bei verfügbaren Updates und besonders Sicherheitsupdates angeht, besagt, dass einige Benutzer die vorhandenen Benachrichtigungssymbole nicht zu deuten wüssten oder mit deren Handhabung überfordert wären. Man versprach sich also einen Sicherheitsgewinn, wenn man den Update-Manager direkt einblendet und ansonsten mit dem Benachrichtigungsfeld aufräumt oder es zumindest für distributionskritische Anwendungen nicht mehr nutzt.
Abbildung 3.22 Der Standard-Desktop von Ubuntu 9.04
Übrigens ist es im Zusammenhang explizit so gewollt, dass die neuen schwarzen Benachrichtigungskästchen verschwinden, sobald Sie mit der Maus darüberfahren. Das neue Benachrichtigungssystem soll ausdrücklich nicht interaktiv sein und hatte darüber hinaus zu der Zeit noch einige Schwächen, die erst mit der nächsten Ubuntu-Version behoben werden sollten:
- USB-Geräte werden weder beim Ein- noch beim Aushängen beachtet. Unter normalen Umständen führt dies zu keinen Problemen, da die Dateioperationen (beispielsweise Kopieren) grafisch angezeigt werden und der Stick nach Abschluss dieses Vorgangs auch wirklich entfernt werden kann. Allerdings kann es in bestimmten Konstellationen zu Datenverlust kommen, wenn Sie beispielsweise den USB-Stick zu früh abziehen.
- Firefox ist nicht eingebunden und bringt nach wie vor seine eigenen Benachrichtigungen (Downloads und RSS-Feed-Updates) mit.
- Die Hinweisboxen lassen sich weder im Aussehen anpassen noch positionieren.
- Die Nachrichten erscheinen lediglich einmalig, und es gibt keine History, in der man sich die älteren Nachrichten noch einmal ansehen kann (weil man eventuell gerade nicht am PC war).
Tipp 18: Das alte Update-Verhalten wiederherstellen |
Die neue Art der Aktualisierungsverwaltung sorgt auch dafür, dass das aus älteren Versionen bekannte Hinweis-Icon entfällt, das den Anwender auf anstehende Aktualisierungen hinweist. Stattdessen startet die Aktualisierungsverwaltung automatisch, wenn »normale« Aktualisierungen seit mindestens 7 Tagen vorliegen. Über sicherheitsrelevante Aktualisierungen werden Sie innerhalb von 24 Stunden informiert. Mit dem Befehl |
gconftool -s --type bool /apps/update-notifier/auto_launch false |
im Terminal können Sie das von älteren Ubuntu-Versionen gewohnte Verhalten wiederherstellen. Das Terminal erreichen Sie im gestarteten System über Anwendungen • Zubehör • Terminal. |
Höhere Geschwindigkeit
Sowohl der Systemstart als auch das Herunterfahren wurden deutlich schneller. Gegenüber dem Vorgänger Ubuntu 8.10 wurde eine Verkürzung um ca. 30 Prozent erreicht. Diesen beträchtlichen Geschwindigkeitszuwachs erreichten die Entwickler durch eine deutlich verkleinerte Init-RAM-Disk und durch zahlreiche Optimierungen an den Init-Skripten. Sie erfahren mehr über den Ubuntu-Start in Abschnitt 14.2, »Details des Boot-Vorgangs«, ab Seite #$refpage#bootvorgang#.
3.3.3 9.10 – »Karmic Koala«
Der Nachfolger von Ubuntu 9.04 trägt den Namen Ubuntu 9.10 »Karmic Koala« (zu Deutsch: »Karmischer Koala«) und erschien am 29. Oktober 2009. Zwar halten auch bei dieser Version viele Neuerungen Einzug in das Desktop-System, der eigentliche Fokus liegt aber in der Unterstützung von Cloud Computing. Diese Unterstützung beruht auf zwei Punkten:
- Ubuntu One
Mit Ubuntu 9.10 hält der cloud-basierte Dienst Ubuntu One seinen Einzug in das Betriebssystem. Mit Ubuntu One ist es möglich, seine Daten online zu speichern und mit anderen Rechnern zu synchronisieren. Sie erfahren mehr über Ubuntu One in Abschnitt 4.6.1, »Ubuntu One«. - Eucalyptus
In die Servervariante wurden die APIs von Amazons Cloud-Computing-Dienst EC2 integriert, mit der Nutzer einen eigenen Cloud-Service aufsetzen können. Um Rechenzentren den Aufbau von stromsparenden Cloud-Diensten zu ermöglichen, enthält Ubuntu 9.10 auch das Open-Source-Framework Eucalyptus (www.eucalyptus.com) der Santa Barbara University.
Abbildung 3.23 Der Standard-Desktop von Ubuntu 9.10
Bedeutung des Namens
Aufgrund des zweiten Punktes erklärt sich auch die Wahl des Koalas als Entwicklungsname. Eukalyptus ist die Lieblingsspeise dieses australischen Beutelsäugers. Mit »karmisch« ist gemeint, dass das Auftreten des Koalas weitreichende Auswirkungen haben wird. Das Wort »Karma« (zu Deutsch: »Wirken, Tat«) bezeichnet ein spirituelles Konzept, nach dem jede Handlung unweigerlich eine Folge hat.
Eigenschaft | Version |
Entwicklungsname | Karmic Koala |
Übersetzung | Karmischer Koala |
Kernel | 2.6.31 |
GNOME | 2.28 |
Erscheinungsdatum | 29.10.2009 |
Unterstützung bis | April 2010 |
Technische Neuerungen
GRUB 2 löst GRUB als Bootloader ab. Allerdings wird GRUB 2 nur bei einer Neuinstallation genutzt, bei einem Upgrade vom Vorgänger Jaunty auf Karmic bleibt GRUB installiert, da ein vollautomatisches Upgrade im ungünstigsten Fall zu einem nicht mehr bootenden System führen kann. Außerdem löst das Dateisystem ext4 das bisher genutzte ext3 als Standard ab.
Neu ist das Software-Center, das das Installieren von Programmen deutlich vereinfachen sollte. Der Instant Messenger Empathy ersetzte Pidgin (nur bei Neuinstallation), da es unter anderem eine bessere Integration in GNOME bietet. Ekiga ist in der Standard-Installation nicht mehr enthalten. Ebenfalls neu dazu kam Gwibber, ein Mikro-Blogging-Client.
3.3.4 10.04 LTS – »Lucid Lynx«
Im April 2010 erschien eine sehr wichtige Version mit der offiziellen Bezeichnung »10.04 LTS«. Die Zahlenkombination drückt das Erscheinungsdatum aus: 10 für 2010, und 04 steht für den April. Intern wird allerdings gern der Entwicklungsname »Lucid Lynx« (zu Deutsch: »Aufgeweckter Luchs«) oder nur kurz »Lucid« verwendet.
LTS
Das Kürzel »LTS« (Long Term Support, zu Deutsch: »Langzeitunterstützung«) bekommt nur jede vierte Ubuntu-Version, die das Ende eines zweijährigen Entwicklungsprozesses darstellt. Diese Versionen sind besonders stabil und erhalten drei Jahre zugesicherte Updates für die Desktop-Version sowie fünf Jahre für die hauseigene Servervariante. Gleichzeitig sind die LTS-Versionen für den Unternehmenseinsatz zertifiziert und entsprechen damit am ehesten den Enterprise-Distributionen wie zum Beispiel der von Red Hat.
Auch wenn bei den LTS-Versionen der Fokus der Entwicklung auf besonders hohe Stabilität gelegt wird, so haben erstaunlich viele Neuerungen den Einzug in diese Version gefunden. Die wichtigsten werden wir im Folgenden vorstellen.
Eigenschaft | Version |
Entwicklungsname | Lucid Lynx |
Übersetzung | Aufgeweckter Luchs |
Kernel | 2.6.32 |
GNOME | 2.30 |
Erscheinungsdatum | 29.04.2010 |
Unterstützung bis | April 2013 |
Abbildung 3.24 Der Standard-Desktop von Ubuntu 10.04
Apple lässt grüßen
Nachdem Ubuntu für viele Anwender eine ernstzunehmende Alternative zu Windows geworden war, setzte sich Canonical ein weiteres Ziel: Linux soll »sexy« werden. Von Anfang an wurde in diesem Zusammenhang Apples OS X als Maßstab ausgegeben. Lange Zeit war dieses Ziel nur schemenhaft umrissen; mit der aktuellen Version erfolgte nun ein schlagartiger Wechsel des Designs.
Ohne es mit Analogien übertreiben zu wollen: Es fallen sofort das Apple-ähnliche Wallpaper auf, die monochromen Icons im Panel sowie die geänderte Anordnung der Fenster-Buttons, die jetzt links statt rechts angeordnet sind. Sind diese optischen Ähnlichkeiten noch marginal und jederzeit leicht änderbar, so fallen andere »Apple-Nachbauten« stärker ins Auge.
iTunes und iPod
Der Standard-Musikplayer Rhythmbox wurde um zwei wichtige Erweiterungen ergänzt, die ihn zu einem iTunes-Pendant machen:
- Auf das einfache Befüllen eines iPods mittels Drag & Drop haben Linux-Anhänger lange gewartet. In Tests funktionierte dies problemlos mit den neuesten Geräten und ohne vorheriges Formatieren.
- Die zweite Erweiterung hinterlässt bei vielen Anwendern eher einen schalen Beigeschmack. So ist es dank eines Plug-ins möglich, Musik innerhalb von Rhythmbox (mittlerweile wurde Rhythmbox durch Banshee ersetzt) online zu kaufen. In Zusammenarbeit mit 7digital können Ubuntu-Benutzer DRM-freie Musik erwerben. Das Angebot reicht von James Brown über Miles Davis bis hin zu Youssou N'Dour und umfasst über 4 Millionen Lieder.
Musikstücke können in der Vorschau für 60 Sekunden angehört werden. Ein Musikstück kostet durchschnittlich 99 Euro-Cent, gezahlt werden kann mit Kreditkarte sowie über ClickandBuy oder PayPal. Die Musik wird im MP3-Format mit 256 KBit/s angeboten, ohne jegliche Kopierschutzeinschränkungen. Auch wird es keine eingebetteten Wasserzeichen geben. Sie erfahren mehr über den Online-Store in Abschnitt 11.3, »Audio«.
Speicherplatz
Der Erfolg von Dropbox (www.dropbox.com) hat Insider nicht überrascht. Schon lange wird spekuliert, dass die User ihre Dateien nur noch im Internet abspeichern und Dokumente weitgehend online bearbeiten – Cloud Computing macht es einfach und bezahlbar. Dienste wie Dropbox sind ein großer Schritt in diese Richtung. Apples Pendant nennt sich MobileMe und geht noch einen Schritt weiter. Durch die weitgehende Integration in das Betriebssystem wird die Möglichkeit geboten, aus vielen Anwendungen heraus direkt die Dienste eines Onlinespeichers zu nutzen.
Ubuntu One
Ubuntu nahm sich – wie nicht anders zu erwarten – Apple als Vorbild und integrierte den hauseigenen Speicher in weite Bereiche des Systems. Die hauseigene Lösung hört auf den Namen »Ubuntu One« und erlaubt die Synchronisation zwischen verschiedenen Rechnern sowie die Onlinearchivierung von Lesezeichen, Kontakten oder einzelnen Dateien. Zwei Gigabyte sind kostenlos zu bekommen.
Wer mehr Speicherplatz verwenden möchte oder die Synchronisation mit einem Mobiltelefon hinzufügen will, muss drei bis vier US-Dollar im Monat zahlen. Sie erfahren mehr über Ubuntu One in Abschnitt 4.6.1, »Ubuntu One«.
App Store
Der Speicherplatz und Synchronisierungsdienst Ubuntu One sowie der Music Store sind nicht die einzigen Werkzeuge, die dabei helfen sollen, dass Canonical Geld verdient. Ein weiterer Baustein wird in nicht allzu ferner Zukunft das Software-Center darstellen. Dieses Projekt befindet sich noch in einer relativ frühen Entwicklungsphase und soll die Zukunft der Paketverwaltung neu definieren. Es hilft Ihnen dabei, komfortabel nach Programmen zu suchen oder einfach nur in der Masse von Anwendungen zu stöbern. Weitere Informationen erhalten Sie in Abschnitt 7.5, »Software-Center«.
In der letzten Ausbaustufe wird es über das Software-Center ebenfalls optional möglich sein, kommerzielle Software zu kaufen. Somit soll das Programm im Endeffekt einem iTunes für Software ähneln – einem App Store. In der Version 11.04 sind erste Ansätze realisiert, und die Kategorie »Zum Kauf« wurde integriert. Auch wenn sich jetzt der Verdacht aufdrängt, dass lediglich kopiert wurde, so hat sich Ubuntu an anderen Stellen des Systems eigenständig weiterentwickelt, wie die nächsten Beispiele zeigen.
Standards
Canonicals Designer arbeiten seit einiger Zeit massiv an der Verbesserung und Vereinheitlichung des Panels. Gerade die sogenannte Notification Area, in der viele Programme während des Betriebs ihre Icons ablegen, zeichnete sich in der Vergangenheit durch ein gepflegtes Chaos aus. Fehlende Standards führten zu sich überschneidenden Benachrichtigungen, Inkompatibilitäten und damit zu einer Instabilität des gesamten Panels.
Social Networking
Der erste Schritt zur Lösung dieses Problems bestand 2009 in der Einführung von einheitlichen Benachrichtigungen. Da die meisten Nutzer während ihrer Arbeit am Rechner kontinuierlich ein E-Mail-Programm sowie den Instant Messenger im Hintergrund laufen haben, wurde diesen beiden Programmen ein fester Platz im Panel eingeräumt. Inzwischen sind der Start, ein Statuswechsel oder das Wechseln zwischen den Programmen problemlos direkt aus dem Panel heraus möglich. Durch die gestiegene Bedeutung von Twitter und ähnlichen Diensten wurde das Panel um das Programm Gwibber ergänzt, das die einfache Teilnahme an Social-Network-Seiten wie beispielsweise Facebook ermöglicht.
PiTiVi
Mit PiTiVi ist seit 10.04 eine Anwendung zur Videobearbeitung in Ubuntu enthalten. PiTiVi ermöglicht verschiedene einfache Bearbeitungsmöglichkeiten wie das Schneiden und Wiederzusammenfügen von Filmen. Teile verschiedener Filme können ebenso miteinander verbunden werden, wie eine Audiospur zu einem Film hinzugefügt werden kann. PiTiVi unterstützt alle Medien des GStreamer-Frameworks und dessen Plug-ins, so beispielsweise das gängige Format .avi genauso wie das freie Format .ogg. Weitere Informationen erhalten Sie in Abschnitt 11.6.1, »PiTiVi«.
Kritik an 10.04 LTS
Es ist untypisch, dass in einer LTS-Version viele umfassende Änderungen eintreten, da naturgemäß viele Änderungen in einer Instabilität des Systems münden können. Und tatsächlich häuften sich Berichte von Nutzern, die der aktuellen LTS-Version eine geringere Stabilität bescheinigen als der Vorgänger-LTS-Version 8.04.
Die Ursache für dieses ungewöhnliche Vorgehen mit vielen Änderungen ist nicht auf den ersten Blick verständlich. Es scheint allerdings so zu sein, dass Canonical durch den großen Erfolg von Windows 7 unter Zugzwang gesetzt wurde. Ubuntu sollte auf den ersten Blick mehr bieten können als die Konkurrenz aus den USA. Aus diesem Grund wurden – teilweise übereilt – Funktionen in Ubuntu integriert, die nach einem Jahr wieder obsolet sind. Als Beispiel möchte ich die Integration des Music Stores erwähnen. Dieser wurde unter Eile und mit großen Fehlern in das Programm Rhythmbox integriert, obwohl zu dem Zeitpunkt bereits feststand, dass man auf das Programm Banshee wechseln möchte. Anstatt auf die Entwicklung von Banshee zu warten und mehr Zeit in die Behebung von Fehlern zu investieren, wurden Nutzer verärgert, die den Music Store in seiner damaligen Form als nicht nutzbar empfanden.
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