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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Prinzipien des modernen Webdesigns
2 Projektmanagement
3 Konzeption und Strategie
4 Responsive Webdesign
5 Informationsarchitektur
6 Gestaltungsgrundlagen
7 Screendesign
8 Layout und Raster
9 Farbe im Webdesign
10 Typografie
11 Bilder und Grafiken
12 Navigations- und Interaktionsdesign
13 Webdesign-Stile und -Trends
14 Animationen
15 Website-Typen
16 Tipps, Tricks und Tools
Stichwortverzeichnis

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Webdesign von Martin Hahn
Das Handbuch zur Webgestaltung
Buch: Webdesign

Webdesign
Pfeil 4 Responsive Webdesign
Pfeil 4.1 Einleitung – und sie bewegen sich doch
Pfeil 4.1.1 Neue Geräte und Bildschirmgrößen
Pfeil 4.1.2 Zurück in die Zukunft – von flexibel zu statisch zu flexibel
Pfeil 4.1.3 Ganzheitliche Flexibilität – es betrifft alle
Pfeil 4.2 Responsive Strategie – Mobile first und Content first
Pfeil 4.2.1 Adaptive Layout vs. Responsive Layout
Pfeil 4.2.2 Mobile oder Content – wer ist der Erste?
Pfeil 4.2.3 Graceful Degradation vs. Progressive Enhancement
Pfeil 4.3 Ein neuer Workflow
Pfeil 4.3.1 Der traditionelle Workflow
Pfeil 4.3.2 Der responsive Workflow
Pfeil 4.4 Bestandteile einer responsiven Webseite
Pfeil 4.4.1 Flexible Raster
Pfeil 4.4.2 Media Queries
Pfeil 4.4.3 Flexible Bilder, Typografie und Weiteres
Pfeil 4.5 Tipps zur Umsetzung
Pfeil 4.5.1 HTML-Prototyping
Pfeil 4.5.2 Testen
 
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4.2    Responsive Strategie – Mobile first und Content first Zur vorigen ÜberschriftZur nächsten Überschrift

Responsive Webdesign (abgekürzt gerne nur RWD genannt) ist also gekommen, um zu bleiben. Hinter diesem Kürzel stecken aber sehr unterschiedliche Vorgehensweisen und auch sehr unterschiedliche Vorstellungen, was denn responsiv überhaupt genau ist. Nicht jeder meint immer das Gleiche damit. Und vor allem das Ziel, eine responsive Webseite umzusetzen, kann sehr unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen.

 
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4.2.1    Adaptive Layout vs. Responsive Layout Zur vorigen ÜberschriftZur nächsten Überschrift

Eine Webseite kann man ganz allgemein unterscheiden zwischen responsiv (reaktionsfähig) und adaptiv (anpassungsfähig). Meist wird von responsiven Webseiten gesprochen, aber was genau bedeutet dies? Die erste und immer noch allgemeingültige Definition stammt von Ethan Marcotte: »Fluid grids, flexible images, and media queries are the three technical ingredients for responsive web design« (alistapart.com/article/responsive-web-design).

Responsive Webseiten setzen also auf ein flexibles Raster (oft auch Fluid Grid genannt, dazu später mehr). Im Zusammenhang mit Media Queries wird erreicht, dass der zur Verfügung stehende Platz optimal ausgenutzt wird, da sich das Layout über die volle Breite erstreckt. Einzige Ausnahme ist eine fixe Grenze bei sehr großen Auflösungen (max-width), sodass das Layout nicht zu breit wird.

Schwierigkeit adaptiver Layouts

Die Schwierigkeit eines adaptiven Layouts besteht im Finden fixer Bildschirmbreiten, nach denen man sich richtet. Die Geräteauswahl und -verbreitung ist inzwischen so groß, dass es diese »Richtgeräte« mit dazugehörigen Auflösungen nicht gibt. Apple-Produkte werden meistens nur aufgrund ihres wohlklingenden Namens genommen.

Ein Umbruch des Layouts, also ein Breakpoint mit Media Queries, wird dann gesetzt, wenn das Design und die Inhalte danach verlangen. Die Hauptnavigation wird also dann »versteckt«, wenn der Platz nicht mehr ausreicht.

Die Webseite praxis-alex-berlin.com passt sich stufenlos jeder Auflösung an; getestet und mit Screenshot von ami.responsivedesign.is.

Abbildung 4.7    Die Webseite praxis-alex-berlin.com passt sich stufenlos jeder Auflösung an; getestet und mit Screenshot von ami.responsivedesign.is.

Ein adaptives Layout dagegen wird von Anfang an für bestimmte Bildschirmgrößen optimiert. Im Grunde sind es starre Gestaltungsraster wie früher das 960-Pixel-Raster, nur jetzt eben mehrere für unterschiedliche Auflösungen. Spezifische Ausgabegeräte stehen im Mittelpunkt und nicht der Inhalt bzw. die Inhaltsdarstellung. Meistens sind es häufig genutzte und beliebte Geräte wie das iPhone und iPad, deren Auflösungen für Breakpoints herhalten müssen. Für diese Geräte ist die Darstellung dann optimiert, aber nicht für Geräte, die eine etwas größere oder kleinere Auflösung haben. So wird häufig Platz verschwendet, der gerade bei kleineren Auflösungen nicht so reichlich vorhanden ist.

Das adaptive Vorgehen wird gerne eingesetzt, da es leichter und schneller umzusetzen ist als eine »richtige« responsive Webseite und durch die starren Raster das Aussehen auch besser kontrollierbar ist. In der Praxis werden aber auch adaptive Webseiten gerne responsiv genannt, sei es aus Unwissenheit oder aus verkaufstaktischen Gründen.

Das Raster des Frameworks getskeleton.com ist adaptiv und »springt« an den Breakpoints. So kann es passieren, dass bei einigen Auflösungen (viel) Platz verschenkt wird (rechter Screenshot).

Abbildung 4.8    Das Raster des Frameworks getskeleton.com ist adaptiv und »springt« an den Breakpoints. So kann es passieren, dass bei einigen Auflösungen (viel) Platz verschenkt wird (rechter Screenshot).

Während reaktionsfähige (responsive) Layouts also stufenlos auf jede Größenänderung des Browsers reagieren können, sind anpassungsfähige (adaptive) Layouts nicht so flexibel und reagieren nur an bestimmten Punkten (Breakpoints).

Adaptive Layouts und adaptives Design

Die Begriffsverwirrung (und -aufklärung) zeigt ein Beitrag von Aaron Gustafson auf. Er unterscheidet zwischen »adaptiven Layouts« und »adaptivem Design«. Letzteres ist noch viel weiter gefasst und meint einen ganzheitlichen Ansatz nach dem Mobile-first-Prinzip, auf das ich noch zu sprechen komme: blog.easy-designs.net/archives/on-adaptive-vs-responsive-web-design.

Entscheidungshilfe

Eine »Strategische Entscheidungshilfe – Responsive vs. Adaptive Webdesign« liefert der Artikel konversionskraft.de/strategie/strategische-entscheidungshilfe-responsive-vs-adaptive-webdesign.html.

Mobile Webseite

Zu Beginn der mobilen Ära (um 2007) wurde den Unternehmen häufig eine eigene mobile Webseite parallel zur »normalen« Webseite verkauft. Dies ist heutzutage – auch dank responsiven Webdesigns – nur noch in seltenen und bestimmten Fällen wirklich notwendig. Ein Beispiel ist die Webseite des öffentlichen Personennahverkehrs. Hier hat eine eigene mobile Webseite viel Sinn, denn die Anforderungen und Bedürfnisse der Anwender sind mobil ganz andere.

Der rmv.de (mobile Variante: m.rmv.de) weiß, was die Besucher wünschen, wenn sie »stationär« oder »mobil« die Webseite besuchen.

Abbildung 4.9    Der rmv.de (mobile Variante: m.rmv.de) weiß, was die Besucher wünschen, wenn sie »stationär« oder »mobil« die Webseite besuchen.

 
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4.2.2    Mobile oder Content – wer ist der Erste? Zur vorigen ÜberschriftZur nächsten Überschrift

Einhergehend mit dem Responsive Webdesign sind die Methoden des Mobile first und Content first aufgekommen. Mobile first bezeichnet ein Vorgehen, das von einer für Smartphones optimierten Darstellung ausgeht und sich dann nach und nach für die größeren Auflösungen anpasst (dazu gleich mehr). Daraus entwickelte sich ein Content first, weil man merkte, dass die Inhalte und deren Darstellung dabei relevant sind. Also zuerst müssen die Inhalte gefunden, sortiert und strukturiert werden (siehe Kapitel 5, »Informationsarchitektur«), bevor sie gestaltet und technisch umgesetzt werden können. Egal, wie man die Strategie nun nennt, eine Optimierung für kleine Auflösungen bringt folgende Fragestellungen mit sich:

  • Was sind die Hauptbotschaften der Webseite?

  • Welche zentralen Inhalte ergeben sich daraus?

  • Welche Inhalte müssen auf allen Geräten und Auflösungen immer dargestellt werden und einwandfrei funktionieren?

Dies führt unweigerlich zu der Frage, was die Anwender eigentlich wollen. Daher könnte man dieses Vorgehen auch User first nennen. Egal, wie es denn später genannt wird, entscheidend ist, die Inhalte zu erarbeiten, die immer präsent sein sollten, und sich dann zu fragen, ob größere Bildschirme auch zwingend (viel) mehr Inhalte brauchen. Eventuell reicht dieser kleinste gemeinsame Nenner, da er die richtigen Schwerpunkte setzt und auf Überflüssiges verzichtet. Was auch immer first ist, also ein strategischer Ansatz bei der Webseitenerstellung, der nicht allein das Design oder die Technik betrifft, sondern den Kern einer Webseite: die Inhalte, ihre Darstellung und ihre Bedienbarkeit.

»Statt Content first oder Mobile first heißt es für viele Webdesigner am Morgen erst einmal ›Coffee first‹.«

 
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4.2.3    Graceful Degradation vs. Progressive Enhancement Zur vorigen ÜberschriftZur nächsten Überschrift

Bei der Erstellung einer responsiven Webseite gibt es im Grunde zwei Wege: von groß nach klein oder umgekehrt.

Graceful Degradation | Der typische Webdesigner entwickelt an einem modernen Arbeitsplatz mit großem Bildschirm und modernem Browser. Von diesen Voraussetzungen ausgehend, wird die neue Seite erstellt, optimiert und dann nach und nach für kleinere Auflösungen und auch ältere Browser angepasst. Dieses Vorgehen nennt sich Graceful Degradation (deutsch etwa »würdevolle Herabstufung«).

Desktop first

Die Methode Graceful Degradation könnte man auch als Desktop first bezeichnen.

Eine schematische Darstellung von Graceful Degradation. Zuerst wird für große Bildschirme und moderne Browser entwickelt.

Abbildung 4.10    Eine schematische Darstellung von Graceful Degradation. Zuerst wird für große Bildschirme und moderne Browser entwickelt.

Dieses Vorgehen mutet zuerst einmal logisch an. Die neuesten Technologien und Effekte werden eingesetzt, und das Design sieht bei viel Platz (also auf großen Bildschirmen) wunderbar aus. Je kleiner die Auflösung und je älter der Browser, desto eher kommt es zu Kompatibilitätsproblemen. Moderne Techniken werden nicht mehr oder nicht vollständig unterstützt (z. B. bestimmte CSS3-Anweisungen), und auf kleineren Auflösungen funktioniert das Layout nicht mehr.

Entweder werden dann Inhalte ausgeblendet (mit der CSS-Eigenschaft display:none), per JavaScript funktionstüchtig gemacht, oder sie funktionieren ganz einfach gar nicht mehr. Inhalte und Funktionalitäten werden so allmählich »abgespeckt«. Für die Zugänglichkeit einer Webseite ist dieses Vorgehen denkbar schlecht. Ältere Browser (z. B. Internet Explorer 7 und älter), kleine Bildschirme und langsame Geräte/Verbindungen werden bei diesem Vorgehen abgestraft (hör ich da etwa einen sagen, der IE zu Recht?).

Modernizr

Um auf neuere Technologien in HTML5 und CSS3 nicht zu verzichten, gibt es die JavaScript-Bibliothek Modernizr. Mit ihrer Hilfe lässt sich feststellen, welche Anweisungen die einzelnen Browser verstehen, und der Code gezielt anpassen:

modernizr.com

Progressive Enhancement | Den umgekehrten Weg beschreitet die progressive Verbesserung (englisch: Progressive Enhancement). Die Idee ist, eine Webseite auch für Endgeräte nutzbar zu machen, die nur über eingeschränkte Funktionalitäten verfügen (z. B. keine vollständige Unterstützung von CSS3 oder JavaScript). Eine Webseite soll mit jedem Browser und jedem Gerät bedienbar und zugänglich sein. Das klingt schon so, als ob Progressive Enhancement die bessere Variante ist und damit auch die modernere.

Eine schematische Darstellung von Progressive Enhancement. Von Mobile first wird die Seite nach und nach für größere und auch modernere Geräte erweitert.

Abbildung 4.11    Eine schematische Darstellung von Progressive Enhancement. Von Mobile first wird die Seite nach und nach für größere und auch modernere Geräte erweitert.

Dabei wird meistens von einer möglichst kleinen Auflösung und einem »schwachen« System ausgegangen und die Seite hierfür optimiert. Dies klingt passenderweise sehr nach den Ansätzen Mobile first und Content first. Schrittweise wird die Seite dann für größere Auflösungen und »stärkere« Systeme erweitert. Hier können dann auch komplexere Technologien und Layouteigenschaften zum Einsatz kommen.

 


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