2.2 Wer benötigt virtuelle Maschinen? 

Wie Sie sicherlich auf den letzten Seiten bemerkt haben, ergeben sich immense Vorteile durch die Verwendung von virtuellen Maschinen, und zwar sowohl in kleinen als auch in großen Umgebungen. Daher könnte man pauschal sagen, es gibt kaum EDV-Landschaften, die nicht von virtuellen Maschinen profitieren. Allerdings gibt es durchaus Systeme, die keinen Nutzen aus der Virtualisierung ziehen können, schlimmer noch, denen eine Virtualisierung schadet.
Zu diesen Systemen gehören große Mehrprozessormaschinen, die nahezu bis zum Limit ausgelastet sind. Auch gibt es Hardwaresysteme, die auf spezielle PCI-Karten oder Dongles angewiesen sind, wie beispielsweise Faxkarten, und deren Funktion Sie mit den normalen Möglichkeiten einer virtuellen Maschine nicht abdecken können. Wer jetzt glaubt, das sei ein KO-Kriterium, der hat weit gefehlt. Denn es gibt gerade für ISDN-, Modem- oder USB-Geräte netzwerkfähige Alternativen oder aber zumindest eine Software, die einen Zugriff über das Netzwerk gestattet. Trotzdem will ich diesen Punkt hier aufführen, da Sie definitiv nicht alle physikalischen Einsteckkarten abdecken können. Natürlich können auch Netzwerkgrenzen ein Problem darstellen, falls Sie Server mit sehr vielen Netzwerkkarten im Einsatz haben. Je nach Virtualisierungsprodukt ist recht schnell eine Grenze erreicht. Wenn Sie ausschließlich diese Hardware einsetzen, können Sie sich gerne genauer über eine Virtualisierung informieren, beim aktuellen Entwicklungsstand wird Ihnen die virtuelle Welt allerdings wenig Freude bereiten. Ein weiteres, entscheidendes Kriterium ist die Anzahl der Server. Sind nur sehr wenige Server im Einsatz, wird die Virtualisierung unter Umständen kaum von Nutzen sein.
Doch nun genug der Einschränkungen: Virtuelle Maschinen sind beispielsweise ein Glücksgriff für die meisten Testlandschaften. Betriebssysteme oder Software in unterschiedlichsten Versionen vorzuhalten, ist geradezu ideal für Anwendungsentwickler. Ausfallzeiten werden bei einer guten Planung der virtuellen Systeme minimiert. Daher ist die Virtualisierung auch für unternehmenskritische Anwendungen durchaus kein Tabuthema mehr.
Aus diesem Grund setzen auch zum jetzigen Zeitpunkt häufig große Unternehmen auf die Servervirtualisierung. Dort finden sich teilweise Landschaften mit zahlreichen Wirt-Systemen, auf denen jeweils wieder mehrere virtuelle Server ihren Dienst verrichten. Auch in Universitäten, die ja sozusagen Pionierdienste auf diesem Gebiet geleistet haben, wird zunehmend auf Servervirtualisierung gesetzt.
Aber es vollzieht sich auch ein Wandel in kleinen und mittleren Unternehmen, die ihrerseits die Vorteile der Virtualisierung nutzen wollen. Die Preise sind mittlerweile erschwinglich, und die Technik ist ausgereift und sehr funktional. Es sind bei »kleinem« Preis virtuelle Infrastrukturen möglich, die rein physikalisch realisiert hohe Kosten verursachen würden.
Wie Sie sicher meinen Ausführungen anmerken, gibt es kein unbedingtes »Nein«, aber auch kein uneingeschränktes »Ja«, was den Einsatz von Virtualisierungssoftware angeht. Das liegt nicht etwa daran, dass ich selbst keine Ahnung hätte, wie man Systeme virtualisiert, sondern vielmehr an der Komplexität dieses Themas und den vielen möglichen Varianten.
Sie müssen immer zuerst Ihre Systeme einer Analyse unterziehen und Ihre Ziele festlegen, bevor Sie sich einigermaßen sicher sein können, dass eine Virtualisierung funktioniert. Die meisten Probleme innerhalb einer Servervirtualisierung sind nämlich nicht durch das Produkt verursacht, sondern sind auf die unzureichende Planung und ein fehlerhaftes Design der Infrastruktur zurückzuführen.
Daher kann eine Virtualisierung, selbst wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein hat, bei genauerem Hinsehen durchaus Erfolg versprechen. Es können manchmal kleine Kompromisse weitreichenden Einfluss auf ein Gelingen oder Misslingen einer Servervirtualisierung haben.
Deshalb vernachlässigen Sie niemals eine gute Planung, und informieren sie sich über die vorhandenen Möglichkeiten.
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