2 Für HDR fotografieren
Um optimale Ergebnisse bei der HDR-Fotografie zu erhalten, sollten Sie bereits im Vorfeld einige Überlegungen anstellen und die richtigen Vorbereitungen treffen. Die erste Frage wird sein: Welche Ausstattungsmerkmale müssen die Kamera und das technische Zubehör mitbringen? Nicht jede Kamera kann das entsprechende Ausgangsmaterial für HDR-Bilder erstellen. Viele Kameramodelle sind dafür schlicht ungeeignet. Auch bei der Auswahl des Motivs und der Lichtverhältnisse gibt es einiges zu beachten: Nicht alle Motive eignen sich gleichermaßen für die HDR-Fotografie, weil mindestens zwei unterschiedlich belichtete, deckungsgleiche Aufnahmen notwendig sind. Diese Voraussetzung ist beispielsweise bei einem Radrennen nicht zu erfüllen. Letztendlich sind auch noch Vorüberlegungen zum Umgang mit der Bilderflut zu treffen. Sowohl beim Erstellen des Ausgangsmaterials als auch bei der Weiterverarbeitung sammelt sich eine erhebliche Masse an digitalem Bildmaterial. Diese Datenmenge sollte übersichtlich sortiert werden. Außerdem sollten Sie ausreichend Speicherplatz zur Verfügung haben.
2.1 Vorbereitung und Ausrüstung
Um das perfekte HDR-Ausgangsmaterial zu fotografieren, sollten Ihre Kamera und Ihr Zubehör einige Voraussetzungen erfüllen, die Ihnen das Leben für die HDR-Arbeiten leichter machen.
2.1.1 Digitale Spiegelreflexkamera
Im Idealfall steht Ihnen eine digitale Spiegelreflexkamera zur Verfügung. Sie sollten die Kamera auf jeden Fall vollmanuell einstellen können. Kann Ihre Kamera auch noch im RAW-Format aufnehmen, sind Sie auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
Analog fotografieren |
Sie können die Ausgangsbilder auch mit einer analogen Kameraausstattung erstellen. Die Bilder müssen aber vor der Weiterverarbeitung digitalisiert werden. Aufgrund der hohen Anzahl der benötigten Ausgangsfotografien ist dies mit erheblichem Aufwand verbunden. Darüber hinaus ist diese Methode recht kostspielig (siehe dazu auch Abschnitt 2.2). |
Dabei ist es gar nicht unbedingt nötig, dass die Kamera den neuesten technischen Anforderungen entspricht. Die Hauptarbeit und somit die qualitative Gestaltung der HDR-Fotografien wird letztendlich erst mit der Software durchgeführt. Eine digitale Spiegelreflexkamera der Einsteigerklasse bietet daher für die Erzeugung von HDR-Ausgangsbildern keine Nachteile gegenüber einem Highend-Profimodell. Wenn Sie die Aufnahmen entsprechend den Vorgaben erstellen und professionell verarbeiten, wird man kaum Unterschiede feststellen können.
Fast alle Aufnahmen für dieses Buch sind mit einer Canon EOS 350D oder einer EOS 400D sowie mit Canon-Standardobjektiven erstellt worden. Nur einige wenige Bilder sind mit einer höherwertigen Kamera fotografiert worden. Die Unterschiede sind dabei nicht zu erkennen.
Abbildung 2.1 Die meisten der Bilder in diesem Buch wurden mit einer Canon EOS 350D fotografiert – ein Einsteigermodell wie dieses reicht für das Fotografieren von HDR-Ausgangsmaterial vollkommen aus.
2.1.2 Digitale Kompaktkamera
Sie können die Ausgangsbilder für Ihre HDR-Bilder auch mit einer Kompaktkamera erstellen. Für die gelegentliche HDR-Fotografie ist das sogar ausreichend. Die Kompakten sind meist erheblich günstiger, leichter zu bedienen sowie kleiner und handlicher als eine Spiegelreflexkamera. Viele Anwender schätzen das Livebild einer Kompaktkamera und die häufig vorhandene Möglichkeit, Videoaufnahmen zu erstellen.
Sobald jedoch die Ansprüche etwas steigen, macht die Verwendung einer Kompaktkamera nicht wirklich Spaß. Zwar bieten die Kompakten eine immer bessere Bildqualität, können mit der einer Spiegelreflexkamera jedoch nicht mithalten. Hinzu kommt die Möglichkeit, an einer Spiegelreflexkamera unterschiedliche Objektive zu verwenden, die speziellen Anforderungen, wie beispielsweise der Makro- oder Weitwinkelfotografie, gerecht werden. Ein weiterer Vorteil, der für die Spiegelreflexkamera spricht, ist die große Auswahl an Zubehör für nahezu alle fotografischen Lebenslagen, wie Aufsatzblitzgeräte oder auch spezielle Filter.
TIPP |
Falls Ihre Kompaktkamera weder manuell einstellbar ist noch über die Funktion einer automatischen Belichtungsreihe verfügt, können Sie vielleicht eine manuelle Belichtungskorrektur durchführen. Sofern Ihre Kamera diese Funktion anbietet, erreichen Sie damit dasselbe Ergebnis wie mit der manuellen Einstellung. |
Achten Sie unbedingt darauf, dass die Kamera manuell einstellbar ist – das ist leider bei vielen Kompakten nicht der Fall. Auch die Möglichkeit, automatische Belichtungsreihen (Bracketing) durchzuführen, vereinfacht das Fotografieren des Ausgangsmaterials. Ebenso von Vorteil ist es, wenn Ihre Kamera die Aufnahmen zumindest im TIFF-Format abspeichern kann. Zwar können Sie mit JPEG-Dateien kostbaren Speicherplatz einsparen, müssen dies aber mit dem Verlust wertvoller Bildinformationen bezahlen. Am Ende bleibt dann die Aufnahmequalität auf der Strecke, worunter Ihre HDR-Bilder erheblich leiden. In jedem Fall sollten Sie im Kameramenü beim JPEG-Speicherformat die niedrigste Komprimierungsstufe auswählen, damit Ihre Bilder möglichst brillant werden.
2.1.3 Das Kamerastativ
Bei der HDR-Fotografie kommt es darauf an, exakt dasselbe Bild mit verschiedenen Belichtungen zu fotografieren. Kombiniert mit Panoramaeffekten ist es zudem wichtig, die Kamera für die einzelnen Aufnahmen in einer exakten Vertikalen zu führen. Mit am wichtigsten dafür ist ein gutes Stativ. Auch bei relativ guten Lichtverhältnissen werden Sie es kaum schaffen, völlig deckungsgleiche Belichtungsreihen aus der Hand zu erstellen. Reicht bei einer leichten Kompaktkamera ein günstiges Einsteigerstativ gerade noch aus, macht sich ein qualitativ hochwertiges Modell spätestens in Verbindung mit einer deutlich schwereren Spiegelreflexkamera bezahlt.
Abbildung 2.2 Ungemein wichtig für HDR-Aufnahmen: das Stativ – hier an einer Kompaktkamera
Abbildung 2.3 Zum Vergleich ein sehr stabiles und flexibles Stativ der Firma Manfrotto, das auch eine schwerere Spiegelreflexkamera inklusive Objektiv problemlos trägt (Bild: Manfrotto).
Dabei geht es nicht nur um einen sicheren Halt der Kamera, sondern auch um einen flexiblen und schnellen Einsatz des Stativs: Mal soll das Ausgangsmaterial aus der Höhe verwacklungsfrei aufgenommen werden, beim nächsten Mal befindet sich das Motiv möglicherweise direkt über dem Boden, dann wird im Hochformat fotografiert und anschließend wieder im Querformat. Auch ist der Spiegelschlag einer SLR-Kamera nicht zu unterschätzen. Diese für das Auge nicht wahrnehmbaren Schwingungen können sich bei der Verrechnung der HDR-Aufnahmen durchaus bemerkbar machen. Die Spiegelvorauslösung an der Kamera einzusetzen, ist daher durchaus sinnvoll. Hierfür ist das Stativ absolut unverzichtbar, da Sie unmittelbar vor der Aufnahme bei hochgeklapptem Spiegel durch den Sucher nichts mehr sehen können.
Abbildung 2.4 Ein Stativ der Firma Hama, das sich gut für eine Kompaktkamera eignet (Bild: Hama).
Abbildung 2.5 Eine Wasserwaage, egal ob am Stativkopf integriert oder als Zubehör eingesetzt, ist zur Ausrichtung der Kamera unentbehrlich.
Abbildung 2.6 Stativ und Zubehör, wie beispielsweise der Fernauslöser, sind Voraussetzungen für die erfolgreiche HDR-Fotografie.
TIPP |
Bei den Aufnahmen soll die Kamera auch während einer minutenlangen Serie absolut sicher stehen. Um Verwackler durch leichte Windböen weitestgehend zu unterbinden, empfiehlt es sich, ein relativ schweres Stativ einzusetzen. |
Kommen zu einem wackeligen Stativ auch noch die Unregelmäßigkeiten durch die manuelle Zeiteinstellung für die einzelnen Belichtungen hinzu, können die HDR-Ergebnisse am Ende nahezu unbrauchbar werden. Für all diese unterschiedlichen Aufnahmesituationen sollte die Investition in ein hochwertiges Stativ daher keine Frage sein. Für alle Einsatzzwecke gibt es unterschiedliche Stative und Stativköpfe. Ob Komplettsystem, Neiger oder Kugelkopf, zahlreiche Tests erleichtern die Stativauswahl.
ACHTUNG |
Die meisten der HDR-Programme haben auch eine Funktion, mit der kleinste Verwackler ausgeglichen werden können. Doch funktionieren diese nicht immer einwandfrei und ohne Verluste. |
Abbildung 2.7 Ein Blick auf die Metadaten gibt einen Eindruck über den Speicherplatzbedarf im Rahmen der HDR-Fotografie: Eine dieser RAW-Aufnahmen ist rund sieben Megabyte groß 1.
2.1.4 Ergänzendes Zubehör
Der einfache Druck auf den Kamera-Auslöser wird voraussichtlich zu unerfreulichen Ergebnissen führen, wenn Sie mit dem Ziel »HDR« fotografieren. Schon die kaum spürbare Vibration der Kamera während des Auslösens mit dem Finger macht es unmöglich, völlig deckungsgleiche Aufnahmen zu erstellen. Da hilft auch kein noch so gutes Stativ. Deshalb sollten Sie bei der HDR-Fotografie unbedingt auch einen Fernauslöser oder eine Fernbedienung verwenden. Sollte beides nicht möglich sein, können viele Kameras die Belichtungsreihe über den automatischen Selbstauslöser auslösen.
HDR-Fotografie spielt sich meist außerhalb des Studios ab, sorgen Sie daher für eine ausreichende Stromversorgung. Neben Reserveakkus kann sich auch die Anschaffung eines Batteriegriffs bezahlt machen.
Wenn Sie zahlreiche Belichtungsreihen aufnehmen, benötigen Sie dafür auch den entsprechenden Speicherplatz. Hier ist es empfehlenswert, eine mobile Festplatte mit Kartenleser im Gepäck zu haben. So ein mobiler Speicher bietet mittlerweile in der Standardausführung eine Kapazität von rund 80 GB zu einem akzeptablen Preis.
Lowbudget-TIPP |
Individualisten und Sparfüchse finden im Internet, beispielsweise unter www.traumflieger.de, Anleitungen zum Bau eines Fernauslösers. |
Speicherbedarf eines HDR-Panoramas |
Ein HDR-Bild sollte aus mindestens drei unterschiedlich belichteten Aufnahmen bestehen. Als RAW-Datei nimmt jede Aufnahme (je nach der Bildgröße in Pixeln) etwa 7,5 MB Speicherplatz in Anspruch. Alternativ können JPEG-Aufnahmen verwendet werden. Dann hat jedes Foto eine Größe von 5 bis 6 MB – kein echter Gewinn, bedenkt man den möglichen Qualitätsverlust. Die drei Ausgangsfotografien werden anschließend zu einem HDR-Bild verrechnet, wodurch der Speicherbedarf auf circa 25 MB anwächst. Für das Tonemapped-HDRI im TIFF-Format können Sie zusätzlich 46 MB veranschlagen. Sofern keine Bilder gelöscht werden, summiert sich der erste Teil des Panoramas auf rund 93 MB. Besteht das Panorama aus 15 Einzelbildern, so wird die Festplatte insgesamt mit mehr als 1400 MB beziehungsweise rund 1,3 GB belastet! Werden sämtliche Ausgangsbilder behalten – was für eine spätere Verarbeitung durchaus sinnvoll ist –, muss für das eigentliche Panorama entsprechender Speicherplatz hinzuaddiert werden. |
Abbildung 2.8 Dieses HDR-Panorama, in bester Auflösung mit Photomerge generiert, bringt es auf rund 1000 MB.
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