2.5 Brennweiten für HDR-Aufnahmen 

Die Brennweite bezeichnet den Abstand zwischen Linse und Aufnahmeebene (Sensor oder Film). Die Brennweite ist meist in Millimeter am Objektiv angegeben. Sie bezieht sich standardmäßig auf die Größe eines Kleinbildfilms (36 × 24 mm). Objektive mit einer Brennweite zwischen 45 und 55 mm werden als Normal- oder Standardobjektive bezeichnet. Bilder, die mit dieser Brennweite aufgenommen sind, werden vom Betrachter als natürlich empfunden und sind perspektivisch neutral. Bilder, die unterhalb einer Brennweite von 45 mm aufgenommen sind, sind Weitwinkel-Fotografien, und Bilder über 55 mm Brennweite bezeichnet man als Tele-Aufnahmen.
Abbildung 2.32 Das Innenleben einer digitalen Spiegelreflexkamera
Bei Objektiven unterscheidet man zwischen Festbrennweiten und Zoomobjektiven. Mit einer kurzen Brennweite lässt sich ein großer Ausschnitt des Motivs ablichten. Die lange Brennweite fängt dagegen einen kleinen Ausschnitt, entsprechend groß, auf dem Foto ein. Soweit ist das für ambitionierte Hobby-Fotografen nichts Neues.
Abbildung 2.33 Ein Weitwinkelobjektiv der Firma Canon (Bild: Canon)
Der Crop-Faktor | Etwas komplizierter wird es durch die Berücksichtigung der Sensoren in Digitalkameras. Diese Sensoren haben unterschiedliche Größen und entsprechen nicht dem Kleinbildformat. Nur in professionellen Spiegelreflexkameras werden Sensoren verbaut, die dem Kleinbildformat entsprechen. In den meisten Digitalkameras stecken Sensoren, die kleiner sind. Durch diese Verkleinerung der lichtempfindlichen Fläche wird das Bildfeld beschnitten. Ein Objektiv mit einer Brennweite von 50 mm (bezogen auf das Kleinbildformat) muss somit entsprechend der Sensorgröße umgerechnet werden. Dieser Formatfaktor wird auch als Crop-Faktor bezeichnet.
Abbildung 2.34 Durch den Crop-Faktor von 1,6 (hier bei einer Spiegelreflexkamera von Canon) entsteht der Eindruck einer Brennweite von 480 mm statt den 300 mm, die auf dem Zoom-Objektiv angegeben sind (Bild: Canon).
Abbildung 2.35 Mit einer Brennweite von 30 mm an einer herkömmlichen Kleinbildkamera würde das gesamte Bild inklusive der hell dargestellten Flächen aufgenommen. Durch den Crop-Faktor von 1,6 bei einer digitalen Spiegelreflexkamera wird nur der mittlere Teil abgelichtet. Um also das gesamte Motiv aufzunehmen, müsste an der Digitalkamera eine Brennweite von 18 mm eingestellt werden.
ACHTUNG |
Während der HDR-Belichtungsreihe darf die Brennweite nicht verändert werden. Die Bilder müssen für die Verrechnung zum HDRI deckungsgleich sein. Im Rahmen der Panoramafotografie sollte auch die Brennweiteneinstellung aller Einzelserien identisch bleiben. Bei der späteren Montage zum Panorama führen unterschiedliche Brennweiten zu einem erheblichen Vor- und Nachbearbeitungsaufwand oder gar zum Scheitern des Panorama-Projekts. |
Beispielsweise hat der CMOS-Sensor, der in vielen Canon-Digitalkameras eingebaut ist, einen Format- beziehungsweise Crop-Faktor von 1,6. Praktisch bedeutet das, dass eine Aufnahme mit einem 50-mm-Objektiv den gleichen Bildausschnitt erfasst wie ein mit 80 mm Brennweite aufgenommenes Bild auf Kleinbildfilm. Zwar ändert sich am Objektiv und seiner Brennweite nichts, es entsteht jedoch der Eindruck, als ob mit einem 80-mm-Tele-Objektiv fotografiert wurde. Fälschlicherweise wird dabei von einem Brennweiten-Verlängerungsfaktor gesprochen, obwohl es sich in Wirklichkeit um einen Beschnitt, nämlich den Crop-Faktor, handelt.
Vor und Nachteile des Crop-Faktors | Fotografen, die gerne mit einem Tele-Objektiv arbeiten, empfinden den Crop-Faktor erst einmal als Vorteil. Mit einem 300-mm-Objektiv ergibt sich mit einem Verlängerungsfaktor von 1,6 eine Brennweitenwirkung von 480 mm.
Nachteilig wirkt sich der Crop-Faktor beim Einsatz von Weitwinkel-Objektiven aus. Je kürzer die Brennweite eines Objektivs, desto teurer ist dieses. Bei einer Brennweite von 12 mm wirkt sich der Verlängerungsfaktor von 1,6 entsprechend negativ aus. Aus dem Ultra-Weitwinkel wird ein 20-mm-Weitwinkel-Objektiv.
HINWEIS |
Mittlerweile werden von den Herstellern Objektive gebaut, die extra für den Einsatz an digitalen Spiegelreflexkameras mit ihrem kleineren Bildsensor abgestimmt sind. In den Objektivbeschreibungen und den Tests in Magazinen und auf Websites wird darauf hingewiesen, für welche Sensorgröße ein Objektiv am besten geeignet ist. |
Vor allem für die HDR-Panoramafotografie überwiegen eher die Nachteile des Crop-Faktors. Um die Effekte der HDR-Fotografie darzustellen, eignen sich am besten Aufnahmen, die einen größeren Bildausschnitt zeigen. Besonders gut wirken Kugel- oder 360°-Panoramen als HDRI. Um beispielsweise die gesamte Szenerie eines verlassenen Maschinenraums als 360°-Panorama vernünftig abzulichten, bedarf es eines Ultra-Weitwinkel-Objektivs.
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