1.4 … zu Linux
 
Richard Stallman als Gründer und Kopf der FSF (Free Software Foundation) hat 1984 die Grundlagen für die freie Software mit dem GNU-Projekt geschaffen. Bis 1990 kam dabei eine Menge freier GNU-Software zusammen, die man schon fast als eigenständiges Betriebssystem ansehen konnte. Was noch fehlte, war allerdings ein Kernel, denn die GNU-Software lief bis dahin immer noch auf UNIX. Die Entwicklung des Kernels Hurd wurde zwar begonnen, ging allerdings nur zäh bis gar nicht voran.
Irgendwann in den Neunzigern hatte ein finnischer Programmierer namens Linus Torvalds mit einigen weiteren freiwilligen Entwicklern damit begonnen, einen eigenen Betriebssystem-Kernel zu schreiben. Im Oktober 1991 war dann im Usenet folgendes Posting von Linus Torvalds zu lesen:
»Wie ich vor einem Monat erwähnte, arbeite ich an einer freien Version von etwas dem Minix Ähnlichem für AT-386-Rechner. Sie hat jetzt endlich den Punkt erreicht, wo sie sogar brauchbar ist (oder auch nicht, je nachdem, was man braucht), und ich bin bereit, die Quelltexte zur Weiterverbreitung herauszugeben. Es ist lediglich Version 0.02 ..., aber ich habe darauf erfolgreich bash, GCC, gnu-make, gnu-sed, compress usw. laufen lassen.«
Just wurde der Kernel veröffentlicht. Ein Kernel alleine macht allerdings noch lange keinen Sommer, daher benötigte man weitere freie Komponenten. Man griff also zu den bereits erhältlichen Komponenten des GNU-Projekts von Richard Stallman zurück. Die Ziele des GNU-Projekts waren es (und sind es immer noch), ein von Rechten befreites UNIX-kompatibles System zu erstellen. Das GNU-Projekt beinhaltete Komponenten wie einen portablen C-Compiler, C-Bibliotheken, Linker, Debugger und zahlreiche weitere Dienstprogramme. Man legte also beides, den Linux-Kernel und die GNU-Komponenten, zusammen, und daraus wurde GNU/Linux.
Richtig öffentlich wurde der Begriff »GNU/Linux« erst 1994, als Debian diesen als Namen für ihre Distribution verwendete, die auf dem Linux-Kernel und den GNU-Programmen basiert.
Der Siegeszug von Linux scheint ungebremst, doch auch hier ziehen bereits erste dunkle Wolken auf. Die Firma SCO, die im Besitz der USL-Rechte ist, wird wohl versuchen, Lizenzen an Linux-Distributionen einzuklagen. SCO behauptete, dass Linux SCO-Code enthalte. Dass diese Klage erst ca. zehn Jahre nach dem Erscheinen von Linux eingereicht wird, zeigt allerdings, dass die meisten großen Firmen Linux unterschätzt haben. Ganz klar, jetzt will jeder wieder ein großes Stück vom Kuchen haben. Bis dato konnte SCO dem Riesen IBM bezogen auf die Klage nichts beweisen. Wurde SCO nicht von Microsoft gegründet oder zumindest mitfinanziert ...?
Ein weiteres deutliches Signal der Stärke von Linux ist es, dass mittlerweile auch die großen UNIX-Anbieter wie IBM oder Sun neben ihren UNIX-Varianten auch Linux anbieten. Es ist allerdings nicht meine Absicht, Ihnen die Stärken oder Schwächen von Linux aufzulisten. Sie sind Programmierer und entscheiden daher mit, wie sich Linux in Zukunft weiterentwickeln wird, da Sie ja vorhaben, Programme für Linux zu schreiben. Das ist auch der Sinn des Buchs. O. K. – die Märchenstunde ist zu Ende, und es wird Zeit, etwas zu lernen.
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