26.2 Prozesse in der Shell
Im Folgenden wollen wir uns nun der Kontrolle der Prozesse widmen. Wie bereits erwähnt, haben Hintergrundprozesse neben der PID eine Job-ID zur Identifikation. Folglich ist es möglich, mehrere Prozesse parallel im Hintergrund ablaufen zu lassen:
Listing 26.2 Parallele Hintergrundprozesse
$ sleep 10 &
[1] 10203
$ sleep 10 &
[2] 10204
$ sleep 10 &
[3] 10205
$ sleep 1
[3] + Done sleep 10
[2] – Done sleep 10
[1] Done sleep 10
Beachten Sie, dass ein Hintergrundprozess automatisch läuft und es somit beispielsweise nicht möglich ist, Tastatureingaben an diesen Prozess zu senden. [Fn. Die einzige direkte Eingabemöglichkeit besteht durch Eingabeumlenkung.] Des Weiteren werden die Ausgaben des Hintergrundprozesses einfach zwischen die Ausgaben anderer Shellprogramme gemischt. Die Deskriptoren 1 und 2 sind bei Hintergrundprozessen noch mit dem Bildschirm verbunden. [Fn. Anders sieht das Ganze natürlich bei einer Ausgabeumlenkung aus.]
Listing 26.3 Nach einer Sekunde »Hallo« sagen
$ (sleep 1; echo "Hallo") &
[12] 9790
$ Hallo
26.2.1 Wechseln zwischen Vorder- und Hintergrund
In einigen Shells, zum Beispiel in der bash oder der ksh, ist es möglich, zwischen Vorder- und Hintergrundprozessen zu wechseln. Damit aus einem Vordergrundprozess ein Hintergrundprozess wird, muss dieser zuerst angehalten – »gestoppt« – werden. Dazu verwenden Sie die Tastenkombination Strg + Z. Dies können Sie folgendermaßen testen:
Listing 26.4 Stoppen eines Vordergrundprozesses
$ sleep 10
^Z[1] + Stopped sleep 10
[+]Sollte die Tastenkombination Strg + Z bei Ihnen nicht funktionieren, so ist Ihr Terminal wahrscheinlich auf eine andere Tastenkombination eingestellt. Prüfen Sie die Terminal-Konfiguration mit dem Kommando stty -a. Die Kombination für susp (suspend) ist zum Anhalten eines Prozesses vorgesehen. Die Zeichen vor den Großbuchstaben stehen hierbei für die Tastenkombination Strg + <Buchstabe>.
Listing 26.5 Was tun, wenn's nicht funktioniert?
$ stty -a
...
eol2 = <undef>; start = ^Q; stop = ^S; susp = ^Z...{}
...
bg und fg
Um diesen Vordergrundprozess nun in den Hintergrund zu befördern, müssen Sie das Kommando bg (von englisch background, Hintergrund) aufrufen. Man kann es in der Form bg %<Job-ID> aufrufen, um einen bestimmten Job in den Hintergrund zu befördern. Lässt man den Parameter weg, wird der letzte gestoppte Prozess im Hintergrund fortgesetzt:
Listing 26.6 Einen Prozess in den Hintergrund befördern
$ sleep 10
^Z[1] + Stopped sleep 10
$ bg
[1] sleep 10
[1] + Done sleep 10
Hin und wieder kommt es jedoch vor, dass man einen Prozess wieder zurück in den Vordergrund bringen möchte. Dazu wird analog das Kommando fg verwendet:
Listing 26.7 Zurück in den Vordergrund
$ sleep 120
^Z[1] + Stopped sleep 120
$ bg %1
[1] sleep 10
$ fg %1
sleep 120
$
[»]Bei der Verwendung der Prozessnummer eines Hintergrundprozesses mit einem Kommando wie kill, fg oder bg müssen Sie, wie in den Beispielen gesehen, das Prozentzeichen (%) vor die ID setzen:
Listing 26.8 Beispielaufrufe mit Modulo
$ bg %1
$ fg %1
$ kill -STOP %1 && kill -CONT %1
Alternativ können Sie auch mit der PID arbeiten, aber diese ist meist eine größere Zahl, und die Gefahr, dass man sich vertippt, ist daher recht hoch. Außerdem sind Informatiker diesbezüglich faul.
26.2.2 Jobs – behalten Sie sie im Auge
Oftmals hat man mehrere Prozesse oder gar Prozessgruppen parallel im Hintergrund laufen. Wird die Shell jedoch beendet, werden alle Hintergrundprozesse – im Gegensatz zu den shell-unabhängigen Dämonprozessen – »mit in den Tod gerissen«. Um dies zu vermeiden, geben die meisten Shells bei dem ersten Versuch, die Shell zu beenden, eine Warnung aus, sofern noch Hintergrundprozesse ablaufen.
Im nächsten Beispiel starten wir in der laufenden Shell eine weitere Shell, um nach der Beendigung der neu gestarteten Shell die Ausgabe der letzten zu sehen.
Listing 26.9 Warnmeldungen der Z-Shell beim Beenden
$ zsh
...
$ sleep 10000&
[1] 782
$ exit
zsh: you have running jobs.
$ exit
zsh: warning: 1 jobs SIGHUPed
Nachdem wir uns nicht um den noch laufenden Hintergrundprozess gekümmert haben, wird dieser über ein sogenanntes HUP-Signal (Hang-UP) beendet.
Das Kommando jobs
Um sich eine Übersicht über die jeweils laufenden Hintergrundprozesse zu verschaffen, wird das Kommando jobs verwendet, das alle Hintergrundprozesse der aktuellen Shell auflistet. Es werden also nicht immer alle Hintergrundprozesse eines Benutzers angezeigt, denn ein Benutzer kann gleichzeitig mehrere Shells verwenden.
Listing 26.10 Das Kommando jobs
$ jobs
[1]+ Running sleep 10000 &
$ jobs -p
214
$ jobs -l
[1]+ 214 Running sleep 10000 &
Wird der Parameter -p verwendet, werden die Prozess-IDs der Hintergrundprozesse ausgegeben, und bei -l werden diese zur Default-Ausgabe hinzugefügt.
26.2.3 Hintergrundprozesse und Fehlermeldungen
Es kommt sehr häufig vor, dass Hintergrundprozesse störende Fehlermeldungen auf die Konsole schreiben. Dies kann durch eine nicht gefundene Datei, eine Zugriffsverletzung oder Ähnliches hervorgerufen werden. In diesem Fall sollte man sich mit der Ausgabeumlenkung der Fehlerausgabe behelfen – natürlich bevor man den Prozess startet.
Schauen wir uns einmal folgendes Beispiel an: Der Benutzer startet ein Programm im Hintergrund, das versucht, die Datei /etc/blub zu löschen. Es wird nun eine Fehlermeldung direkt auf die Konsole geschrieben, da diese Datei gar nicht vorhanden ist:
Listing 26.11 Fehlermeldungen bei Hintergrundprozessen
$ rm /etc/blub &
[1] 132
$ rm: cannot remove '/etc/blub': No such file or directory
[1]+ Exit 1 rm /etc/blub
Stellen Sie sich ein Programm vor, das im Sekundentakt solche lästigen Meldungen ausgibt. Über die bereits bekannte Umlenkung des zweiten Deskriptors – der Fehlerausgabe stderr – kann dies nun vermieden werden. Leiten wir also die Fehlerausgabe einmal in eine Datei Logdatei um:
Listing 26.12 Fehlermeldungen umlenken
$ rm /etc/blub 2>Logdatei &
[1] 133
$
[1]+ Exit 1 rm /etc/blub
$ cat Logdatei
rm: cannot remove '/etc/blub': No such file or
directory
Auf diese Weise haben wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die lästigen Ausgaben sind weg, und wir haben den Fehler archiviert. Und jetzt könnten wir sogar gestresste Support-Mitarbeiter mit der exakten Fehlermeldung nerven!
26.2.4 Wann ist es denn endlich vorbei?
Keine Sorge, dies ist der letzte Abschnitt zum Thema Hintergrundprozesse. Die Überschrift gilt jedoch einer anderen Angelegenheit: dem Warten auf die Beendigung eines Hintergrundprozesses.
wait
Hierfür wird ganz einfach das Kommando wait verwendet. Als Parameter wird der gewünschte Hintergrundprozess, beziehungsweise dessen Nummer, angegeben. An dieser Stelle ist wieder der Modulo-Operator (%) gefragt.
Listing 26.13 Warten
$ sleep 10&
[1] 237
$ jobs
[1]+ Running sleep 10 &
$ wait %1
[1]+ Done sleep 10
$
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