14.5Entfernte Objekte übergeben und laden
In unserem bisherigen Beispiel haben wir zwei Ganzzahlwerte übergeben. Die Implementierung der Stellvertreter ist nun so, dass eine Socket-Verbindung die Daten überträgt. Da keine Objekte transportiert werden, muss keine Objekt-Serialisierung die Daten übertragen. Wir wollen uns nun damit beschäftigen, was mit Objekten passiert, die übertragen werden. Wir können verschiedene Klassen unterscheiden:
Klassen, die auf beiden Seiten vorliegen, weil es zum Beispiel Klassen aus der Standard-API sind
Klassen, die nur auf der Serverseite vorliegen und dem Client nicht bekannt sind
Klassen, die selbst wieder Remote implementieren
Falls die Klasse auf beiden Seiten als Klassenbeschreibung vorliegt, weil es sich etwa um eine Standardklasse handelt oder sie in beiden Pfaden eingetragen ist, sind keine Probleme zu erwarten. Die übertragenen Daten müssen jedoch von Klassen stammen, die serialisierbar sind.
Wann ist eine Klassenbeschreibung nötig?
Schwierig wird die Lage erst, wenn der Server Klassen benötigt, die beim Client liegen. Es könnte etwa eine entfernte Methode
geben, die das Maximum der Elemente aus der Sammlung bildet. Die Elemente sind jedoch Objekte, deren Klassendateien der Server nicht im Klassenpfad hat.
14.5.1Klassen vom RMI-Klassenlader nachladen
Wir kommen also dazu, dass der Klassenlader Klassen nachladen muss, die für den verteilten Aufruf auf der Client- und Serverseite nötig sind. Das erinnert an einen Applet-Klassenlader, der Gleiches leisten muss. Für RMI-Aufrufe kommt der RMI-Klassenlader java.rmi.RMIClassLoader zum Zuge. Dieser Lader lädt jetzt die Stellvertreter (die Stubs) sowie weitere benötigte Klassen in die lokale virtuelle Maschine. Woher die Klassen kommen, ist dem Lader egal. Sie können in CLASSPATH stehen, im aktuellen Verzeichnis oder auf einem Webserver. Im letzten Fall steuert die Eigenschaft java.rmi.server.codebase den Ort.
[zB]Beispiel
Setze die Codebase auf ein Verzeichnis vom Webserver, damit das RMI-Programm die benötigten Klassen aus http://www.cute-lollipop.com/classimpl laden kann:
Wenn ein Client einen entfernten Aufruf startet, sucht er die Stub-Klasse. Findet er die Klasse nicht in dem eigenen Namensraum, wird die Codebase hinzugezogen. Der Client wird dann die Stub-Klasse von der angegebenen URL anfordern. Der Server überträgt anschließend die Klassendatei zum RMI-Client. Die Stub-Klasse muss dem Server also bekannt sein, da er sie ja übertragen muss.
Sollten die Klassen nur vom Server geladen werden und aus anderen, vielleicht dunklen Stellen des Dateisystems nicht, ist die Eigenschaft java.rmi.useCodebaseOnly auf true zu setzen.