22.3 Bindungsalternativen
Bisher haben wir die Datenbindung nur zwischen zwei Elementen mit der Eigenschaft ElementName kennengelernt. Möchten Sie eine Datenbindung mit einem nichtvisuellen Objekt, müssen Sie anstelle von ElementName eine der drei folgenden Eigenschaften einsetzen:
22.3.1 Die Eigenschaft »Source«

Die Eigenschaft Source ist die allgemeinste von allen. Sie können damit praktisch jedes CLR-Objekt zur Datenquelle erklären. Nehmen wir an, Sie hätten eine Klasse Person implementiert und würden im XAML-Code in einem Ressourcenabschnitt ein Objekt davon erstellen. Die Bindung des Objekts an eine TextBox würde mit der Eigenschaft Source erfolgen, z. B.:
<Window.Resources>
<local:Person x:Key="pers" Name="Hans im Glück" />
</Window.Resources>
<Grid>
<TextBox Text="{Binding Source={StaticResource pers}, Path=Name}" />
</Grid>
Listing 22.9 Bindung an ein CLR-Objekt
Auch ohne dass wir uns bisher über die Möglichkeiten des Resources-Abschnitts unterhalten haben, dürfte das Listing verständlich sein. In Kapitel 23 werden wir die Möglichkeiten dieses Abschnitts noch genauer untersuchen.
22.3.2 Anbindung an relative Datenquellen

Bindungen müssen sich nicht zwangsläufig auf ein anderes Steuerelement beziehen. Eine Bindung kann mit RelativeSource auch auf relative Quellen verweisen.
Der folgende XAML-Code beschreibt einen Slider, der vom Minimalwert 0 bis zum Maximalwert 10 seinen jeweils aktuellen Wert in einem ToolTip-Element anzeigt.
<Slider ToolTip="{Binding RelativeSource={RelativeSource Self},
Path=Value}"></Slider>
Listing 22.10 »RelativeSource« mit Verweis auf sich selbst
Dieser Relativverweis kann auch ohne Markup Extension definiert werden:
<Slider>
<Slider.ToolTip>
<Binding Path="Value">
<Binding.RelativeSource>
<RelativeSource Mode="Self"></RelativeSource>
</Binding.RelativeSource>
</Binding>
</Slider.ToolTip>
</Slider>
Listing 22.11 Relativer Verweis ohne Markup Extension
Neben dem Self-Modus gibt es noch drei weitere Modi zur Angabe relativer Bezüge.
Modus | Beschreibung |
Self |
Verweis auf sich selbst. |
TemplatedParent |
Dieser Modus ist nur innerhalb eines Templates sinnvoll und verweist auf sich selbst in einem Template (Self würde ControlTemplate liefern und nicht das Element selbst). |
PreviousData |
In einer Auflistung kann über diesen Modus der vorherige Datensatz abgerufen werden. |
FindAncestor |
Relative Navigation durch den Elementbaum, mit Hilfe des gewünschten Typs und des Levels. |
Sehen wir uns noch ein Beispiel zu dem Modus FindAncestor an. Er dient dazu, die Datenquelle auf ein im Elementbaum höher liegendes Element eines bestimmten Typs zu setzen. Dieser Modus verlangt, dass in der AncestorType-Eigenschaft des RelativeSource-Objekts der gesuchte Typ angegeben wird.
In unserem Codefragment wollen wir die Eigenschaft Text einer TextBox an die Beschriftung der Titelleiste des Window-Elements binden (Eigenschaft Title).
<TextBox Text="{Binding
RelativeSource={RelativeSource FindAncestor,
AncestorType={x:Type Window}},
Path=Title}" />
Listing 22.12 Bindung an ein im Elementbaum höher liegendes Element
Natürlich gibt es andere Fälle, in denen der angegebene Typ mehrfach im Elementbaum auftritt. Sie haben dann die Möglichkeit, mit der Eigenschaft AncestorLevel den n-ten gefundenen Typ anzugeben. Dabei entspricht der Wert 1 dem ersten gefundenen Element dieses Typs. In Listing 22.13 wird der Modus FindAncestor verwendet, um die Content-Eigenschaft eines Button-Objekts an die Eigenschaft Text der TextBox zu binden. Es wird dabei nach der zweiten Schaltfläche gesucht.
<TextBox Text="{Binding
RelativeSource={RelativeSource FindAncestor,
AncestorType={x:Type Button}, AncestorLevel=1},
Path=Content}" />
Listing 22.13 Die Bindung an die zweite übergeordnete Schaltfläche im Elementbaum
22.3.3 Die Bindung an »DataContext«
DataContext ist eine Eigenschaft, die von allen Klassen bereitgestellt wird, die von FrameworkElement oder FrameworkContentElement abgeleitet sind. Die Eigenschaft DataContext beschreibt eine Datenquelle. Dabei kann es sich um ein einfaches benutzerdefiniertes Objekt handeln, aber auch um eine Tabelle, die nach einer Datenbankabfrage im lokalen Cache vorliegt.
DataContext hat eine besondere Charakteristik: Man kann ihr im Elementbaum weit oben eine Datenquelle angeben, beispielsweise im Window, z. B.:
this.DataContext = [Datenquelle];
Listing 22.14 Angabe der Datenquelle im »Window«
Allen im Window untergeordneten Elementen stehen nun die Daten zur Verfügung.
Die Bindung der Elemente an die durch DataContext beschriebene Datenquelle erfolgt auch in diesem Fall mit einem Binding-Objekt. Allerdings ist es völlig ausreichend, nur die Path-Eigenschaft festzulegen:
<TextBox Text="{Binding Path=Name}" />
Listing 22.15 Bindung an die in einem übergeordneten Element beschriebene Datenquelle
Sollte in einem Element die explizite Angabe der Datenquelle wie in Listing 22.15 fehlen, wird die WPF zuerst die DataContext-Eigenschaft des betreffenden Elements untersuchen. Sollte diese null sein, sucht die WPF den Elementbaum so lange ab, bis sie zum ersten Mal auf eine DataContext-Eigenschaft stößt, die nicht null ist. Diese wird dann als Datenquelle genutzt. Sollten alle DataContext-Eigenschaften null aufweisen, kann dem Element auch kein Wert zugewiesen werden.
Natürlich kann ein Steuerelement im Bedarfsfall trotzdem auf eine andere Datenquelle verweisen, wenn das gewünscht ist. Dazu ist nur ElementName, Source oder RelativeSource dem Binding-Objekt anzugeben.
Auf ein Beispiel soll an dieser Stelle verzichtet werden. In Kapitel 24 werden Sie noch genügend Beispiele finden, die über DataContext eine Datenquelle angeben.
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