Vorwort des Gutachters – die Shell: Fluch oder Segen?
Sie werden sicher schon die Sprüche wie „kryptische Kommandozeilen-Befehle“ oder Ähnliches in einem nicht gerade schmeichelhaften Zusammenhang gehört haben.
Und wissen Sie was? Die Vorurteile stimmen. Ein Kommandointerpreter, der Konstrukte wie das Folgende zulässt, kann schon mal das ein oder andere graue Haar wachsen lassen. Probieren Sie die Zeichenfolge übrigens besser nicht aus – Ihr Rechner würde höchstwahrscheinlich abstürzen:
(){ :|:& } ;:
Und das soll ich jetzt lernen?
Nein, nicht unbedingt. Der Befehl ist eher eine kleine Machtdemonstration. Er versucht unendlich viele Prozesse zu starten und legt so Ihren Rechner lahm. Die Syntax für die Kommandozeile ist normalerweise durchaus verständlich und solche Konstrukte sind eher die abschreckende Ausnahme.
Das Beispiel soll demonstrieren, mit welch geringem Aufwand Sie durch eine Kommandozeile in der Lage sind, wirkungsvolle Befehle an das System zu übermitteln. Normalerweise wird die Kommandozeile produktiv eingesetzt und hat enorme Vorteile gegenüber einer grafischen Oberfläche. Genau so, wie Sie durch die Kommandozeile unendlich viele Prozesse starten können, können Sie auch mit einem einzigen Befehl Vorschaubilder von unzähligen Bildern erstellen, die sich auf Ihrer Festplatte befinden.
Die Kommandozeile wird also genau dann interessant, wenn grafisch gesteuerte Programme nicht mehr in der Lage sind, eine Aufgabe in einer annehmbaren Zeit zu erledigen.
In solchen Fällen kann es durchaus vorkommen, dass Sie an einem einzigen Befehl eine Stunde oder mehr grübeln, aber dennoch schneller sind, als wollten Sie die Aufgabe mit einer Maus lösen.
Ich werde aber auch das relativieren. Für die meisten Aufgaben gibt es hervorragende Werkzeuge auf der Kommandozeile, die leicht zu verstehen und einzusetzen sind. Stundenlange Grübeleien über einem Befehl sind also eher die Ausnahmen. Wer den Willen hat, Aufgaben effektiv mit der Kommandozeile zu lösen, wird hier selten an Probleme stoßen. Im Gegenteil, die Kommandozeile eröffnet eine vollkommen andere Perspektive und erweitert somit den Horizont, wozu ein Computer alles eingesetzt werden kann, da hier vollkommen andere Grenzen gelten als bei der Arbeit mit der Maus:
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Sie möchten alle Dateien auf einer Festplatte umbenennen, die die Endung txt haben? |
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Sie möchten periodisch überprüfen, ob ein entfernter Rechner erreichbar ist? |
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Sie wollen ein bestimmtes Wort in allen Textdateien innerhalb eines Verzeichnisbaums ersetzen? |
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Sie wollen täglich eine grafische Auswertung Ihrer Systemlast per Mail geschickt bekommen? |
Kein Problem :-)
Lesen Sie dieses Buch, und Sie werden diese Aufgaben lösen können.
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Martin Conrad ist freier Programmierer, Netzwerktechniker und Administrator.
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