9.3 Praktisches Arbeiten mit Füllmethoden 

Das Arbeiten mit den verschiedenen Modi der Ebenen erfordert trotz der Systematik, die in diesem Feature von Photoshop steckt, viel Probieren und vor allem Erfahrung, was man mit welchen Mitteln erreichen kann. Die folgenden beiden Beispiele mit dem jeweils gleichen Ausgangsbild sollen ein wenig verdeutlichen, welche Vorgehensweisen möglich sind. Dies sind keineswegs Standardverfahren, sondern sollen nur Anregungen und Startpunkte für Ihre eigenen Versuche sein. Erfahrungsgemäß sind speziell in diesem Bereich Experimente überaus gewinnbringend!
9.3.1 Weichzeichnen mit Füllmethoden 

Dieses Porträtfoto soll mit einem speziellen Look veredelt werden, der ein wenig an die typisch weichgezeichneten Bilder des englischen Fotografen David Hamilton erinnern soll. Das Bild soll dezent weicher werden, ohne allerdings die Detailzeichnung zu verlieren. Das klingt nach einem Widerspruch, ist aber mit Ebenen und deren Füllmethoden recht einfach zu erreichen.
Bilddatei auf der DVD
Sie finden die Datei für dieses Beispiel auf der Buch-DVD unter Beispieldateien/09_Effekte/ 09_Modi_FX_Model.jpg.
Abbildung 9.29 Originalbild
© pixelio.de
Schritt für Schritt: Porträtfoto softer machen
1. | Ebenenkopie weichzeichnen |
Zuerst wird die Hintergrundebene dupliziert und mit dem Gaussschen Weichzeichner mit einem Radius von 20 Pixel weichgezeichnet. Das Bild ist nun unkenntlich soft geworden.
Dann wird diese Ebenenkopie in der Deckkraft auf 50 % reduziert und in den Modus Abdunkeln gesetzt (Abbildung 9.31). Dadurch wirkt der Weichzeichner nur teilweise und in den dunkleren Bildbereichen. Die Mitten und Lichter bleiben weitgehend unbeeinträchtigt, und der Gesamteindruck bleibt noch gut durchgezeichnet.
Abbildung 9.30 Weichzeichnung der Ebenenkopie
Abbildung 9.31 Weichgezeichnete Ebenenkopie im Modus Abdunkeln und in der Deckkraft reduziert
2. | Zweite Ebenenkopie weichzeichnen |
Jetzt wird der vorige Arbeitsschritt wiederholt, jedoch diesmal in Bezug auf die Lichter im Bild. Eine weitere Kopie der Hintergrundebene wird mit +
mit der gleichen Einstellung wie zuvor weichgezeichnet und in den Modus Aufhellen versetzt. Die Deckkraft wird dabei auf 25 % heruntergesetzt. Somit werden also die Lichter weichgezeichnet. Die Mitten und Tiefen bleiben unangetastet.
Abbildung 9.32 Zweite weichgezeichnete Ebenenkopie im Modus Aufhellen
Die Lichter überstrahlen nun leicht und ergeben die gewünschte vage Unschärfe. Zudem glättet diese zweite Ebene die hellen Hauttöne angenehm aus.
3. | Feintuning mit Fülloptionen |
Man kann den Wirkungsbereich der beiden weichgezeichneten Ebenenkopien nun noch weiter und dabei sehr fein einstellen, wenn man mit einem Doppelklick auf die Ebene in der Ebenen-Palette (nicht auf das Miniaturbild!) den Dialog Ebenenstil öffnet. Mit den Reglern Diese Ebene unter Farbbereich lässt sich regeln, wie weit die jeweilige Ebene in den für die Detailwahrnehmung wichtigen Mittenbereich hineinwirkt. Die weiche Übergangszone zwischen Wirkung und Nichtwirkung kann man durch Auseinanderziehen der beiden Hälften des jeweiligen Reglers mit gedrückter -Taste erreichen. Das Ergebnis zeigt den noch einmal verfeinerten Weichzeichner-Look.
Abbildung 9.33 Fülloptionen für die Ebene mit dem Modus Abdunkeln (oben) und diejenige mit dem Modus Aufhellen (unten)
Abbildung 9.34 Original und fertiges Bild
9.3.2 Crossover 

Aufbauend auf dem Ergebnis des vorigen Workshops soll nun ein weiterer spezieller Look mit Hilfe von Ebenen, deren Füll-methoden und Filtern erreicht werden. Dieser Look ist angelehnt an das sogenannte »Crossen« oder den »Crossover-Look«. Dieser stammt aus der analogen Fotografie und bezeichnet das Entwickeln von Dias und Negativen mit der jeweils entgegengesetzten chemischen Entwicklungsmethode. So werden Dias mit dem an sich für Negative vorgesehenen C-41-Prozess entwickelt und umgekehrt Negative mit dem E-6-Prozess für Dias. Je nach Richtung bekommt man dabei typisch verfälschte Farben, ein verstärktes Filmkorn, einen höheren Kontrast oder eine knallige Farbigkeit und leichte Unschärfe. Dieser Look war z. B. in den 80er-Jahren bei Plattencovern sehr beliebt. Die Effekte sind vielfältig und in ihrer Nachbildung auf digitalem Wege natürlich noch veränderbar.
Schritt für Schritt: Crossover-Look
Den Ausgangspunkt für das Folgende stellt das Endergebnis des vorigen Workshops dar.
Bilddatei auf der DVD |
Sie finden die Datei für dieses Beispiel auf der Buch-DVD unter Beispieldateien/09_effekte/09_Crossover_look.tif. |
1. | Kontrastanhebung mit Kanalmixer |
Zunächst soll eine massive Kontrastverstärkung erreicht werden. Dazu wird eine Ebenenkopie mit einer Einstellungsebene mit der Funktion Kanalmixer versehen. Diese Einstellungsebene wird im Fuß der Ebenen-Palette mit gedrückter -Taste aufgerufen, damit direkt die Option Schnittmaske aus vorheriger Ebene erstellen aktiviert werden kann. Diese ist daraufhin eingerückt und wirkt nur auf die Ebenenkopie. Der Kanalmixer läuft im Modus Monochrom, damit wir ein Schwarzweißbild erhalten. Die Ebenenkopie wird mit der Einstellungsebene in einen eigenen Ordner gepackt.
Abbildung 9.35 Einstellungsebene mit Kanalmixer
2. | Füllmethode Ineinanderkopieren |
Das Ergebnis dieser Aktion ist zunächst unspektakulär schwarzweiß. Nun wird die Füllmethode des Gruppenordners auf Ineinanderkopieren geändert, und wir erhalten ein kontrastreiches, aber etwas plakativ wirkendes, fahles Ergebnis.
Abbildung 9.36 Die Kanalmixer-Gruppe im Modus Ineinanderkopieren
3. | Einfärben |
Nun wird gegen den fahlen Eindruck eine Einstellungsebene mit der Funktion Farbton/Sättigung eingezogen. Diese arbeitet im Modus Färben und sorgt für eine wärmere, sepia-artige Farbigkeit.
Abbildung 9.37 Einstellungsebene zum Einfärben
Abbildung 9.38 Einstellungen im Dialog Farbton/Sättigung und Zwischenergebnis nach dem Einfärben
4. | Aufhellen |
Insgesamt wirken die Mitten und Tiefen nun etwas zu düster. Das wird mit einer Einstellungsebene mit Gradationskurven behoben. Die Kurve hebt die dunklen Bereiche des Bildes deutlich an.
Abbildung 9.39 Aufhellung mit Gradationskurven
Die Lichter werden dabei möglichst in Ruhe gelassen, sodass in den hellen Hautpartien immer noch genug Zeichnung für die Gesichtsform übrig bleibt.
5. | Filmkorn hinzufügen |
Ein wichtiges Merkmal von gecrossten Fotos ist die stark hervortretende Körnigkeit des Films. Dies in Photoshop zu erreichen ist natürlich nicht schwer. Dazu wird eine neue, leere Ebene erstellt, mit +
alles ausgewählt und diese mit Bearbeiten • Fläche füllen mit 50 % Grau ausgefüllt. Anschließend wird mit Filter • Rauschfilter • Rauschen hinzufügen ein Rauschen im Modus Gausssche Normalverteilung in 25 % Stärke und mit aktivierter Checkbox Monochromatisch erzeugt.
Abbildung 9.40 Hinzufügen von Rauschen für das Filmkorn
Da die Ebene mit dem Rauschen die Füllmethode Normal hat, deckt sie innerhalb des Ordners alles, was darunterliegt, ab und wirkt nur über den Ordnermodus Ineinanderkopieren auf die Originalebene. Deswegen muss diese jetzt noch umgestellt werden. In diesem Fall ist der Modus Weiches Licht für solche Zwecke am besten geeignet.
Abbildung 9.41 Rausch-Ebene im Modus Weiches Licht
Die Ebene mit dem Rauschen hätte sich theoretisch auch noch als Smartfilter-Ebene einziehen lassen. Dann wäre das Ergebnis mit den verschiedenen Ebenen vollständig editierbar geblieben. Aber auch so bietet es eine Reihe von Veränderungsmöglichkeiten, und das gezeigte Bild stellt ohnehin nur eine von vielen Möglichkeiten dar.
Abbildung 9.42 Das Original und das fertige Bild
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