6.12 Die Alternative: Farb- und Tonwertkorrektur in Lab 

Ausgehend von einer strikten Trennung der Bildkorrekturen in Helligkeitsbearbeitungen und Arbeiten an der Farbe, die bereits mehrfach angesprochen wurde, soll nun eine wichtige Alternative zum am weitesten verbreiteten Workflow im RGB-Modus besprochen werden: die Bildbearbeitung im Lab-Modus. Da unsere optische Wahrnehmung ebenfalls auf einer Trennung der Sensorik für Helligkeit (Luminanz) und Farbe (Chrominanz) beruht, liegt eine Bildbearbeitung auf dieser Basis eigentlich nahe.
Eine Reihe von Vorteilen einer Trennung von Farb- und Helligkeitsinformationen bei der Bildverarbeitung im Lab-Modus wurde bereits beim Thema »Schärfen« und »Rauschbekämpfung« (siehe Kapitel 3) besprochen. Im Lab-Modus können die teilweise sehr unterschiedlichen Strukturen von Luminanz- und Farb-rauschen jeweils getrennt behandelt werden, was in RGB nicht möglich ist.
Sowohl in RGB als auch in CMYK ist prinzipiell keine Trennung von Farb- und Helligkeitsinformationen gegeben. Verändert man einen Farbkanal, beeinflusst das praktisch immer beide Parameter. Das macht eine ganze Reihe von Farb- und Tonwertkorrekturen schwierig, schlecht vorhersagbar und oft nachbearbeitungspflichtig.
6.12.1 Tonwertkorrektur ohne Farbverschiebungen 

Betrachten wir das folgende Beispielbild (Abbildung 6.176), das an einem bedeckten und dunstigen Tag mit einem Teleobjektiv aufgenommen wurde. So etwas ist meist eine eher flaue Angelegenheit. Als Erstes sollte hier eine Tonwertkorrektur stattfinden.
Abbildung 6.176 Originalbild
RGB | Wenn wir bei diesem Bild im RGB-Modus eine Helligkeitskorrektur vornehmen wollen, ist die Gradationskurve das Mittel der Wahl. Wir verändern nur die Kurve von RGB und erhöhen den Tonwertumfang. Die S-Kurve links unten soll mehr Zeichnung in das felsige Ufer bringen, der obere Teil der Kurve die Segelboote mit mehr Kontrast versorgen.
Die Tonwertkorrektur holt in den Felsen einen starken Blaustich hervor; Blau und Rot auf den Segeln sind merkbar kräftiger geworden.
Abbildung 6.177 Tonwertkorrektur im RGB-Modus (rechts: S-Kurve)
Lab | Wenden wir etwa die gleiche Kurve im Lab-Modus auf die Helligkeit (Luminanz) an, so bleibt die Farbigkeit des Bildes bei Verbesserung des Tonwertumfangs komplett erhalten. Bei den Felsen sieht man den Unterschied zur Bearbeitung in RGB sehr stark.
Abbildung 6.178 Tonwertkorrektur im Lab-Modus (rechts: L-Kurve)
Der gerade gezeigte Unterschied allein ist noch kein Grund, für diese Operation in den Lab-Modus zu wechseln, denn man kann die Gradationskurve im RGB-Modus auch als Einstellungsebene einfügen und bei dieser mit der Füllmethode Luminanz dafür sorgen, dass die Farben unangetastet bleiben. Wo also gibt es noch Unterschiede zwischen RGB und Lab oder gar Vorteile, wenn man Lab benutzt?
6.12.2 Sättigung bearbeiten in RGB und Lab 

Benutzen wir das vorherige Beispiel weiter, und versuchen wir, die Farbigkeit kräftiger zu bekommen, also einfach die Sättigung zu verstärken.
RGB | In RGB fügen wir eine Einstellungsebene mit der Funktion Farbton/Sättigung ein und stellen die Sättigung auf einen Wert von +50. Helligkeit und Farbton bleiben unberührt. Die Veränderung bei einer solchen Erhöhung der Sättigung fällt erwartungsgemäß heftig aus. Das Bild läuft farblich komplett aus dem Ruder.
Abbildung 6.179 Erhöhung der Sättigung im RGB-Modus
Selbst eine Nachkorrektur des RGB-Bildes auf der Basis der soeben angestellten Überlegung, die Einstellungsebenen mit Hilfe der Füllmethoden in ihrer Wirkung zu steuern oder zu beschränken, bewirkt ein deutlich anderes Ergebnis als die Korrektur in Lab: Hier wurde die Einstellungsebene mit den Gradationskurven, die gesamt auf RGB wirkt, in den Modus Luminanz und die Einstellungsebene mit Farbton/Sättigung in den Modus Farbe gesetzt.
Abbildung 6.180 Nachkorrektur beim RGB-Bild mit Wechsel der Füllmethoden für die Einstellungsebene
Lab | Wenden wir nun exakt die gleiche Einstellungsebene mit Farbton/Sättigung auf das Lab-Bild an, wird das Bild farblich kräftiger, wobei es aber insgesamt gesund wirkt. Man sieht an diesem kleinen Beispiel, wie verschieden RGB und Lab bereits auf einfache Farbkorrekturen reagieren.
Abbildung 6.181 Erhöhung der Sättigung im Lab-Modus
6.12.3 Gradationskurven im a- und b-Kanal 

Interessant, aber gleichzeitig auch schwierig und teilweise recht unanschaulich wird es im Lab-Modus, wenn man sich den beiden Farbkanälen a und b zuwendet. Sie sind grundsätzlich anders aufgebaut als die Farbkanäle aller anderen Modi, wie RGB, CMYK oder Graustufen. Sie geben nicht die Helligkeit einer Lichtfarbe oder den Auftrag einer Druckfarbe wieder, sondern beschreiben gemeinsam quasi wie ein Koordinatensystem einen Farbort, bei dem sich aus dem a- und b-Wert Farbton und Sättigung einer Farbe ergeben. Die dazugehörige Helligkeitsinformation ist sauber getrennt davon im Luminanz-Kanal abgelegt. Diese Trennung von Helligkeit und Farbe hat, wie schon mehrfach erwähnt, eine ganze Reihe von Vorteilen.
Schritt für Schritt: Farb- und Tonwertkorrektur in Lab
In diesem Beispiel soll das unten gezeigte Bild im Lab-Modus sowohl in seinem Tonwertumfang als auch in seiner farbigen Struktur verbessert werden.
Datei auf der Buch-DVD |
Sie finden das Originalbild für diesen Workshop unter Beispieldateien/06_Farbkorrektur/06_Lab.tif. |
Abbildung 6.182 Originalbild
1. | Tonwertkorrektur |
Das Beispielbild liegt als Lab-TIFF in 16 Bit Farbtiefe vor. Der dunstige Gesamteindruck macht zunächst einmal eine Optimierung des Tonwertumfangs nötig. Dafür ziehen wir eine Einstellungsebene mit der Funktion Gradationskurven ein.
16 Bit |
Wegen der schmalbandigen Farbkanäle a und b und der bei starken Korrekturen möglichen Rechenungenauigkeiten sollte man beim Lab-Modus immer in 16 Bit arbeiten. |
Abbildung 6.183 Korrektur des Tonwertumfangs
Nun werden der Schwarz- und der Weißpunkt an die Grenzen des Histogramms herangefahren. Eine Clipping-Anzeige steht im Lab-Modus leider nicht zur Verfügung. Es ist also etwas Vorsicht zu empfehlen. Das Zwischenergebnis ist jetzt nach dem Anlegen einer typischen S-Kurve schön kontrastreich, aber eher fahl in den Farben.
2. | Farben kräftiger machen |
Nun ist die Farbigkeit des Bildes an der Reihe, und die beiden Farbkanäle a und b kommen ins Spiel. Wenn Sie hier die Schwarz- und Weißpunktregler am Fuß des Diagramms zusammenschieben, wird der vorhandene Umfang an Farbtönen gestreckt. Diese Spreizung sorgt im optischen Eindruck für mehr Sättigung. Wichtig ist, dass diese Aufsteilung der Gradationskurve symmetrisch geschieht. Die Kurve muss genau durch die Mitte des Diagramms gehen, ansonsten gibt es starke Farbstiche. Hierin liegt natürlich auch der Schlüssel zur Beseitigung ebensolcher Farbstiche.
TIPP |
Wenn Sie sich das Rechnen erleichtern wollen, wechseln Sie bei Betrag anzeigen für auf Pigment/Druckfarbe %. Dann können Sie die Beträge leicht zu 0 addieren oder von 100 abziehen, ohne allzu viel kopfrechnen zu müssen. Bitte beachten Sie aber, dass das Diagramm dann andersherum funktioniert. |
Abbildung 6.184 Spreizung in den Kanälen a (links) und b (rechts)
Nun hat das Bild eine Farbigkeit, die dem zuvor angehobenen Kontrast entspricht. Insgesamt ähnelt dieses symmetrische Zusammenziehen der Eckpunkte in den beiden Farbkanälen in etwa einer Erhöhung der Sättigung.
Abbildung 6.185 Nach der Korrektur der beiden Farbkanäle
3. | Farbigkeit des Bildes umgestalten |
Im vorangegangenen Schritt ging es um eine neutrale Erhöhung der Sättigung. Man kann mit Hilfe der Gradationskurven in den Farbkanälen natürlich auch ein Bild einfärben oder die Stimmung verändern. Hier soll ein leichter Gelbton den Bildeindruck insgesamt wärmer machen. Dazu zieht man im b-Kanal die Kurve in der Mitte ein ganz kleines Stück nach links oben (in die »gelbe« Richtung). Man muss hier behutsam vorgehen, weil durch den kleinen Wertebereich jede Manipulation gleich relativ große Auswirkungen hat.
Abbildung 6.186 a-Kanal: das Grün im Wald verstärken und dann Magenta aus den Lichtern zurückdrängen
Abbildung 6.187 Korrektur in Richtung Gelb im b-Kanal
Nun erscheinen die Grüntöne, vor allem diejenigen im Hintergrund, noch etwas zu schwach. Diese Korrektur muss dann natürlich im »rot-grünen« a-Kanal stattfinden. Wie von den Gradationskurven gewohnt, klicken wir mit dem Im-Bild-Korrekturwerkzeug auf den Wald im Hintergrund. Es wird ein Ankerpunkt auf der linken unteren (negativen) Seite der Kurve gesetzt. Diesen Punkt ziehen wir nach rechts. Dadurch werden mehr zum Rot neigende Farbtöne in Richtung einer grüne Ausgabe verlagert, und das Grün der Bäume wird kräftiger.
Abbildung 6.188 Original und korrigiertes Bild
Gleichzeitig wird aber auch der obere rechte Ast der Kurve nach links gewölbt (Abbildung 6.186) und ein starker Magenta-stich in den Lichtern bemerkbar. Mit einem von Hand gesetzten Ankerpunkt bringen wir den oberen Teil der Kurve wieder in die ursprüngliche Form, damit dieser Farbstich verschwindet.
Mit Farbumfang-Warnung arbeiten |
Weil wir in den beiden Farb-kanälen einen sehr schmalen Wertebereich haben und Änderungen sehr schnell große Beträge für die Farbsättigung ergeben können, ist es bei später gewünschter Druckausgabe sehr ratsam, immer wieder mit |
Kurven in den Farbkanälen a und b | Während sich die Grada-tionskurve im Helligkeitskanal L genau so verhält, wie man das aus dem RGB-Modus gewohnt ist, ist ihre Funktionsweise bei den beiden Farbkanälen a und b im Lab-Modus sehr viel weniger offensichtlich. Zur Verdeutlichung werden hier die Wirkungsrichtungen gezeigt: Bei der Helligkeitskurve bewirkt ein Ziehen der Kurvenmitte nach links oben eine Aufhellung des Bildes, nach rechts unten eine Abdunklung des Bildes. Beim Farbkanal a geht es links oben gegen Magenta, nach rechts unten wird es grüner. Bei Kanal b ist es links oben Gelb und rechts unten Blau. Die Grundlinie (Diagonale von links unten nach rechts oben) ist neutral. Wählt man im Dialog der Gradationskurven den Modus Pigment/Druckfarbe %, geht natürlich alles umgekehrt.
Während der L-Kanal von 0 bis 255 geht (wie die einzelnen Kanäle von RGB auch), haben die beiden Farbkanäle a und b einen Wertebereich von –128 bis +127. Die wenig gesättigten Farben liegen um 0 herum. Zum Beispiel hat ein graues Bild also bei a und b jeweils einen einzelnen senkrechten Strich in der Mitte des Histogramms. Je breiter ein Histogramm bei a und b ist, desto mehr gesättigte Farben sind im Bild vorhanden. Ist in der Info-Palette ein Wert im a-Kanal negativ, ist es ein Grünton, ist ein Wert positiv, ist es ein Rotton. Im b-Kanal ist entsprechend ein negativer Wert blau und ein positiver Wert gelb.
a und b sind wenig anschauliche Bezeichnungen für die beiden Kanäle. Man kann sich eine Eselsbrücke bauen, wenn man sich merkt, dass im b-Kanal die beiden Farben mit im Namen enthalten sind: Gel undlau.
Abbildung 6.189 Gradationskurven in Lab mit den Wirkungsrichtungen für L, a und B
6.12.4 Neutralisieren in Lab 

Dass das Neutralisieren eines Bildes im Lab-Modus anders funktionieren muss als z. B. in RGB, sieht man bereits einfach daran, dass die Mittelton-Pipette sowohl im Dialog Tonwertkorrektur als auch bei den Gradationskurven zwar angezeigt wird, aber nicht aktiviert werden kann.
Eine maßgebliche Rolle spielt hier die Info-Palette, ohne die man dabei nicht auskommt. Bei der Anzeige in Lab hat ein neu-traler Ton immer den Wert 0 in den beiden Farbkanälen.
Schritt für Schritt: Bild neutralisieren
Der Lab-Modus bietet sich beim Neutralisieren für Fälle an, in denen man in RGB und CMYK an Grenzen stößt. In diesem Beispiel soll das Bild so korrigiert werden, dass die Alu-Fenster und die hellgrauen Tischplatten neutral sind, die leuchtend gelb angestrichene Wand ihr Gelb behält und die Abendstimmung der »Blauen Stunde« draußen ebenfalls erhalten bleibt.
Datei auf der Buch-DVD |
Sie finden das Originalbild für diesen Workshop unter Beispieldateien/06_Farbkorrek-tur/06_Lab_neutralisieren.jpg. |
1. | Analyse |
Wenn wir uns das Histogramm dazu anschauen, sehen wir, dass der Farbumfang im b-Kanal wesentlich größer ist als derjenige im a-Kanal. Das eher rechtslastige Diagramm zeigt eine Gelbdominanz im Bild an (Gelb ist im b-Kanal positiv). Grün- und Rottöne sind kaum vorhanden, deshalb ist im a-Kanal wenig los.
Abbildung 6.190 Originalbild mit Histogramm
2. | Messpunkte setzen |
Setzen wir also Messpunkte an die Stellen, die wir neutral haben wollen. Deren Werte in der Info-Palette sprechen eine klare Sprache: Bei Punkt #1 und #3 ist der Gelbwert erstaunlich hoch. (Die Sättigung fällt bei solch lichten Tönen im Bild visuell nicht mehr so sehr ins Gewicht.) Der Messpunkt #2 auf einem in natura weißen Fassadenteil des Kirchturms soll als Vergleichswert für einen außen liegenden Neutralton dienen. Er ist natürlich komplett blau und ohne Grün- oder Rotanteile.
Abbildung 6.191 Messpunkte und deren Werte in der Info-Palette
3. | Gradationskurven verwenden |
Nun erstellen wir eine Einstellungsebene mit der Funktion Gradationskurven. Hier wurde gleichzeitig die in diesem Fall unnötige Ebenenmaske gelöscht. Diese Einstellungsebene soll nur dem b-Kanal ( +
) gewidmet sein. Für die einzelnen Kanäle separate Einstellungsebenen zu verwenden dient hier nur der Anschauung und dem Testen, denn so lassen sie sich unabhängig voneinander an- und abschalten. Normalerweise nimmt man das in einer Einstellungsebene vor.
Bei den Messpunkten #1 und #3 ergeben sich nach dem Klick mit dem Im-Bild-Korrekturwerkzeug auf diese Punkte im Bild zwei Ankerpunkte, die sehr eng beieinanderliegen (Wert: 26 und 27). Einen davon kann man also getrost wieder löschen. Der dritte Punkt (#2) liegt in der Mitte des Achsenkreuzes. Dort lassen wir ihn in Ruhe. Nun wird der Ankerpunkt für die Messpunkte #1 und #3 nach rechts verschoben, um den Gelbstich zu eliminieren. Das heißt, er wird verschoben, bis der b-Wert 0 erreicht.
Abbildung 6.192 Einstellungsebene für den b-Kanal
Abbildung 6.193 Messpunkt #1 und #3 werden im b-Kanal auf 0 gesetzt.
Das Gelb ist von den Fenstern und Tischen verschwunden. Übrig geblieben ist ein schwacher Rotstich, der in der Info-Palette jeweils mit einem Wert von 5 im a-Kanal erscheint.
Abbildung 6.194 Nach der ersten Korrektur des b-Kanals
4. | Korrekturen im a-Kanal |
Dieser Rotstich wird nun im a-Kanal beseitigt. Wir ziehen dafür eine neue Einstellungsebene mit Gradationskurven ein und kümmern uns dort nur um den a-Kanal ( +
). Die Info-Palette zeigt in diesem Kanal für die Messpunkte #1 und #3 gleiche Werte, also setzen wir mit dem Im-Bild-Korrekturwerkzeug an eine von beiden Stellen nur einen Ankerpunkt auf die Kurve. Dieser wird nun so lange nach rechts (Richtung Grün) verschoben, bis die Info-Palette für beide Messpunkte 0 anzeigt. Jetzt sind beide Punkte neutral.
Abbildung 6.195 Neue Einstellungsebene für den a-Kanal
Abbildung 6.196 Zweiter Schritt der Neutralisierung im a-Kanal
Das ist natürlich nicht ohne Auswirkungen auf den Rest des Bildes geblieben. Was wir neutral haben wollten, ist neutral, aber sowohl der blaue Himmel als auch die gelbe Wand des Klassenzimmers haben schwer an Farbigkeit eingebüßt. Der Himmel hat nun sogar einen Grünstich bekommen.
Abbildung 6.197 Ergebnis nach der Neutralisierung der Messpunkte #1 und #3
5. | Übrige Farbbereiche korrigieren |
Die Tatsache, dass die Gradationskurve im Lab-Modus ja nicht wie im RGB-Modus die Stärke eines Farbkanals steuert, sondern in der Lage ist, die Farbe in zwei Parametern (Farbton und Sättigung) gleichzeitig zu beeinflussen, macht ihre Stärke aus. Sie kommt auch in diesem Beispiel zum Tragen, wenn man den blauen Himmel wieder ins Bild holen will, und zwar nicht nur, ohne den Rest des Bildes zu beeinflussen, sondern vor allem, ohne die bereits erreichten Neutraltöne zu verlieren. Hierzu setzen wir mit dem Im-Bild-Korrekturwerkzeug auf den blauen Himmel (etwa in der Bildmitte) einen Ankerpunkt auf die Kurve des b-Kanals. Er liegt auf der Kurve links von der Mitte und lässt daher durch seine Gelbtendenz den Himmel grünlich erscheinen (Abbildung 6.198).
Diesen Ankerpunkt bewegen wir jetzt nach rechts auf die blaue Seite. Einige Bildstellen in der Nähe der Neutraltöne haben sich dabei leicht ins Gelbliche verschoben. Das wird beim Ankerpunkt in der Mitte mit einem leichten Versatz nach rechts wieder ausgeglichen. Ein Blick auf die Info-Palette bei Messpunkt #1 und #3 hilft dabei.
Abbildung 6.198 Korrektur des Himmels
Nun hat der Himmel wieder annähernd die original blaue Farbe, wohingegen der Rest des Bildes nahezu unverändert geblieben ist.
Abbildung 6.199 Korrektur des blauen Himmels ohne Beeinflussung des restlichen Bildes
6. | Weitere Farbkorrekturen vornehmen |
Die ursprünglich kräftig gelbe Wand im linken Bildteil ist durch den Neutralisierungsprozess in ein trübes Gelbgrau abgesackt. Klicken wir bei weiter offener b-Kanal-Kurve mit dem Im-Bild-Korrekturwerkzeug auf die Wand, wird dort ein Ankerpunkt gesetzt, der sehr weit in den blauen Bereich hinüberhängt, was das Originalgelb im Moment noch zu diesem Grau kompensiert. Bevor wir diesen Punkt nach links (zurück in Richtung Gelb) schieben, können wir noch den Ankerpunkt rechts oberhalb löschen, den wir hier nicht mehr brauchen. Wenn der Punkt in der Nähe der Grundlinie liegt, kommt wieder der ursprüngliche starke Gelbton der Wand zum Tragen.
Abbildung 6.200 Korrektur der gelben Wand
Abbildung 6.201 Die kräftig gelbe Wand ist wiederhergestellt.
7. | Tonwertumfang korrigieren |
Abschließend wird noch leicht der Tonwertumfang korrigiert, indem die Kurve im L-Kanal (hier wegen Anschaulichkeit wieder mit einer separaten Einstellungsebene) manipuliert wird. Hierbei lassen wir die Lichter der Deckenlampen und deren Spiegelungen im Fenster bewusst zugunsten einer besseren Durchzeichnung des Gesamtbildes ausfressen und schieben den Weißpunkt ein gutes Stück in den rechten Rand des Histogramms hinein. Die schwache S-Kurve erhöht leicht den Kontrast. Da sich das alles nur in der Luminanz des Bildes abspielt, bleiben die Farben vollkommen unverändert.
Abbildung 6.202 Einstellungsebene für den L-Kanal mit leichter Korrektur des Tonwertumfangs
Abbildung 6.203 Original und fertig korrigiertes Bild
Dieses nun fertig gestellte Beispiel zeigt, dass man im Lab-Modus komplexe Neutralisierungsaufgaben vornehmen kann, die im RGB-Modus entweder gar nicht oder nur mit erheblichem Mehraufwand (Maskierung, Kombinationen von Füllmethoden usw.) lösbar sind. Ein Vergleichsversuch in RGB mit diesem Beispielbild hat zu eher frustrierenden Ergebnissen geführt. Zu solchen Aufgaben zählen vor allem Mischlichtsituationen wie hier in unserem Beispiel, bei dem die Farbtemperatur im Innenraum 3 600 K beträgt und außen einen für die späte Abenddämmerung typisch hohen Wert von 6 700 K aufweist.
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