6.11 Tiefen/Lichter 

Seit Photoshop CS gibt es unter Bild • Korrekturen • Tiefen/Lichter einen Erste-Hilfe-Koffer für eine ganze Reihe von Problemfällen des Bilderalltags. Leider ist diese Funktion auch unter Photoshop CS4 noch immer nicht als Einstellungsebene verfügbar.
Als Beispiel soll dieses Foto so verbessert werden, dass es zufriedenstellend aussieht. Das Original ist eine typische Teleobjektiv-Aufnahme, die an einem etwas diesigen Sommerabend entstand und entsprechend dunstige und flaue Farben aufweist.
Abbildung 6.167 Originalbild
Hier stellt Adobe mit einem Minimum an Bedienungselementen ein Werkzeug bereit, das in sinnvoller Kombination Teile der Funktionalitäten von Tonwertkorrektur, Farbton/Sättigung und Gradationskurven in sich vereint. Der Dialog zeigt zunächst nur bei Tiefen und bei Lichtern je einen Regler Stärke. Doch das wäre ja schon ein wenig mager. Daher gibt es unter Weitere Optionen einblenden dann das volle Programm.
Mit Stärke wird entschieden, wie stark entweder die Tiefen aufgehellt oder die Lichter abgedunkelt werden. Die Tonbreite legt fest, wie weit der veränderte Bereich von unten bzw. oben in die Mitten hineinwirkt. Sehr wirkungsvoll ist der Regler Radius, der lokal entscheidet, was überhaupt zum dunklen bzw. hellen Bereich gehören soll. Ist der Radius klein, wird eher im Detail gearbeitet, ist er groß, korrigiert Tiefen/Lichter in großzügigen Bildbereichen. Man merkt das an hellen Säumen, die auftauchen, wenn der Radius noch zu klein ist.
Abbildung 6.168 Dialogbox für Tiefen/Lichter
Abbildung 6.169 Schnelle Korrektur mit Tiefen/Lichter
Tonwertkorrekturen, die in RGB ausgeführt werden, haben, wie bereits mehrfach erwähnt wurde, den Nachteil, dass die Farben bei einer Änderung der Helligkeitswerte meist in Mitleidenschaft gezogen werden: Sie können in den bearbeiteten Bereichen oft sowohl zu flau als auch unangenehm satt ausfallen, je nach Bildstruktur. Auch Tiefen/Lichter krankt vom Prinzip her daran. Um das auszugleichen, gibt es mit dem Regler Farbkorrektur die Möglichkeit, diese Verluste wieder zu kompensieren. Der Mittelton-Kontrast kümmert sich um den Mittenbereich des Bildes. Tiefen/Lichter vollbringt keine Wunder, aber sein Vorteil ist die Schnelligkeit. Man hat alles Wichtige beieinander und kann eine flotte Grundkorrektur in einem Dialog erledigen.
6.11.1 Unscharf maskieren: Kleiner Missbrauch 

Auch wenn das ein wenig abwegig klingen mag: Die Funktion Tiefen/Lichter hat einen nahen Verwandten in einer ganz anderen Ecke innerhalb der Vielfalt von Photoshops Funktionen. Ebenso wie bei Tiefen/Lichter geht es bei Unscharf maskieren um eine lokale Kontrastanhebung. Nur ist diese bei Unscharf maskieren sehr viel kleinräumiger vorgesehen als bei Tiefen/Lichter. Wenn man das einmal ändert und bei Unscharf maskieren den Parameter Radius an den rechten Anschlag verschiebt, sieht man ähnliche Wirkungen wie bei Tiefen/Lichter!
Abbildung 6.170 Unscharf maskieren als Smartfilter
Das Manko, dass bei Tiefen/Lichter keine nichtdestruktive Variante in Form einer Einstellungsebene existiert, kann ausgeglichen werden, indem man stattdessen einfach Unscharf maskieren als Smartfilter anwendet. Dadurch erweitern sich auch noch die Möglichkeiten um die Beeinflussung durch Füllmethoden und Deckkraft, die es sonst nur noch nachträglich über die Funktion Verblassen geben würde – auf jeden Fall aber destruktiv. Zudem lassen sich Smartfilter maskieren.
Ziehen wir also beim gleichen Beispiel, das wir für Tiefen/Lichter verwendet haben, eine Smartfilter-Ebene ein (Details zu Smartfiltern finden Sie in Kapitel 10). Dazu duplizieren wir in der Ebenen-Palette die Hintergrundebene und bereiten sie mit Filter • Für Smartfilter konvertieren für diesen Einsatz vor. Nun rufen wir Filter • Scharfzeichnungsfilter • Unscharf maskieren auf. Der Filter sortiert sich unter der Smartfilter-Ebene ein, und der bekannte Filterdialog öffnet sich.
Abbildung 6.171 Smartfilter in der Ebenen-Palette
Mit den in Abbildung 6.170 gezeigten Einstellungen (Stärke 200 und Radius 50) soll zunächst einmal nur die Wirkungsweise verdeutlicht werden, bevor wir hier für unseren Zweck brauchbare Werte eingeben. Sehr schön kann man die lokale Kontrastanhebung von Unscharf maskieren sehen.
Abbildung 6.172 Typische helle und dunkle Säume bei einer übertriebenen Einstellung von Unscharf maskieren
HINWEIS |
Sehr ähnlich wie Tiefen/Lichter und Unscharf maskieren wirkt das in Lightroom und Camera Raw verfügbare Werkzeug Klarheit. |
Jetzt nutzen wir den maximalen Radius, der uns bei Unscharf maskieren zur Verfügung steht, und schieben den Regler ganz nach rechts auf 250 Pixel (hier hat Tiefen/Lichter den größeren Einstellungsbereich bis 2 500 Pixel). Die Stärke drehen wir zurück auf 30 %.
So ist die Kontrastanhebung sehr weich und moderat und kommt in der Wirkung der Funktion Tiefen/Lichter sehr nahe. Man hat nun noch weitreichende Möglichkeiten, die Wirkung nachträglich und vor allem nichtdestruktiv zu beeinflussen. In der Ebenen-Palette kann man mit einem Doppelklick auf das kleine Regler-Icon rechts in der Smartfilter-Ebene die Füll-optionen für diesen Filter öffnen und hier die Filterwirkung mit den von der Ebene bekannten Füllmethoden beeinflussen. Auch die Deckkraft dieses Filters innerhalb des Filterstapels (es können ja auch mehrere sein) lässt sich einstellen.
Abbildung 6.173 Maximaler Radius für weiche und großräumige Kontrast- verbesserung
Abbildung 6.174 Fülloptionen für den Smartfilter
Abbildung 6.175 Wirkung von Unscharf maskieren mit größtmöglichem Wert für Radius
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