6.5 Mit Farbton und Sättigung arbeiten 

Korrigiert man mit den Gradationskurven einzelne Bereiche eines Helligkeitsverlaufs, sei es im Gesamten oder in den einzelnen Farbkanälen, kommt man mit den Kurven kaum und noch weniger mit der Tonwertkorrektur weiter, wenn man einzelne Farbtöne oder Farbbereiche korrigieren will.
Solange man in RGB unterwegs ist, ist z. B. der Parameter Sättigung nur in einem sehr komplexen Zusammenspiel aller drei Grundfarben zu manipulieren. Gleiches gilt, wenn gezielt die Helligkeit eines bestimmten Farbtons angehoben werden soll. Das ist weder mit der Tonwertkorrektur noch mit den Gradationskurven zu schaffen. Diese beiden sind gut geeignet, um Farbstiche im Gesamten zu entfernen, weil man die drei Farbkanäle gut daraufhin vergleichen kann. Komplett stecken bleiben wird man mit Tonwertkorrektur und Gradationskurven, wenn man versucht, Bereiche eines Bildes umzufärben.
6.5.1 Farbton/Sättigung 

Farbton/Sättigung behandelt ein Bild mit den drei Parametern Farbton, Sättigung und Helligkeit. Dies entspricht eher dem menschlichen Sehen als das in dieser Hinsicht viel abstraktere und mathematische RGB.
Vor allem wenn man einzelne Farben stärken oder den Gesamtfarbeindruck verbessern oder Farbstimmungen grundsätzlich umbauen möchte, ist Farbton/Sättigung ein gutes Mittel.
Aufrufen kann man die Funktion über Bild • Korrekturen • Farbton/Sättigung bzw. +
oder besser in Form einer Einstellungsebene über Ebene • Neue Einstellungsebene • Farbton/Sättigung am Fuß der Ebenen-Palette oder über den entsprechenden Button in der Palette Korrekturen.
Abbildung 6.99 Korrekturen-Palette mit den Einstellungen für Farbton/Sättigung
Im Einstelldialog lässt sich unter Bearbeiten festlegen, welche Farbbereiche bearbeitet werden. Mit Standard wird das ganze Bild beeinflusst. Wählt man hier oben einen der Farbbereiche (sechs Bereiche ŕ 60 Grad) aus – in diesem Screenshot die Rottöne –, wird der Wirkungsbereich des Dialogs eingeschränkt. Die Einstellungen selbst werden mit den drei Reglern vorgenommen.
TIPP
Die einzelnen Farbbereiche sind (ähnlich wie bei Tonwertkorrektur und Gradationskurven) durchnummeriert und per Shortcut schnell zu erreichen.
Abbildung 6.100 Wahl des Farbbandes im Menü des Dialogs bzw. der Palette
Die beiden Farbbalken unten im Dialog bekommen einen »Schieber« ( in Abbildung 6.99), der diesen beschränkten Bereich veranschaulicht. Der mittlere dunkelgraue Abschnitt markiert den Kernbereich der Wirkung, die beiden helleren »Seitenteile« kennzeichnen den Übergang zu den Nachbarbereichen, bei denen diese Wirkung dann nachlässt. Die vier Anfasser des Schiebers gestatten, alle Grenzen zu verschieben und damit den Einflussbereich sehr fein einzustellen.
Die Pipetten dienen zum »Aufnehmen« von Farben aus dem Bild, mit der Plus-Pipette kann der Wirkungsbereich erweitert, mit Minus verkleinert werden. Die Pipette kann auch den Farbbereich unter Bearbeiten auswählen.
Die Checkbox Färben dient dem Einfärben eines zuvor entsättigten Bildes und wird in Abschnitt 5.5, »Schwarzweißbilder tonen«, besprochen.
Auch hier gibt es das in Photoshop CS4 neue Im-Bild-Korrekturwerkzeug, das bei Farbton/Sättigung jeweils auf den entsprechenden Farbbereich anspricht, in den man geklickt hat.
Auch wenn kein Farbbereich ausgewählt ist und der Dialog auf Standard steht, wählt ein Klick das entsprechende Farbband für diese Bildstelle aus. Der Dialog springt dann automatisch in das jeweilige Farbband. Standardmäßig ändert das Im-Bild-Korrekturwerkzeug immer den Wert für Sättigung, drückt man gleichzeitig die -Taste, wechselt der Parameter auf Farbton. Zusätzliches Drücken der
-Taste verfeinert die Änderungen auf ein Zehntel, die
-Taste vergröbert sie auf das Zehnfache. Der Wert für Helligkeit lässt sich mit diesem Werkzeug nicht verändern, hierfür muss man den Regler in der Korrekturen-Palette benutzen.
Gesamtfarbigkeit ändern | Mit der ersten Seite des Dialogs (Standard) kann man die Gesamtfarbigkeit des Bildes verändern. Das kommt nicht allzu oft vor, denn für die Gesamtfarbstimmung am »Farbton-Rad« zu drehen, macht in den seltensten Fällen Sinn, weil sich alle Farben auf dem Farbkreis verschieben. Auch hier die Sättigung global verändern zu wollen ist in der Regel ein eher unsensibles Verfahren. Zu schnell kommt man dabei in Regionen, in denen ein Bild nur noch knallbunt wird.
Dreht man an diesem Regler, wenn man ein Bild für den Druck aufbereitet, sollte auf jeden Fall die Farbumfang-Warnung ( +
+
) eingeschaltet sein. Hier ist die neue Funktion Dynamik viel besser geeignet (siehe nächster Abschnitt). Auch die Manipulation der Helligkeit an dieser Stelle ist den Mitteln z. B. der Grada-tionskurven weit unterlegen.
Abbildung 6.101 Originalbild
© iStockphoto
6.5.2 Selektiv Farben ändern 

In unserem Bildbeispiel soll das rotorange Boot gelb umgefärbt werden, ohne dass andere Bildbereiche farblich beeinflusst werden. Danach sollen Meer und Himmel etwas entsättigt und ein wenig grünlicher werden.
Zunächst wechseln wir bei der Auswahl der Farbbänder in den Bereich Rottöne ( +
). Mit der linken Pipette wird der Farbbereich mit einer Probe aus dem Bild innerhalb des Rot-Bereichs genauer lokalisiert (Abbildung 6.102).
Nun wird der Bereich mit den Schiebern auf der unteren Farbskala verkleinert, um die Farben genauer manipulieren zu können. Dazu werden zuerst die hellgrauen seitlichen Schieber zusammengezogen, und dann werden mit den Randschiebern diese Übergangsbereiche noch verkleinert.
Mit der Plus-Pipette (oder mit gedrückter -Taste) erweitern wir nun den Bereich, indem wir rund um die Ecke in der Abbildung 6.103 (oben) klicken. Hier haben wir nämlich sowohl Farbtöne dieses Bereichs, die in der Sonne liegen, als auch solche im Schatten und solche, die auch andersfarbiges Reflexlicht enthalten könnten. Alle diese Farben liegen in diesem Beispiel allerdings sehr nahe beieinander.
Abbildung 6.102 Aufnahme eines Farbbereichs
Abbildung 6.103 Erweitern eines Farbbereichs
Nun wird der Regler Farbton in einen gelben Bereich verschoben, die Sättigung erhöht und die Helligkeit reduziert.
Abbildung 6.104 Einstellungen unter Farbton/Sättigung
Das Zwischenergebnis in Abbildung 6.105 zeigt, dass diese Be-ar-beitung sehr sauber getrennt vom restlichen Bild stattgefunden hat.
Abbildung 6.105 Stand nach der Gelbfärbung
Für die Zurücknahme der Sättigung in Meer und Himmel wählen wir den Cyanbereich aus ( +
). Hier nehmen wir den Farbbereich mit einer Probe in Richtung Horizont auf, damit wir Himmel und Meer gleichermaßen gut erwischen. Auch hier wird der Wirkungsbereich nach der Aufnahme durch Zusammenziehen der Schieber verkleinert und damit präzisiert.
HINWEIS |
Man kann einen Farbbereich mit der Aufnahme-Pipette in einen anderen Bereich verschieben. Wenn man also z. B. den Rotbereich auswählt, aber mit der Pipette hauptsächlich gelborange Töne erwischt, erscheint im Auswahlmenü Bearbeiten statt Rottöne nun ein Bereich Gelbtöne 2. |
Abbildung 6.106 Aufnahme des Farbbereichs im Bild und Beschränkung der Wirkungsbreite
Abbildung 6.107 Entsättigen und Umfärben der Cyantöne
Dieser Cyanbereich wird nun leicht in die grüne Richtung verschoben, ein wenig entsättigt und schließlich abgedunkelt (Abbildung 6.107).
Die Farbkorrektur ist in diesem Beispiel etwas freier gehandhabt worden und hat dem Bild einen vollkommen anderen Look gegeben.
Abbildung 6.108 Fertig bearbeitetes Bild
Ihre Meinung
Wie hat Ihnen das Openbook gefallen? Wir freuen uns immer über Ihre Rückmeldung. Schreiben Sie uns gerne Ihr Feedback als E-Mail an kommunikation@rheinwerk-verlag.de.