4.2 Fortgeschrittene Einsatzzwecke der Retuschewerkzeuge 

Das »uralte« Photoshop-Werkzeug Kopierstempel ist und bleibt das wichtigste Retuschewerkzeug. Auch wenn die Automatiken der neueren Werkzeuge wie Bereichsreparatur- und Reparatur-Pinsel-Werkzeug oder Ausbessern-Werkzeug schon ziemlich gut funktionieren: Retusche ist manuelle Arbeit, die permanent mit dem Auge kontrolliert werden muss. Die Automatik der neueren Werkzeuge ist gegenüber dem Kopierstempel nur fallweise von Vorteil.
Abbildung 4.17 Kopier- und Musterstempel
Die Gruppe der halb automatischen Retuschierwerkzeuge enthält das Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug, das Reparatur-Pinsel-Werkzeug, das Ausbessern-Werkzeug und das Rote-Augen-Werkzeug. Alle vier sind unter dem Shortcut zu finden bzw. lassen sich mit
+
weiterschalten. Auch zu ihnen kommen wir gleich und wollen sie einander gegenüberstellen.
Abbildung 4.18 Photoshops halb automatische Retuschewerkzeuge
4.2.1 Kopierstempel 

Erstmals seit sehr langer Zeit hat dieses Photoshop-Werkzeug in der vorigen Version CS3 eine erhebliche Renovierung erfahren. Das neue Fenster Kopierquelle gestattet seither eine weit bequemere und vielseitigere Handhabung des Kopierstempels. Sehr nützlich ist vor allem die in der Palette Kopierquelle aktivierbare Möglichkeit, die einzukopierende Stelle bereits vorher als Pinselspitze zu sehen.
Mit Photoshop CS4 ist das standardmäßig ohne Benutzung der Palette Kopierquelle vorgesehen, kann aber natürlich dort deaktiviert werden.
Schritt für Schritt: Kopierstempel mit Kopierquelle verwenden
Im folgenden Beispiel zeigt sich, wie der Kopierstempel mit dem neuen Fenster Kopierquelle zusammen auch kniffligere Retuscheaufgaben einfach und vor allem präzise erledigen kann.
Daten auf der DVD |
Sie finden die Datei zu diesem Beispiel auf der Buch-DVD unter Beispieldateien/04_Retusche/04_Kopierquelle.tif. |
1. | Aufgabe und Analyse |
Bei diesem Foto einer Kirchenorgel ist auf der linken Seite eine Person ins Bild geraten, die stört. Leider lässt sie sich nicht so einfach wegretuschieren, weil sie vor einem barocken Ornament steht, das nicht so leicht zu ergänzen ist. Auf den ersten Blick kommt keines der auf dem Bild sonst noch sichtbaren Ornamente als Kopierquelle infrage. Das Ornament über der Person hat eine ganz andere Form, das nächste rechts von ihr ist zu sehr vom Notenständer verdeckt. Das ganz rechte Ornament über den Registerschaltern schließlich hat zwar die gleiche Form, ist aber spiegelverkehrt und liegt im Bild mit einer anderen Perspektive vor. Trotzdem ist diese Stelle unser Kandidat.
Abbildung 4.19 Die Person links soll aus dem Bild retuschiert werden.
2. | Kopierstempel einrichten |
Zunächst wird eine Kopie der Hintergrundebene eingerichtet, damit zum einen ein Backup des Originals vorhanden ist und zum anderen die retuschierte Stelle später noch mit Ebenenmasken oder Einstellungsebenen angepasst werden kann.
Abbildung 4.20 Die Retusche findet in einer Kopie statt.
Die Optionen des Kopierstempels werden in der Standardeinstellung belassen. In älteren Versionen von Photoshop gab es nur eine Checkbox, die die Aufnahme der Kopierquelle aus allen Ebenen gestattete. Mittlerweile gibt es eine Option mehr: Aktuelle und darunter. Auch die Pinselgröße und -form lassen wir einmal so, wie sie sind.
Abbildung 4.21 Optionen des Kopierstempels
3. | Die Kopierquelle-Palette |
Die Kopierquelle-Palette ist unter Fenster • Kopierquelle zu erreichen. Sie erweitert die Möglichkeiten des Kopierstempels ganz erheblich. Zunächst lassen sich bis zu fünf Kopierquellen festlegen und auch benutzen. Diese können auch aus anderen offenen Dateien stammen.
Der Name der Ursprungsdatei wird unter den fünf Buttons eingeblendet. In der Abteilung darunter findet sich links der Versatz zwischen Aufnahmepunkt und aktueller Position der Pinselspitze. Rechts finden sich die Möglichkeiten zur Skalierung und zur Drehung des kopierten Materials. Das bekannte Ketten-Symbol legt die proportionale Skalierung fest. Darunter gibt es unter Frameversatz Möglichkeiten für die Retusche von Bewegtbildmaterial (»Wire Removal«, siehe Kapitel 17). Eine große Arbeitserleichterung finden Sie schließlich ganz unten in Form der Möglichkeiten, eine Überlagerung des zu kopierenden Materials (»Overlay«) einzustellen.
HINWEIS |
Die kleine Checkbox Beschränkt ist neu in Photoshop CS4. Sie schaltet um zwischen der Darstellung der einzukopierenden Stelle in Pinselgröße und als ganzes Bild, wie es in Photoshopp CS3 ausschließlich der Fall war. |
Abbildung 4.22 Die Palette Kopierquelle
4. | Positionierung des Kopierstempels |
Die Option Überlagerung anzeigen sollte standardmäßig aktiviert sein. Das Overlay-Bild erscheint halbtransparent und gestattet die präzise Positionierung.
Abbildung 4.23 Fadenkreuz statt Werkzeugspitze mit der Feststelltaste
Abbildung 4.24 Positionierung einer markanten Bildstelle der Kopie
Sinnvoll ist die Betätigung der Feststelltaste, um statt des Kreises mit dem Pinselspitzendurchmesser ein Fadenkreuz angezeigt zu bekommen.
5. | Skalierung der Kopie |
Für eine bessere Sichtbarkeit stellen wir nun das Overlay-Bild auf den Modus Differenz und die Deckkraft auf 50 % (Abbildung 4.25). Da wir mit dem Cursor an der Stelle im Bild bleiben müssen, um die Auswirkung der Skalierung zu sehen, wird zuvor der Cursor in das Feld für die Breite gesetzt, damit wir mit den Pfeiltasten und
die Werte verändern können, ohne die Maus bewegen zu müssen. Außerdem wird zuvor die »Kette« gelöst, um unproportional skalieren zu können.
Wir geben bei der Breite »–100 %« ein, was eine horizontale Spiegelung des Ornaments aus dem rechten Bildteil bewirkt. Die Höhe bleibt unverändert. Nun wird die horizontale Skalierung der Kopie numerisch erhöht. Das Drücken der -Taste wechselt von 1er- auf 10er-Schritte. Bei –150 % stimmen die Verhältnisse in etwa.
Abbildung 4.25 Differenz-Overlay (rechts) und gespiegelte, horizontale -Skalierung (links)
6. | Drehen der Kopie |
Als Nächstes setzen wir den Cursor in das Zahlenfeld mit dem Winkel-Symbol und positionieren ihn dann wieder an der korrekten Stelle im Bild.
Abbildung 4.26 Drehung der Kopie
Mit den - und
-Tasten wird nun der Winkel der Kopie angepasst. Drückt man die
-Taste, geht es in ganzen Gradschritten statt in Zehnteln.
7. | Retusche ausführen |
Jetzt kann man beginnen, die Fehlstelle wirklich abzudecken. Da hierbei das Overlay-Bild eher stört, sollte man die Option Automatisch ausblenden aktivieren. Dadurch verschwindet das halbtransparente Bild mit dem Klick beim Beginn des Malens. Man sollte in der Ebenen-Palette zudem sicherstellen, dass man die Kopie bearbeitet und nicht das Original.
Abbildung 4.27 Ausführung der Retusche und Anpassung mit einer Einstellungsebene
Die leichten Unterschiede der Kopie in Helligkeit und Farbe lassen sich leicht mit einer Ebenenmaske und einer Einstellungsebene beheben, die mit dieser Ebene gruppiert wird ( +Klick auf das Symbol für die Einstellungsebenen am Fuß der Ebenen-Palette). Das mitkopierte Geländer wird hier noch weitere Feinarbeiten erforderlich machen. Wenn Sie möchten, führen Sie diese Arbeiten anschließend durch.
Kopierstempel-Modus | Eine sehr gute Möglichkeit, die Effizienz des Kopierstempels zu steigern, ist der Modus, mit dem er wirkt. Hier stehen die gleichen Modi (oder Füllmethoden) wie bei den Ebenen (siehe Kapitel 9) zur Verfügung.
Interessant sind die Modi Abdunkeln und Aufhellen. Mit ihrer Hilfe kann man gezielt und vor allem schonend dunkle oder helle Stellen in Bildern korrigieren.
Abbildung 4.28 Einstellung Modus für das Kopierstempel-Werkzeug
Der Kopierstempel wird fast immer mit einer relativ weichen Pinselspitze benutzt. Verwendet man den Modus Normal, bedeutet das meist, dass am Pinselrand, an dem dieser halbtransparent aufträgt, eine gewisse Unschärfe entsteht. Das passiert umso mehr, je weicher und größer die Werkzeugspitze ist. Auch wird ja meist die Spitze etwas größer gewählt als die Schadstelle, sodass dann eine größere Fläche repariert wird, als wirklich beschädigt ist. Diese Umstände summieren sich, und das Bild bekommt immer mehr Stellen, die leicht weichgezeichnet aussehen.
Um einiges schonender kann man an Bilder herangehen, wenn man die Modi Abdunkeln und Aufhellen benutzt. Oft werden beide innerhalb eines Bildes gebraucht. Der Modus Aufhellen macht alles heller, was dunkler als die aufgenommene Stelle ist, der Modus Abdunkeln dunkelt nur das ab, was heller ist als die aufgenommene Stelle. In unserem Beispielfoto gibt es eine ganze Reihe schadhafter Stellen, die sowohl heller als auch dunkler sind als ihre unmittelbare Umgebung.
Daten auf der DVD |
Sie finden das Bild zu diesem Beispiel auf der Buch-DVD unter Beispieldateien/04_Retusche/04_Alte_Fotografie.jpg. |
Abbildung 4.29 Alte und beschädigte Fotografie
Bei den Rissen unten links wird zuerst das helle Papier mit Abdunkeln weggestempelt, dann die dunkle Risskante mit Aufhellen. Für die zweite Stelle am Haarschopf, wo der »Herr Photograph« mangels Photoshop mit der Stahlnadel auf dem Glas-negativ herumretuschiert hat, gilt das Gleiche. Auch die Unterschrift oder Widmung rechts unten kann auf diese Weise entfernt werden.
Das Schöne an dem Verfahren ist, dass nur genau dort neue Bildinformation aufgetragen wird, wo es unbedingt nötig ist – nicht mehr und nicht weniger. Die vorhandene Struktur des Bildes bleibt weitgehend erhalten.
Abbildung 4.30 Drei Beispielstellen als Original (links), dann behandelt mit Kopierstempel-Werkzeug (Mitte) mit Modus Abdunkeln, dann mit Modus Aufhellen (rechts)
Auch der Modus Farbe kann sinnvoll sein, wenn ein Bild an sich intakt, aber z. B. teilweise vergilbt ist.
4.2.2 Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug 

Das Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug wird als »Klicken-und-fertig-Feature« beworben. Ganz so einfach ist es aber nicht. Im Gegensatz zu den beiden Werkzeugen, bei denen man eine intakte Stelle aufnehmen muss, soll das bei diesem Werkzeug die Intelligenz von Photoshop übernehmen. Aber das menschliche Auge ist einfach besser und vor allem auch schneller. Die Arbeits- und Zeitersparnis durch den Verzicht auf die Kombination +Klick wird oft durch viele Fehlversuche und das sehr oft notwendige Anpassen der Pinselgröße wieder zunichtegemacht.
Will man das Werkzeug dennoch verwenden, kann man folgende Faustregel als Tipp geben: Die Pinselgröße sollte etwa doppelt so groß sein wie die zu korrigierende Fehlstelle. Um die Fehlstelle herum sollte alles etwa zwei bis drei Pinseldurchmesser weit einigermaßen homogen aussehen. In der Porträtretusche ist es bei gut freistehenden Störungen (Sommersprossen oder Pickeln) halbwegs zu gebrauchen.
4.2.3 Reparatur-Pinsel-Werkzeug 

Das Reparatur-Pinsel-Werkzeug (in der Gruppe der Werkzeuge mit dem Shortcut zu finden) ist vom Kopierstempel-Werkzeug abgeleitet. Der Unterschied ist, dass der kopierte Fleck in Helligkeit, Kontrast, Farbton und Sättigung beim Stempeln an die Umgebung angepasst wird, in die er eingefügt wird. Das ist insofern angenehm, als man z. B. bei Gesichtern nicht mehr auf intakte Bildbereiche angewiesen ist, die in Farbton und Helligkeit exakt gleich sein müssen, damit sie nach dem Stempeln nicht auffallen.
Abbildung 4.31 Beim Reparatur-Pinsel-Werkzeug muss die aufgenommene Stelle nicht identisch mit der Zielstelle sein.
© pixelio.de
Zu sehr darf man aber die Toleranz dieser Halbautomatik nicht strapazieren. Unterscheidet sich die mit +Klick aufgenommene Stelle zu sehr von der zu reparierenden Schadstelle, kommt auch schon mal Unerwartetes dabei heraus. Hat man sich an die Eigenheiten gewöhnt, ist dieses Werkzeug gegenüber dem Kopierstempel ein guter Zeitsparer, vor allem bei der Porträtretusche.
4.2.4 Ausbessern-Werkzeug 

Das Ausbessern-Werkzeug ist eine Kombination aus dem Lasso-Werkzeug und den Mechanismen der Retuschewerkzeuge. Es ist für eher großflächige Korrekturen gut geeignet, um prominente Fehlstellen oder Objekte (wie im folgenden Workshop das rechte Schiff) verschwinden zu lassen. Dieses Werkzeug hat den großen Vorteil, dass es die Zeichnung in den einkopierten Bereichen erhält und nicht zum Weichzeichnen wie z. B. an den weichen Rändern des Kopierstempels neigt. Außerdem passt es das abdeckende Material in Farbton, Sättigung und Helligkeit ans »Zielgebiet« an.
Abbildung 4.32 Optionen für das Ausbessern-Werkzeug
Schritt für Schritt: Taktik für das Ausbessern-Werkzeug
Auch bei diesem Werkzeug gilt trotz der versprochenen oder erwarteten Einfachheit und Schnelligkeit, dass es sich lohnt, sich vorher wenigstens kurz zu überlegen, wie das Werkzeug arbeitet und was man erreichen will. Das Beispiel ist sicher auch mit diversen anderen Methoden zu bearbeiten, soll aber hier der Demonstration des Ausbessern-Werkzeugs dienen.
Daten auf der DVD |
Die Bilddatei für dieses Beispiel finden Sie auf der Buch-DVD unter Beispieldateien/04_Retusche/04_schiffe_versenken.jpg. |
Auf den ersten Blick schaut die Aufgabe nicht schwierig aus, denn das Schiff steht an sich recht gut frei, aber das Wasser ringsum ist voller Spiegelungen und Bugwellen.
Abbildung 4.33 Das rechte Schiff soll verschwinden.
1. | Umgebung aufräumen |
Das rechte Schiff komplett mit dem Ausbessern-Werkzeug einzurahmen, wird sicher nicht funktionieren, denn es gibt keine intakten Bereiche im Bild, die groß genug zum Ausbessern wären.
Wir benutzen das Ausbessern-Werkzeug im Modus Quelle, in dem der zu reparierende Bereich eingerahmt wird und dann mit gedrückter Maustaste aus diesem in einen »gesunden« Bereich gezogen wird. Hierbei ist es in unserem Beispiel taktisch sinnvoll, zunächst die Bugwellen und Spiegelungen um das Schiff zu beseitigen, damit der Bereich um das Schiff möglichst klein wird. Zunächst machen wir das links und rechts vom Schiff.
Abbildung 4.34 Zunächst wird links und rechts vom Schiff ausgebessert.
Nun folgt die Spiegelung unterhalb des Schiffes. Hier sieht man bereits, dass der einkopierte Bereich etwas heller ist als die Zielstelle, Photoshop das aber mit seiner Berechnung ausgleicht.
Abbildung 4.35 Spiegelung reparieren
2. | Schiff abdecken |
Nun ist das Schiff so weit isoliert, dass man daran denken kann, es als Ganzes abzudecken. Teile des Schiffes reparieren zu wollen, macht bei diesem Werkzeug überhaupt keinen Sinn, weil es an den Rändern der Auswahl Artefakte produziert, die den Retuschebedarf weiter erhöhen.
Rote-Augen-Werkzeug |
Ein weiteres Retuschewerkzeug ist das Rote-Augen-Werkzeug. Es soll mit einem Klick die als Ergebnis des Fotografierens mit Blitz so lästigen roten Augen eliminieren. Damit es funktioniert, muss man vorher die Pupillengrösse und den Verdunklungsbetrag einstellen. Bis das ohne Fehlfunktion klappt, muss man erst ein wenig experimentieren. In kurzer Zeit und guter alter Manier hat man die Pupille mit einer runden Auswahl eingekreist und mit |
Abbildung 4.36 Schiff abdecken
3. | Ergebnis säubern |
Das Ergebnis ist bereits recht brauchbar, und es ist nur noch wenig Nachbearbeitung nötig. Dafür kann man das Ausbessern-Werkzeug mit kleineren Auswahlen oder das Reparatur-Pinsel-Werkzeug bemühen.
Abbildung 4.37 Säubern mit dem Ausbessern-Werkzeug und anschließend mit dem Reparatur-Pinsel-Werkzeug
4.2.5 Der Protokollpinsel 

Eine interessante Möglichkeit im Bereich der Retuschewerkzeuge bietet das Protokollpinsel-Werkzeug , mit dem man sich sozusagen in die Vergangenheit einer Bilddatei malen kann. Im Englischen heißt dieses Werkzeug auch bezeichnenderweise »History Brush«. In der Protokoll-Palette zeichnet Photoshop eine ganze Reihe von Arbeitsschritten auf, um sie im Fall ein- oder mehrfacher Rückgängig-Befehle greifbar zu haben. Diesen Aufzeichnungen entsprechen eine ganze Reihe verborgener Bilddateien, die Photoshop auf der Festplatte im »History Cache« (»Undo Buffer«) ablegt, je nachdem, welche Undo-Tiefe man unter Voreinstellungen • Leistung • Verlauf und Cache • Protokollobjekte eingestellt hat. Ein sinnvoller Wert hängt vom Arbeitsspeicher und vom Platz auf den Festplatten der Arbeitsvolumes (siehe Kapitel 15) und von deren Geschwindigkeit ab. Hier gilt: So viel wie nötig und so wenig wie möglich.
Abbildung 4.38 Anzahl der protokollierten Arbeitsschritte einstellen
In der Protokoll-Palette kann man nun in der »Geschichte« des Bildes »zurückfahren« und einen früheren Zustand quasi als »Malfarbe« für das Protokollpinsel-Werkzeug definieren. Das Protokoll hat also nicht nur einen Sicherheitsaspekt, sondern kann auch gestalterisch genutzt werden. Der folgende Workshop soll das illustrieren.
Schritt für Schritt: Bild teilentfärben
In diesem Beispiel sollen das Protokoll, die Schnappschuss-Funktion und das Protokollpinsel-Werkzeug dafür verwendet werden, ein Foto teilweise zu entfärben und mit einem Effektfilter zu versehen.
Daten auf der DVD |
Sie finden die Bilddatei zu diesem Workshop auf der Buch-DVD unter Beispieldateien/04_Retusche/04_MTBer_f_hist_brush.jpg. |
Man könnte das zwar auch mit maskierten Einstellungsebenen und mit Smartfiltern erledigen, die Struktur des Sujets, ein Mountainbiker in voller Fahrt, lässt allerdings einen freien, malerischen Ansatz und damit den Einsatz von Pinselwerkzeugen angebrachter erscheinen. Auch der Vorteil des nichtdes-truktiven Arbeitens mit Ebenen, Smartfiltern und Einstellungsebenen wird beim Arbeiten mit dem Protokoll durch den Einsatz von Schnappschüssen aufgewogen. Obwohl hier gemalt wird, ist das Risiko gering, etwas zu verderben.
Abbildung 4.39 Das Ausgangsbild
© pixelio.de
1. | Schwarzweißkonvertierung |
Im Original hebt sich der Sportler mit seinen Tonwerten nicht sehr gut vom Hintergrund ab. Um ihn mehr zu betonen, wird bei der Umsetzung in ein Graustufenbild die Funktion Schwarzweiss dazu benutzt, den grünen Hintergrund sowie die Cyan- und Hellblautöne im Himmel aufzuhellen.
Abbildung 4.40 Konvertierung mit Bild • Korrekturen • Schwarzweiss
2. | Bewegungsunschärfe |
Nun soll die Dynamik im Bild durch die Einführung einer starken Bewegungsunschärfe betont werden. Wir nehmen eher kräftige Einstellungen vor.
Abbildung 4.41 Mehr Dynamik mit Filter • Weichzeichnungsfilter • Bewegungsunschärfe
3. | Festhalten der Bearbeitungsstufen |
Die letzten beiden Arbeitsschritte, die die Grundlage für die weitere Bearbeitung des Bildes darstellen, liegen nun als Einträge in der Protokoll-Palette vor (Abbildung 4.42).
Theoretisch kann man den Protokollpinsel bereits jetzt einfach nur mit den vorhandenen Einträgen verwenden, indem man in der linken Spalte der Palette den Zustand auswählt, mit dem gemalt werden soll. Weil aber diese drei Einträge bei der weiteren Bearbeitung des Bildes aus der Palette entfernt würden, wenn die in den Voreinstellungen von Photoshop definierte Anzahl maximaler Rückgängig-Schritte erreicht ist, ist ein Festhalten dieser Arbeitsschritte nötig.
Außerdem ist es auch sicherer, wichtige Schritte abzuspeichern. Diese erhält man, indem man im Protokoll den entsprechenden Schritt auswählt und diesen Zustand entweder über das Kamera-Symbol am Fuß der Palette oder über das Palettenmenü unter Neuer Schnappschuss festhält und am besten auch gleich sinnvoll benennt.
Abbildung 4.42 Einträge in der Protokoll-Palette
Nun haben wir das »Malmaterial« für die folgenden Bearbeitungsschritte parat (Abbildung 4.43).
4. | Bewegungsunschärfe malen |
Wir wechseln nun im oberen Teil der Protokoll-Palette bei den Schnappschüssen zum Schwarzweißzustand und wählen als Malmaterial den Zustand mit der Bewegungsunschärfe. Der Pinsel ist eher groß, sehr weich eingestellt (auf 400) und hat 50 % Deckkraft, um sanft vom Bildrand zur Mitte hin malen zu können. Man sollte weit genug vom Sportler wegbleiben (Abbildung 4.44).
TIPP |
Nach dem Erstellen von Schnappschüssen kann man die Einträge in der Protokoll-Liste zur Entlastung von Photoshop löschen (im Palettenmenü unter Protokoll löschen), denn jeder Schritt des Protokolls ist immerhin eine komplette, temporäre Bilddatei auf der Festplatte! |
Abbildung 4.43 Festlegen eines Ausgangs-zustands und einer Malquelle in der Protokoll-Palette auf Basis der Schnappschüsse
5. | Fixieren des Zustands als Schnappschuss |
Nun wird zunächst dieser Zwischenzustand sicherheitshalber als Schnappschuss festgehalten, um später zu ihm zurückkehren zu können, falls er bereits aus dem Protokoll herausgefallen ist. Dies ist im weiteren Verlauf durchaus wahrscheinlich, weil jeder einzelne Pinselstrich einen Eintrag in der Protokoll-Liste darstellt. Danach kann das Protokoll wieder gelöscht werden (Abbildung 4.45).
Abbildung 4.44 Nach dem Malen mit -Bewegungsunschärfe
6. | »Zurückmalen« zum farbigen Ursprung |
Jetzt wird der Schnappschuss des farbigen Urzustands, hier »Original« genannt, als Malquelle definiert. Mit einem kleineren, etwas härteren Pinsel und voller Deckkraft wird die Farbe ins Bild zurückgemalt. Hierbei wird man immer wieder den Pinsel verkleinern und vergrößern bzw. härter und weicher einstellen müssen. Der Stift eines Grafiktabletts ist hier natürlich sehr von Vorteil.
Abbildung 4.45 Festhalten des Zwischen- zustands mit der gemalten Bewegungsunschärfe
Abbildung 4.46 Protokollpinsel-Einstellungen für das Malen mit der Originalfarbe
Abbildung 4.47 Zurückmalen in die Farbe
7. | Feinarbeiten |
Man kann allerdings durchaus etwas lässig zunächst die Binnenformen des Radfahrers ausmalen, auch wenn man dabei Teile des Hintergrunds erwischt. Beim Himmel ist es nicht so schlimm, denn die Schwarzweißumsetzung hat nicht nur für eine größere Helligkeit gesorgt, sondern auch für eine Entsättigung.
TIPP |
Hier seien praktischerweise nochmals die Shortcuts für die Pinselwerkzeuge wiederholt: Werkzeugspitze größer |
Die Grün- und Brauntöne dagegen fallen natürlich sehr auf. Die gespeicherten Zustände bei den Schnappschüssen gestatten aber nun, diese letzten Feinarbeiten ganz einfach durchzuführen.
Dazu wechselt man bei der Quelle des Protokollpinsels zum Schwarzweißzustand (hier »sw« genannt) und kann nun die restlichen farbigen Ränder beseitigen, wo sie stören. Bei ohnehin nur schwach gesättigten Bildteilen (Bremsscheibe, Speichen usw.) braucht man hier nicht so genau zu sein.
TIPP |
Schnappschüsse lassen sich auch im Menü der Protokoll-Palette unter Neues Dokument als eigene Datei abspeichern, was sowohl als echtes Backup eines Arbeitsschrittes sinnvoll ist als auch als Ausgangspunkt weiterer Versionen. |
Abbildung 4.48 Zurückdrängen der Farbränder
Abbildung 4.49 Vorher und nachher
4.2.6 Farbe-ersetzen-Werkzeug 

Ähnlich im Grenzbereich zwischen Retusche- und Kreativwerkzeug bewegt sich das Farbe-ersetzen-Werkzeug (mit Pinsel und Buntstift gemeinsam unter zu finden). Das Werkzeug ersetzt gezielt Farbe in einem Bild und erkennt dabei Bildkanten, um zu verhindern, dass unbeabsichtigt andere als die gewollten Bereiche umgefärbt werden.
Abbildung 4.50 Die Optionen des Farbe-ersetzen-Werkzeugs
Wählt man in den Optionen des Werkzeugs für den Modus die Einstellung Farbe aus und stellt die Aufnahme auf Kontinuierlich finden, wird dauernd die zu ersetzende Farbe aufgenommen und nachjustiert. Man kann aber auch mit den beiden anderen Buttons für die Aufnahmen entscheiden, ob die Ersetzung von einer einmal aufgenommenen Farbe oder von der aktuellen Hintergrundfarbe ausgeht. Gestoppt wird der Auftrag nur dann, falls sich die Helligkeit abrupt ändert oder sofern man Grenzen • Konturen finden eingestellt hat. Die Toleranz funktioniert hier wie beim Zauberstab.
Abbildung 4.51 Farbretusche mit dem Farbe-ersetzen-Werkzeug (links das Original, rechts das Ergebnis)
Abbildung 4.52 Auch mit großen Pinselstärken kann man locker malen (links). Für feinere Details muss die Pinselstärke verringert werden (rechts).
Fehler lassen sich mit dem Protokollpinsel und dem Originalzustand als Quelle wieder »zurückmalen«. Anschließend kann man mit dem Farbe-ersetzen-Werkzeug diese Stelle wieder nachbearbeiten.
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