3.5 Weitere Bildfehler beheben 

Die Möglichkeiten fehlerhafter oder unzureichender Bilder aus digitalen Kameras sind nicht auf Rauschen und Unschärfe beschränkt. Die technischen Prinzipien von Digitalkameras bedingen noch weitere Artefakte wie Moiré, Staubflecken, Pink Dots oder Einzelpixelfehler wie Dead Pixels, Stuck Pixels oder Hot Pixels. Im Folgenden wird beschrieben, wie man mit diesen Fehlstellen umgeht.
3.5.1 Moiré 

Eines der fiesesten Artefakte, die bei der Digitalfotografie vorkommen können, ist das Moiré. Es taucht unsystematisch auf und ist durch herkömmliche Retusche nur schwer zu beseitigen.
Moiré-Entstehung | Moiré entsteht durch Interferenz (Frequenzüberlagerung) von zwei feinen Strukturen. Die eine Struktur ist das Pixelraster des Aufnahmechips der Kamera (deshalb gibt es diesen Fehler bei Analogkameras nicht). Die andere Struktur befindet sich im Bild und ist meist so etwas wie feines Gewebe, Drahtgitter oder Bildschirmzeilen. Liegen diese beiden Strukturen nun in leicht schiefem Winkel zueinander, ergeben sich kurven- und bänderartige störende Muster.
Abbildung 3.75 Moiré bei der Aufnahme feiner Muster
Weil die Aufnahmepixel des Kamerachips für Rot, Grün und Blau nebeneinanderliegen und nicht alle exakt am gleichen Platz, wirkt diese Interferenz für alle drei Farben unterschiedlich. Deshalb fallen diese Störmuster auch bei schwachfarbigen Bildern meist sehr bunt aus. Man muss sich nun nicht generell davor fürchten, feine Muster zu fotografieren, aber man sollte ausprobieren, ob die eigene Kamera zum Moiré neigt. Aktuelle Kameras haben meist einen speziellen Tiefpassfilter eingebaut, der das Moiré recht verlässlich verhindert.
Moiré beheben | Was tun, wenn es einmal aufgetreten ist? Weil es sich in der Regel in diesen Fällen um Muster und nicht um einfarbige Flächen handelt, ist das Retuschieren z. B. mit dem Kopierstempel-Werkzeug schwer bis unmöglich.
[Moiré Reducer] Ein ähnliches Verfahren hat der Fotograf Fred Miranda mit einer Photoshop-Aktion namens »Moiré Reducer« (mehr zu Photoshop-Aktionen in Kapitel 13) automatisiert. Infos dazu auf seiner Website: www.fredmiranda.com/ software, Mac und Windows, keine Demoversion, 12 US$.
Es gibt aber einen guten Trick, der einleuchtet, wenn man den Fehler genau analysiert: Das Muster ist an diesen Fehlstellen ja an sich okay. Was stört, ist lediglich die bunte Farbe. Man wählt nun das Pipette-Werkzeug und in dessen Optionen 5 x 5 Pixel Durchschnitt.
Abbildung 3.76 Der Aufnahmebereich der Pipette
Jetzt wechselt man zum Pinsel-Werkzeug und wählt unter Pinsel eine größere Breite mit weicher Kante und unter Deckkraft einen geringeren Wert (hier 25 %), um behutsam vorgehen zu können. Unter Modus (das ist das Entscheidende!) wählt man Farbe. Der Pinsel trägt damit nur Farb-, aber keine Helligkeitsinformation auf.
Abbildung 3.77 Wählen Sie unbedingt unter Modus die Einstellung Farbe.
Das Muster bleibt intakt, aber die Farbe ändert sich. Beim Malen nimmt man nun immer wieder außerhalb des fehlerhaften Bereichs mit +Klick die korrekte Farbinformation auf und kann so das Moiré einfach wegpinseln.
Abbildung 3.78 Das Moiré konnte mit dem Pinsel-Werkzeug beseitigt werden (links vorher, rechts nachher).
3.5.2 Pixelfehler 

Neben dem Rauschen als flächendeckender Störung bei Bildern von Digitalkameras gibt es auch singuläre Fehlstellen. Diese können aus Fabrikationsfehlern resultieren, aber auch erst im Laufe der Zeit auftreten.
Abbildung 3.79 Dead Pixel, Stuck Pixel und Hot Pixel
Dead Pixels | Dead Pixels liefern keine Information (mehr), sie tauchen im Schadensfall in jedem Bild auf und sind immer schwarz.
Stuck Pixels | Stuck Pixels sind hängen geblieben und reagieren nicht mehr. Auch sie sind in jedem Bild einer schadhaften Kamera vorhanden und meist entweder hellgrün oder hellviolett (der rote und der blaue Sensor hängen bei diesem Pixel auf voller Stärke fest).
Hot Pixels | Hot Pixels tauchen nur bei sehr langen Belichtungszeiten auf und sind so etwas wie extreme Ausreißer des Bildrauschens. Sie sind meist sehr viel heller als ihre Umgebung und haben einen leichten Farbstich. Sie können auch temperaturabhängig sein. Aus diesem Grund und um Rauschen generell zu verringern, werden manche High-End-Digitalkamerarückteile auch aktiv gekühlt.
Pink Dots | Ein weiterer Bildfehler, der im Gegensatz zu den vorgenannten Fehlern auf Unvorsichtigkeit beim Umgang mit der Kamera zurückzuführen ist, sind die Pink Dots. Sie entstehen, wenn man den Kamerachip zu lange dem Sonnenlicht aussetzt.
Abbildung 3.80 Sonnenblendungsflecken, sogenannte »Pink Dots«, auf dem Kamerachip, unten sehr gut erkennbar im Rot-Kanal
Der Infrarotanteil des Sonnenlichts blendet den Chip an den Stellen, an denen das Sonnenlicht gebündelt wird. Hier entstehen, je nach Objektivbrennweite (und damit je nach Größe des Sonnenabbildes), meist rot-violette Flecken mit etlichen Pixeln Durchmesser, die meistens bleibende Schäden sind. Besonders auffällig sind sie bei Bildern mit sehr langen Belichtungszeiten.
Gefährdet sind vor allem Kompaktkameras, deren Chip praktisch immer offen ist, weil ja davon ein Sucherbild am LCD-Monitor erzeugt wird. Das heißt, man muss gar nicht fotografieren und kann sich diese Pink Dots trotzdem einfangen! Bei Spiegelreflexkameras mit optischem Sucher wird der Chip (bis auf ganz wenige Ausnahmen) nur zur Aufnahme selbst freigegeben.
Pixelfehler beheben | Alle Pixelfehler sind unangenehm, haben aber den großen Vorteil, dass sie ortsfest im Bild sind. So kann man sich unter Umständen sogar Bearbeitungsmasken oder sogar Photoshop-Aktionen (siehe Kapitel 13) einrichten, die diese Fehler automatisch eliminieren. Auch die Beseitigung mit den neuen Retuschewerkzeugen in Lightroom und Camera Raw (siehe Kapitel 2), die sich schnell durch das Kopieren von Metadaten auf andere Bilder mit den gleichen Fehlern anwenden lassen, kommt infrage.
Pink Dots bekommt man mit dem gleichen Verfahren wie beim Moiré in den Griff. Bei einem Dead Pixel, Stuck Pixel oder Hot Pixel braucht man nur einige Pixel aus der unmittelbaren Umgebung auf die schadhafte Stelle zu kopieren.
3.5.3 Staubflecken 

Das zuvor für die Pink Dots Gesagte kann auch für Staub auf dem Kamerasensor gelten. Dies gilt in der Regel nur für Spiegelreflexkameras, bei denen während eines Objektivwechsels der Kameraspiegelkasten zumindest für kurze Zeit offen und für Verschmutzung von außen zugänglich ist. Selbst wenn man das Objektiv kaum oder gar nicht wechselt, gelangt bei Zoomobjektiven, die keine geschlossene Bauweise haben, durch die luftpumpenähnliche Bewegung des Objektivtubus Staub ins Innere der Kamera. Hier ist die Möglichkeit der regelmäßigen Sensorreinigung immer besser, als hinterher in der Bildbearbeitung retuschieren zu müssen. In diesem Fall ist die Ortsfestigkeit dann natürlich ein Vorteil.
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