6.3 Profile erstellen
Um nun ein Farbprofil für ein Ein- oder Ausgabegerät zu bekommen, muss dieses Gerät, wie bei jedem Messvorgang, mit einer bekannten Referenz verglichen werden. Genau diese Abweichung der Farbdarstellung des Geräts von dieser Referenz zu beschreiben, wird dann später die Aufgabe des Profils sein. Es wird also ein Messgerät und eine Referenz gebraucht, um die Geräte zu profilieren. Für die einzelnen Geräte sind dies:
Abbildung 6.9 Monitor-Messung mit Kolorimeter
- Der Monitor wird mit einem Kolorimeter vermessen. Dieses Messgerät kann nur selbst leuchtende Objekte wie Bildschirme erfassen. Meist wird dem am Bildschirm befestigten Messkopf von einer passenden Software eine genormte und bekannte Sequenz an Farben vorgespielt. Aus den Differenzen von gemessenen Ergebnissen und der Referenz wird das Farbprofil errechnet. Die Referenz ist meist durch die Kalibrierung des Herstellers gegeben. Hochwertige Geräte werden vor jeder Messung an einer Referenz wie z. B. einer hochlichtstabilen weißen Kachel kalibriert.
Abbildung 6.10 Scanner mit Target
- Einen Scanner kann man ausmessen, indem man ein genormtes Bild, in der Regel ein besonders hochwertiges Foto mit einem Testmuster, ein so genanntes Target, einscannt und die gewonnene Bilddatei mit den bekannten (oder noch besser zuvor ausgemessenen) Farbwerten des Targets von einer Profilierungs-Software vergleichen lässt. Dia-Scanner oder Flachbett-Scanner mit Durchlichteinheit werden analog dazu mit speziellen Dia-Targets vermessen.
- Drucker lässt man eine genormte Datei, ein Test-Chart (in der Regel ein ähnliches Target-Bild wie das bei der Scanner-Kalibrierung benutzte), ausdrucken und misst diese dann aus (Abbildung 6.11). Hierzu benötigt man ein Spektrofotometer, das im Gegensatz zum Kolorimeter Farben von Materialoberflächen vermessen kann. Weil hier eine spezielle hochstabile Lichtquelle die Farbfelder für die Messung beleuchten muss und dazu der technische Aufbau des Messkopfes dieser Geräte wesentlich komplizierter ist, muss man für Spektrofotometer leider wesentlich tiefer in die Tasche greifen als für Kolorimeter. Einzelne Farbmanagement-Lösungen versuchen diese Klippe zu umschiffen, indem der zuvor kalibrierte Scanner das Spektrofotometer ersetzt und die gedruckte Messdatei einliest. Weil dann für eine Komplettlösung, die alle Geräte umfasst, nur das wesentlich preisgünstigere Kolorimeter gebraucht wird und ein Scanner oft vorhanden ist, ist dieser Weg für viele eine interessante Alternative. Natürlich hängt die erreichbare Qualität der Farbprofile sehr stark von der Leistungsfähigkeit des Scanners und von der Genauigkeit seiner Kalibration ab. Für viele Ansprüche ist das aber durchaus genügend, auch wenn ein Scanner niemals ein Messgerät ist.
Abbildung 6.11 Vermessen eines gedruckten Test-Charts mit Spektralfotometer
Abbildung 6.12 Target für Digitalkamera
- Ähnlich wie beim Scanner verläuft die Kalibrierung bei digitalen Kameras über die Aufnahme eines Targets. Diese sind allerdings oft anders aufgebaut als Scanner-Targets und werden in der gleichen Umgebung und mit den gleichen Kameraeinstellungen aufgenommen, die dann auch natürlich für die eigentlichen Aufnahmen exakt so beibehalten werden müssen. Das Kalibrieren einer Digitalkamera ist also nur in lichtstabilen Studio-Situationen sinnvoll. Im Gegensatz dazu würde man bei Außenaufnahmen mit einem Farbprofil genau die Lichtstimmungen, auf die man vielleicht lange gewartet hat, auf eine neutrale Farbigkeit zwingen, was ja in der Regel eben nicht gewünscht ist.
6.3.1 Monitor-Kalibrierung »quick and dirty«
Zumindest die Monitor-Kalibration kann man statt mit einem Messgerät auch mit »Bordmitteln« erledigen. Weil diese aber unter professionellen Gesichtspunkten keine wirklich brauchbaren Ergebnisse bringen, seien sie hier nur kurz erwähnt: Adobe Gamma für Windows (Abbildung 6.13) und das Monitor-Kontrollfeld bei Mac OS X (Abbildung 6.14). Adobe Gamma wird auf Windows-Systemen automatisch mit Photoshop und anderen Adobe-Produkten mitinstalliert. Für alte Systeme vor Mac OS X gab es für Apple-Rechner ebenfalls ein Adobe Gamma-Kontrollfeld. Ab Mac OS X ist die Kalibriermöglichkeit Bestandteil von ColorSync im Betriebssystem. Beide sind sehr ähnlich und benutzen das Auge als »Messinstrument«, das speziell bei der Einschätzung der Umgebungsbedingungen meist versagt. Die Kalibration liefert bei beiden einfach und schnell ein ICC-Profil für den Monitor, das aber bei der Unzuverlässigkeit der Resultate nur für Webdesigner o.Ä. ausreichend ist, wo ohnehin kaum eine Farbverbindlichkeit bei der Ausgabe gefordert werden kann. Für alle anderen User, die in irgendeiner Form mit Druckausgabe zu tun haben, gilt: Finger weg!
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