5.6 Farben gezielt austauschen
Eine Aufgabe, die im Alltag des Grafikers immer wieder vorkommt, ist das Ersetzen von Farben in einem Bild, ohne dass der Rest des Bildes davon beeinflusst wird. So sollen z. B. Gegenstände in Firmenfarben erscheinen, die sie in der Realität nicht haben, oder eine sehr bunte, zu kräftige Farbe stört den an sich guten Gesamteindruck eines Bildes.
Daten auf der DVD Sie finden die Datei zu diesem Beispiel auf der Buch-DVD unter Workshops/05_Farbkorrektur/05_frachter.psd. |
Es gibt hier zwei grundsätzliche Strategien: Zum einen kann man versuchen, gezielt bestimmte Farben aus den im Bild vorhandenen zu manipulieren, und zum anderen gibt es die Möglichkeit, auf der Basis von Farben Auswahlen zu erstellen, die dann die Bildbereiche für eine weitere Bearbeitung maskieren. An einem Beispiel lassen wir vier verschiedene Verfahren gegeneinander antreten, um die Unterschiede klar zu machen.
Abbildung 5.92 Auf diesem Frachter sollen mit gezielten Manipulationen einzelne Fahrzeuge umgefärbt werden.
Doch zunächst der Job: Aufgabe ist es, den gelben Lastwagen vorn links in einem dunklen Türkis einzufärben, im Ton vergleichbar dem zweiten LKW von links hinten. Gleiches soll dem orangen LKW vorn passieren. Dabei darf aber das Gelb bei den Schiffsaufbauten nicht verändert werden. Zudem sollen alle roten Autos die gleiche Farbe bekommen wie die dunkelblauen. Auch hier sollen rote Teile des Schiffs unangetastet bleiben.
5.6.1 Farbe ersetzen
Abbildung 5.93 Dialog Farbe ersetzen
Versuchen wir zuerst eine zumindest vom Wortlaut des Befehls her besonders nahe liegende Lösung: Bild · Anpassen · Farbe ersetzen. Mit der Pipette dieses Dialogs nehmen wir im Bild einen Rotton von einem der PKW’s ab, mit der - Taste oder der »Plus«-Pipette kann man den Wirkungsbereich um mehrere Farbtöne erweitern. Am schwarz-weißen Auswahl-Fenster des Dialogs kann man beurteilen, was alles »erwischt« wird. Mit dem Regler für Toleranz ändert man das Verhalten an den Rändern des ausgewählten Farbbereichs. Das Wort Toleranz erinnert an den Zauberstab, und in der Tat funktioniert Farbe ersetzen sehr ähnlich: Es wird mittels stimmter Farbwerte eine Auswahl definiert, innerhalb der dann in einem zweiten Schritt genau diese Farbwerte verändert werden.
Abbildung 5.94 Unterer Teil des Dialogs Farbe ersetzen
Für den Ersatz der ausgewählten Farbtöne ist der untere Teil des Dialogs unter Ersetzung zuständig (Abbildung 5.94). Dort klickt man in das Farbfeld Ergebnis, um den Photoshop-Farbwähler aufzurufen. Mit dessen Pipette holt man sich eine Probe von einem dunkelblauen Nachbarauto. Das Ergebnis enttäuscht allerdings: In den Tiefen bleiben schmutzigrote Flecken hängen.
Abbildung 5.95 In den Tiefen sind leider noch Rottöne übrig geblieben.
Hier zeigt sich die mangelnde Fähigkeit dieser Methode, nach Farbtonähnlichkeiten zu selektieren. Stattdessen wird mit den Ähnlichkeiten der Farbwerte gearbeitet. Das führt dazu, dass entweder zu helle oder zu dunkle Schattierungen eines Farbtons nicht erfasst werden oder umgekehrt Nachbartöne mit hineinspielen. In diesem Beispiel würde bereits der orange Lastwagen mit ausgewählt. Das Ganze wird also leicht unsauber. Das gilt vor allem, wenn man versucht, diese Schwäche mit erhöhter Toleranz abzufangen.
Ein weiterer gravierender Nachteil des Verfahrens in diesem Zusammenhang sei noch nachgereicht: Farbe ersetzen gibt es nur im Menü Bild · Anpassen, nicht als Einstellungsebene. Gerade bei solchen Manövern, bei denen man immer wieder probieren muss, ist dauerndes Rückgängigmachen ziemlich nervend.
5.6.2 Farbbereich auswählen
Das Manko, keine Einstellungsebene für Farbe ersetzen zu haben, lässt sich teilweise umgehen: Da diese Funktion eigentlich zunächst ein Auswahlwerkzeug ist, wundert es nicht, wenn unter Auswahl · Farbbereich auswählen ein Dialog erscheint, der praktisch identisch mit dem oberen Teil des Dialogs von Farbe ersetzen ist (Abbildung 5.96). Vorteil ist hier zunächst, dass man sich unten unter Auswahlvorschau im Bild (Abbildung 5.97) unterschiedliche Darstellungen der ausgewählten Farben anzeigen lassen kann.
Bei Farbe ersetzen gibt es nur die kleine Briefmarke. Ansonsten gilt funktionell das Gleiche wie dort. Nützlich ist hier, dass zunächst eine Auswahl erstellt wird, die dann in weiterer Folge auch für eine Einstellungsebene zur Verfügung steht und – ganz wichtig – auch als Maske später noch weiter bearbeitet werden kann!
Abbildung 5.96 Dialogbox für Farbbereich auswählen
Abbildung 5.97 Auswahlvorschau im Bild
Abbildung 5.98 Einstellungsebene mit Maske aus Farbbereich auswählen
Hier wird die entstandene Auswahl für eine Einstellungsebene mit Farbton/Sättigung (Abbildung 5.98) verwendet, um mit Farbton die Farben von Rot nach Blau zu trimmen. Das Ergebnis zeigt auch in diesem Fall die gleiche Schwäche wie zuvor bei Farbe ersetzen. Lediglich die nachträglichen Bearbeitungsmöglichkeiten sind besser: So kann man nun vor allem die Ebenenmaske säubern und bearbeiten (vor allem Kontrastverstärkung mit Tonwertkorrektur), um ein besseres Resultat zu bekommen.
Abbildung 5.99 Ebenfalls rote Reste in den Tiefen
5.6.3 Selektive Farbkorrektur
Abbildung 5.100 Selektive Farbkorrektur
Nahe liegend und Erfolg versprechend klingt auch diese Funktion. Sie erzeugt im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Verfahren keine Auswahl, sondern geht von den Farbtönen selbst aus. Die Korrekturen finden in CMYK-Farbwerten statt, was bereits verrät, dass diese im kleineren Farbwerte-Bereich der Druckfarben (siehe Seite 185) stattfinden. Man erreicht also nicht derart große Änderungen und satte Farben, wie sie hier gefordert wären. Das maximal Erreichbare in diesem Fall zeigt Abbildung 5.101. Allerdings ergibt dieses Verfahren bereits eine ziemlich große Tonreinheit: Auch in den Tiefen sind die Farbänderungen sauber.
Abbildung 5.101 Mehr ist mit der selektiven Farbkorrektur in diesem Fall nicht drin.
5.6.4 Farbton/Sättigung
Wenden wir uns nun dieser bereits besprochenen Funktion zu und verwenden sie als Einstellungsebene. Zunächst umkreisen wir die zu ändernden Bildbereiche locker mit dem Lasso, dem wir eine weiche Kante geben (etwa 10 Pixel), um nicht betroffene Bildteile zu schützen. Bei aktiver Auswahl wird eine Einstellungsebene mit Farbton/Sättigung erstellt. Hier nimmt man nun mit der Pipette und gedrückter - Taste einige Rottöne von den Autos und grenzt den Farbbereich, der normalerweise 60° umfasst, auf einen viel schmaleren Abschnitt ein, hier 7° (Abbildung 5.103).
Abbildung 5.102 Farbton/Sättigung als Einstellungsebene mit Ebenenmaske
Abbildung 5.103 Enger Bereich für Änderung der Rottöne
Abbildung 5.104 Alle roten PKW sind nun den blauen angeglichen
Bei der Umfärbung wird jetzt nur von den verschiedenen Rottönen der Autos ausgegangen. Zuerst ist der Farbwinkel entscheidend für den Wirkungsbereich. Die »Farbauswahl« unter diesem Farbwinkel umfasst alle Rottöne des Autolacks, egal wie gesättigt oder wie hell oder dunkel sie sind, und ist daher um vieles präziser. Diese Autos nun dunkelblau einzufärben, ist leicht und gelingt fast perfekt (Abbildung 5.104). Die Ebenenmaske dient hier – das sei nochmals klargestellt – nicht zur Auswahl der roten Autos, sondern nur zum Schutz anderer roter Stellen im Bild, hier den rot lackierten Deckaufbauten des Frachters vorn im Bild. Deshalb kann man diese »Schutzmasken« eher lässig um die Objektgruppen herumziehen.
Abbildung 5.105 Einstellungsebene mit Ebenenmaske für den gelben LKW
Analog zu diesem ersten Schritt wird nun der LKW vorne links umrissen und mit einer engen Begrenzung auf den gelben Farbton der Plane zur Umfärbung (Abbildung 5.105) auf ein dunkleres Türkisgrün, ähnlich dem LKW hinten in Abbildung 5.104, vorbereitet.
Abbildung 5.106 Änderung von Gelb zu Türkis
Abbildung 5.107 Das Gelb vorne links ist an den türkisgrünen LKW hinten angeglichen.
Nun soll noch der orangefarbene LKW vorne rechts auf das gleiche Türkis umgefärbt werden. Auch hier wird eine Lasso-Auswahl zu einer schützenden Ebenenmaske (Abbildung 5.108). Mit der Pipette werden mehrere Orangetöne aufgenommen. In Grenzbereichen (hier zwischen Rot und Gelb) vergibt Photoshop übrigens für die Tonbereiche neue Namen, hier z. B. Rottöne 2 (Abbildung 5.109).
Abbildung 5.108 Einstellungsebene mit Ebenenmaske für den orangenen LKW
Abbildung 5.109 Änderung von Orange zu Türkis
Abbildung 5.110 Der orangefarbene LKW ist an das Türkis angeglichen.
Die Tonreinheit dieser Methode erlaubt sehr überzeugende Ergebnisse (Abbildung 5.110). Auf jeden Fall gehts besser als mit den Funktionen, die namentlich viel eher dafür geeignet scheinen.
Abbildung 5.111 Endergebnis mit allen drei Farbkorrekturen
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