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Know-how für Kreative

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Was ist neu in Photoshop CS2?
2 Digitalfotos optimal vorbereiten
3 Retusche
4 Grundlagen Farbe
5 Farb- und Tonwertkorrekturen
6 Farbmanagement
7 Fotomontage und Composing
8 Effekte für Text und Bild
9 Filter
10 Screendesign mit Photoshop CS2
11 Druckausgabe
12 Ausgabe für das Web
13 Ausgabe für Video
14 Teamwork und Versionierung
15 Adobe Bridge
16 Automation in Photoshop
17 Tipps und Tricks
Die Buch-DVD
Stichwort
Ihre Meinung?

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Adobe Photoshop CS2 professionell von Thomas Bredenfeld
Buch: Adobe Photoshop CS2 professionell

Adobe Photoshop CS2 professionell
komplett in Farbe, mit DVD
507 S., 49,90 Euro
Rheinwerk Design
ISBN 978-3-89842-700-5
gp 6 Farbmanagement
  gp 6.1 Was ist Farbmanagement überhaupt?
    gp 6.1.1 Farbräume
    gp 6.1.2 Farbprofile
    gp 6.1.3 Color Management Modul und Rendering Intent
  gp 6.2 Arbeitsplatz und Beleuchtung
  gp 6.3 Profile erstellen
    gp 6.3.1 Monitor-Kalibrierung »quick and dirty«
  gp 6.4 Profilierung mit Drittanbietern
    gp 6.4.1 Wartung der Profile: In Eigenregie oder mit Dienstleister?
  gp 6.5 Anwendung in Photoshop
    gp 6.5.1 Arbeitsfarbräume
    gp 6.5.2 Farbmanagement-Richtlinien
    gp 6.5.3 Konvertierungsoptionen
    gp 6.5.4 Fremddaten-Handling


Rheinwerk Design

6.5 Anwendung in Photoshop  downtop

Nun geht es daran, Farbmanagement in die Arbeit mit Photoshop zu integrieren. Photoshop ist ja die zentrale Schnittstelle zwischen allen Eingabe- und Ausgabegeräten.

Abbildung 6.45   Color Management-Workflow mit Photoshop

Die Einrichtung des Farbmanagements für das Arbeiten in Photoshop konzentriert sich im Grunde auf einen einzigen Dialog. Der hat es dafür allerdings in sich. Die ICC-Profile, die man sich für seine diversen Geräte erstellt hat, tun ja von allein gar nichts. Sie sind nur die mathematischen Beschreibungen, mit denen das Color Management Modul gefüttert wird, damit es die unterschiedlichen Profile zueinander in Beziehung setzen kann. Dieses Modul muss nun aktiviert werden. Mit Bearbeiten · Farbeinstellungen oder / + + lässt sich die Dialogbox für das Farbmanagement aufrufen.

Dieser Dialog gliedert sich grob in drei Blöcke: die Einstellung der Arbeitsfarbräume für RGB, CMYK sowie für Graustufen und Volltöne , die Richtlinien, wie im Rahmen des Farbmanagements mit Dateien umgegangen werden soll (alle drei Checkboxen aktivieren!) und schließlich die Wahlmöglichkeiten zum CMM . Da es sich insgesamt um eher umfangreiche Einstellungen handelt, kann und sollte man diese natürlich auch speichern und benennen .

Abbildung 6.46   Photoshops Farbmanagement-Zentrale: Der Dialog Farbeinstellungen


HINWEIS

Die wenigsten wissen, dass Photoshop keineswegs ohne Farbprofile arbeitet, wenn man das Farbmanagement deaktiviert. Es werden dann nur grundsätzlich alle an Dateien angehängten Profile verworfen und auch keine mit ausgegeben. Intern arbeitet Photoshop aber sehr wohl mir sRGB als RGB-Arbeitsfarbraum und SWOP coated als CMYK-Arbeitsfarbraum. Das sollte man nicht aus den Augen verlieren.



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6.5.1 Arbeitsfarbräume  downtop

Hier wird eingestellt, mit welchem Farbraum Photoshop (als »Gerät« sozusagen) arbeitet (Abbildung 6.45). Unter RGB wird der für diese Farben benutzte Farbraum gewählt. Der sollte natürlich so groß sein, dass alle Farbräume der verwendeten Ein- und Ausgabegeräte »hineinpassen«.

Hierzu gibt es einige Faustregeln:


Abbildung

ECI-RGB

Von der ECI, der European Color Initiative (http://www.eci.org), wurde ein RGB-Farbraum definiert, der alle denkbaren CMYK-Farbräume verlässlich umfasst. Das Profil wird nicht mit Photoshop mitgeliefert. Sie finden es auf der Buch-DVD unter Software/Farbe.


  • Grafiker und Fotografen, die für den Druck arbeiten, also nach getaner Arbeit die Bilder als CMYK-Dateien ausgeben wollen, sind am besten mit Adobe RGB, ColorMatch-RGB oder ECI-RGB bedient. Im Gegensatz dazu ist z. B. sRGB, mit dem viele Dateien von Digitalkameras profiliert sind, ungeeignet, weil er zu klein ist und ihm eine kleine »blaue Ecke« fehlt.

ProPhoto RGB?

Wer sich die zur Auswahl stehenden RGB-Farbräume anschaut, wird sich vielleicht fragen, warum man nicht z. B. den »Riesenfarbraum« ProPhoto RGB wählt, weil darin ja fast alle anderen Platz haben. Augrund des riesigen Wertebereichs von ProPhoto RGB (extrem satte Farben) entstehen bei der Umrechnung durch das CMM durch Ungenauigkeiten teilweise Verluste.


  • Web- und Screendesigner arbeiten meist für die Bildschirm basierte Darstellung ihrer Bilder. Hier reicht von der Farbraumgröße her sRGB (standardized RGB) aus, zumal er den meisten Monitor-Profilen ziemlich ähnlich ist. sRGB hat den Vorteil, dass er der Windows-interne Farbraum ist und die meisten Digitalkameras ihn unterstützen und ihre Bilder mit diesem Profil ausgeben. Außerdem ist sRGB per Definition des W3C (World Wide Web Consortium) der Standard-Farbraum für die Darstellung von Inhalten im Web. Alles, was bei HTML und CSS mit Farbe zu tun hat, bezieht sich darauf. Da man aber auch davon ausgehen muss oder kann, dass viele Betrachter an ihren Monitoren herumschrauben, kann man sich Farbverbindlichkeit im Grunde auch schenken und im Zusammenhang mit elektronisch dargestellten Medien ganz auf Farbmanagement verzichten.

[Tonwertzuwachs]

Ein Punkt eines Druckrasters wird auf saugendem Papier größer als auf gestrichenem: Der Tonwert wird größer, die Farbe dunkler. Entsprechend diesem Zuwachs reduziert man den Farbwert vor der Ausgabe, um dies auszugleichen (Details zur Druckausgabe finden Sie ab Seite 387).


Beim nächsten Punkt CMYK wird der Arbeitsfarbraum für das Vierfarbmodell gewählt. Sollten Sie von der Druckerei, die Ihre Dateien erhält, ein Farbprofil zur Verfügung gestellt bekommen: Hier ist der Platz, wo es angewendet wird. Wenn dieses Profil dorthin kopiert wurde, wo es hingehört, also beim Mac in den Ordner Systemfestplatte/Library/ColorSync/Profiles oder bei Windows XP in Systemfestplatte\WINDOWS\system32\spool\drivers\color (bei anderen Windows-Versionen kann der Speicherort auch woanders liegen), taucht es an dieser Stelle in Photoshop auf. Ansonsten wählt man in Europa ISO coated, wenn auf gestrichenem Papier gedruckt wird. Das passt meistens. Das in Photoshop »eingebaute« Europe ISO FOGRA27 als Adobes Entsprechung zu ISO coated ist auch okay. Wichtig ist, dass ein ISO-Profil verwendet wird. Die Euroskala ist definitiv out!


Abbildung

ISO-CMYK-Profile

Auch im Druckbereich gibt es Profile, die von der ECI auf ISO-Norm-Basis definiert und angeboten werden (ISO coated, ISO uncoated, ISO uncoatedyellowish, ISO webcoated). Sie finden diese auf der Buch-DVD.


Abbildung 6.47   Einstellung der Arbeitsfarbräume

Unter Graustufen und Volltonfarbe stellen Sie den Tonwertzuwachs für Grau oder Schmuckfarbe (z. B. Pantone) ein. Es sollte der Wert der CMYK-Farben verwendet werden, in der Regel gibt es hier aber Vorgaben Ihrer Druckerei. Verwenden Sie keines der beiden Features, können Sie diese Einstellmöglichkeiten getrost ignorieren.


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6.5.2 Farbmanagement-Richtlinien  downtop

Eine Datei, die Sie in Photoshop bearbeiten wollen, bringt entweder ein Profil mit oder nicht – oder auch das falsche. Hier stellen Sie ein, was beim Öffnen einer Datei geschehen soll.

Abbildung 6.48   Farbmanagement-Richtlinien


Lästige Fragerei?

Manche empfinden es als nervend, aber die drei Checkboxen Profilfehler bzw. Fehlende Profile garantieren, dass man immer gezwungen ist, wenigstens kurz darüber nachzudenken, was gerade mit welchen Profilen passieren soll. Deshalb ist es besser, sie alle drei immer einzuschalten.


Man kann das Farbmanagement ausschalten, mitgelieferte Profile erhalten oder diese in den Arbeitsfarbraum konvertieren. Was aber ist wann zu tun?

  • Farbprofile stimmen überein: der Idealfall. Tritt z. B. auf, wenn eine Digitalkamera ihre Bilder im Abobe RGB-Farbraum abspeichert und dieser in Photoshop auch als Arbeitsfarbraum eingestellt ist. Auch wenn alle drei Checkboxen der »Fehlerbehandlung« aktiviert sind, kommen in diesem Fall keine Beschwerden von Photoshop.
  • Farbprofil stimmt nicht überein: Hier ist zu entscheiden, ob das eingebettete Profil beibehalten oder ob in den Arbeitsfarbraum konvertiert werden soll.

Abbildung 6.49   Profil-Abweichung


TIPP

Es kann durchaus sinnvoll sein, z. B. die Digitalkamera so einzustellen, dass sie die Aufnahmen nicht in sRGB, wie meist üblich, sondern in Adobe-RGB abspeichert. Manche Kameras können das, vor allem die professionelleren Modelle.


    • Bei Eingebettete Profile beibehalten werden alle Bildbearbeitungen im entsprechenden Farbraum vorgenommen, wogegen so lange nichts spricht, wie dieser groß genug ist. Wenn ich z. B. das Profil eines Digitalkamera-Bildes, das ein sRGB-Farbprofil mitbringt, beibehalten will, also im sRGB-Raum weiterarbeite, ist das für die Ausgabe im Web okay, nicht aber für die CMYK-Ausgabe beim Druck! In einem solchen Fall ist es besser, in einen »großen« RGB-Farbraum zu konvertieren, also in Adobe-, ColorMatch- oder ECI-RGB, je nachdem, was eingestellt ist.

Geheime Zeichen

In der Titelleiste des Dokumentfensters verrät uns Photoshop diskret, was gerade mit den Farbprofilen passiert:

Nach der Farbtiefe (hier 8 Bit) wird mit einem Sternchen * angezeigt, dass der Datei ein anderes Profil anhängt als das Arbeitsprofil. Steht dort eine Raute #, so ist die Datei unprofiliert. Kommt hinter der Bitanzahl nichts, ist alles bestens: Das Dateiprofil entspricht dem Arbeitsfarbraum.


  • Kein Farbprofil: Öffnet man Dateien, die kein Farbprofil angehängt haben, seien es z. B. Screenshots oder Bilder aus Programmen, die wie 3D-Programme kein Farbmanagement kennen, dann arbeitet man automatisch im Arbeitsfarbraum mit ihnen, auch ohne dass dieser dezidiert zugewiesen ist. Das würde erst beim Abspeichern geschehen.

Abbildung 6.50   Kein Profil angehängt

Natürlich können auch mehrere Dokumente gleichzeitig offen sein, die unterschiedliche Farbprofile haben. Für das Hin- und Herkopieren zwischen diesen Dokumenten gelten sinngemäß die gleichen Regeln wie beim Öffnen einer Datei.

Abbildung 6.51   Dialogbox beim Einfügen von Inhalten aus einer anders profilierten Datei

Die Einstellung Aus bei den Farbmanagement-Richtlinien bedeutet in allen Fällen, dass Photoshop bei einem Bild nur die reinen RGB-Daten betrachtet, eventuell eingebettete Profile ignoriert und natürlich am Ende beim Speichern auch kein Profil in die Datei einbettet.

Beim Öffnen einer Datei mit einem CMYK-Profil mit der Konvertierung in den CMYK-Arbeitsfarbraum muss man beachten, dass als Basis für die Umrechnung immer der geräteunabhängige LAB-Farbraum herangezogen wird. Dies bedeutet, dass z. B. ein beabsichtigter Farbaufbau (Abbildung 6.50, links und Mitte oben), der in dieser Datei die kräftigen Farben des Sujets erhalten soll, beim Konvertieren in den Arbeitsfarbraum diese Informationen verliert (Abbildung 6.50, rechts und Mitte unten). Hier sollte also immer das mitgelieferte Profil beibehalten werden! Meist wird man aber in einem solchen Fall vom Urheber auch dezidiert darauf hingewiesen.

Abbildung 6.52   Änderung des Farbaufbaus bei CMYK-zu-CMYK-Profilkonvertierung


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6.5.3 Konvertierungsoptionen  downtop

Hier wird eingestellt, welches Color Management Modul die Umrechnung der Profile vornimmt und wie das geschieht. Zunächst wird das zuständige Modul ausgewählt: Hier gibt es eine klare Regel: Soll Plattform übergreifend gearbeitet werden oder besteht zumindest die Möglichkeit, dass das passieren kann, dann sollte auf jeden Fall die Adobe Color Engine (ACE) benutzt werden, die es sowohl bei Windows- als auch auf Mac-Maschinen gibt. Bleiben die Dateien auf einer der beiden Seiten, so kann man bei Windows die ICM des Betriebssystems benutzen, beim Mac Apples ColorSync.

Abbildung 6.53   CMM auswählen am Mac und bei Windows

Unter Priorität, einer weniger geglückten Übersetzung des englischen Begriffs Rendering Intent (deutsch besser »Umrechnungsziel«), kann man wählen, wie die Umrechnung durchgeführt wird. Beginnen wir mit den beiden letzten Optionen, die sich sehr ähnlich sind und sich zusammenfassen lassen:

Abbildung 6.54   Rendering Intent auswählen


[Gamut]

Mit dem Gamut (engl. für Skala, Tonleiter) bezeichnet man das Maß für den Umfang der Farbdarstellungsmöglichkeiten eines Ein- oder Ausgabegeräts (siehe auch Abschnitt »Druckausgabe« ab Seite 387).


  • Relativ und absolut farbmetrisch sind eng verwandt. Bei beiden wird alles, was beim größeren Farbraum in den kleinen »hineinpasst«, beibehalten . Alle Werte, die darüber hinausgehen, werden in Richtung Grenze des kleinen Farbraums hinunterskaliert. Der Farbraum wird also quasi beschnitten (Gamut Clipping). Das bedeutet zwangsläufig einen Tonwert- und damit Zeichnungsverlust bei den satteren Farben. Dieses Verfahren ist nur sinnvoll, wenn beide Farbräume nicht zu unterschiedlich groß sind oder wenn z. B. der CMYK-Farbraum einer Druckmaschine auf den größeren eines Proofdruckers umgerechnet werden soll. Relativ und absolut bezieht sich auf den Weißpunkt: Bei der relativen Methode bleibt er gleich, d.  h. Weiß ist Papierweiß; bei der absolut farbmetrischen Methode wird das Papierweiß mit der Farbe des Auflagenpapiers simuliert. Deswegen ist dieser Modus eigentlich nur beim Proofdruck wichtig.

HINWEIS

Der Modus Perzeptiv kann sehr stark motivabhängig sein. Auch Einflüsse der Profilierungs-Software können sich bemerkbar machen. Perzeptiv neigt zu Instabilität und Überprüfungen sind ratsam.


  • Perzeptiv, in manchen Zusammenhängen auch als fotografisch bezeichnet, versucht, durch eine intelligente Skalierung den gesamten Farbwertebereich in den neuen, meist ja kleineren Farbraum einzupassen . Dabei bleiben die Bezüge zwischen den Farben erhalten und wirken damit von der Wahrnehmung (engl. perception) her richtig. Deshalb eignet sich Perzeptiv sehr gut für Fotos. Sollen bestimmte Farbwerte strikt eingehalten werden, z. B. die eines Firmenlogos, ist die perzeptive Methode zu meiden, weil praktisch alle Farbwerte geändert werden.

Abbildung 6.55   Rendering Intents beim Konvertieren von Adobe RGB (weiß) zu CMYK-Farben (schwarz) (oben perzeptiv, unten farbmetrisch)

  • Sättigung: Gegenstück zu Perzeptiv, das vor allem bei reinfarbigen und kräftigen Grafiken verwendet wird. Diese Me-thode ist für Fotos ungeeignet.

Mit der Option Dither verwenden kümmert man sich um schöne glatte Verläufe bei Bildern mit 8 Bit Farbtiefe, die bei Farbwertumrechnungen fallweise ziemlich beleidigt reagieren können und dann das so genannte Banding zeigen. Besonders bei hochwertigen Druckverfahren kann das sehr unangenehm auffallen. Bei 16 Bit Farbtiefe gibt es so hohe Reserven bei der Anzahl möglicher Tonwertstufen, dass das Banding in der Regel nicht befürchtet werden muss.


[Banding]

Unschöner Effekt, der entsteht, wenn sich die sanft und kontinuierlich verändernden Farbwerte eines Verlaufs (z. B. Himmel) nach einer Umrechnung der Farbskala auf neue Farbwerte verteilen, z. B. bei Manipulationen mit Tonwertkorrektur, Gradationskurven oder auch durch das CMM.


Die Option Tiefenkompensierung kommt praktisch nur bei der Methode Relativ farbmetrisch zum Tragen. Sie skaliert bei der Konvertierung die Tonwerte der Tiefen so, dass die dunklen Stellen nicht ins Schwarze »absaufen«. Sonst nicht reproduzierbare Tiefen werden je nach Papiersorte angehoben. Resultat ist, dass der gesamte Dynamikumfang zwischen Weiß und Schwarz vom Quellfarbraum in den Zielfarbraum einskaliert wird. Bei Perzeptiv wird das automatisch berücksichtigt.

Angenehmerweise bekommt man in diesem Dialog im untersten Teil zu jedem Punkt einige Erklärungen, wenn man mit der Maus darüber fährt.

Eine grundsätzliche Empfehlung abzugeben ist schwer. Das hängt sehr vom Sujet ab. Für fotografische Inhalte kommt ohnehin nur Perzeptiv und Relativ farbmetrisch infrage, wobei Relativ farbmetrisch die Möglichkeit mit sich bringt, dass zu satte Farben von Zeichnungsverlust bedroht sind. In sich stimmige Bilder gibt es eher mit Perzeptiv, auch wenn es im Ruf steht, das Bild manchmal ein wenig zu »schönen«. Letztlich entscheiden Versuche, Erfahrung, Geschmack und natürlich der Kunde.


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6.5.4 Fremddaten-Handling  toptop

Kurz sei hier zusammengefasst, welche Möglichkeiten dem Grafiker bei der Übernahme von Fremddaten begegnen können:

  • RGB-Fremddaten ohne Profil: Es hilft nichts: Hier fischen Sie im Trüben und Raten ist angesagt. Haben Sie selbst einen kalibrierten Monitor und können nachfragen, ob der Lieferant den auch hat, kann man sich wenigstens ein paar Anhaltspunkte holen, wie das Bild »gemeint« ist. Herumprobieren mit verschiedenen gängigen Profilen kann auch helfen. Beginnen sollte man dabei mit sRGB, weil das bei den meisten Photoshop-Versionen die Standard-Voreinstellung nach der Installation ist und viele (vor allem im Farbmanagement unerfahrene) User das nie geändert haben.
  • RGB-Fremddaten mit falschem Profil: Immer wieder kommt es vor, dass Daten falsche Profile auf dem Weg zu Ihnen mitbekommen haben. Wenn es ein krasser Fehler ist, wird dieser sofort visuell auffallen. Auch hier hilft natürlich eine Nachfrage. Geht das nicht, kann man beim Öffnen der Datei und eingeschaltetem Profilfehler-Dialog, der auf die Abweichung vom eingebetten Profil aufmerksam macht, mit Eingebettetes Profil verwerfen reagieren. Im Weiteren kann man dann so vorgehen, als wenn gar kein Profil angehängt gewesen wäre.
  • CMYK-Fremddaten mit Profil: Wie schon erwähnt, kann die Profil-Konvertierung bei CMYK-Daten einen beabsichtigten Farbaufbau zerstören. Hier wäre also meist mit Verlusten zu rechnen. Zudem sind ja CMYK-Farbräume auch rechnerisch kleiner, sodass bei der Umrechnung ohnehin nur eine geringere Genauigkeit erreicht werden kann als bei RGB. Sollte aber ein zu großer Unterschied zwischen Quell- und Zielfarbraum bestehen, z. B. bei einem CMYK-Bild, das für gestrichenes Papier (z. B. ISO coated) hergerichtet wurde, aber auf Zeitungspapier gedruckt wird, dann muss konvertiert werden.
  • CMYK-Fremddaten ohne Profil: Hier weist man einfach sein Standard-CMYK-Arbeitsprofil zu. Eine Zuweisung ist ja keine Konvertierung, d.  h. die absoluten Farbwerte bleiben erhalten. Es gibt also auch keine rechnerischen Verluste. Natürlich tappt man auch hier über das beabsichtigte Aussehen des Bildes im Dunkeln. Korrekturen sollten hier eher mit vorsichtiger Bildbearbeitung geschehen.
Schritt für Schritt: Gescanntes Bild drucken

Scansoftware

Die meisten Scanner bringen ihre eigene Scansoftware mit. Will man wirklich brauchbare Ergebnisse mit umfassenden Kontrollmöglichkeiten, kommt man um die Anschaffung einer professionellen Software nicht herum:

Silverfast http://www.silverfast.de, für Windows und Mac, Demo verfügbar, Preise hängen vom Scanner ab (100 – 200 Euro). Vuescan http://www.hamrick.com, für Mac und Windows, Demo verfügbar, Pro-Version mit Kalibrier- und Profilier-Option etwa 90 USD.

Beide funktionieren mit einer großen Anzahl von Scannern, die laufend erweitert wird.


Zum Schluss dieses Abschnitts wollen wir die Probe aufs Exempel machen, eine Vorlage einscannen und diese vom Scanner profiliert an Photoshop weitergeben. Die Bildschirmdarstellung sollte dabei dank Monitor-Profil sehr nahe an das Original herankommen. Wenn schließlich nach dem Ausdrucken aus Photoshop das Druckerprofil dafür sorgt, dass der Ausdruck wirklich so ausschaut wie das Original, kann man davon ausgehen, dass man einen gut profilierten Arbeitsplatz und einige Sorgen weniger hat, von der Zeit-, Papier- und Toner- bz w. Tinten-Ersparnis durch zahllose Versuche einmal ganz zu schweigen.

Scannersoftware neutralisieren

Praktisch alle Scanner werden mit einer eigenen Scansoftware geliefert. Die meisten davon sind dafür da, dem Laien die an sich nicht triviale Wissenschaft vom richtigen Scannen zu ersparen und auf Knopfdruck aus schlechten Vorlagen tolle Bilder zu produzieren. Auch professionelle Scanprogramme wie Vuescan, Silverfast oder das alte Linocolor haben solche Automatiken an Bord. Da alle diese ihre Korrekturen vom Bildinhalt abhängig machen, versucht die Scansoftware jedes Mal auf andere Art und Weise das hervorzubringen, was sie unter einem gelungenen Scan versteht. Vorhersehbarkeit ist also in keinem Fall zu erwarten. Deshalb müssen alle Wizards, Assistenten und Automatiken unbedingt abgeschaltet werden! Genau diese neutrale Einstellung war ja auch Grundlage des für den Scanner erstellten Farbprofils gewesen. Je nach Scansoftware ist es manchmal aber nicht einfach, alle automatischen Korrekturen ausfindig zu machen. Zum Glück bieten aber zumindest alle professionellen Pakete die Möglichkeit, eigene Einstellungen unter einem sinnvollen Namen abzuspeichern.

Abbildung 6.56   Scansoftware-Fenster

Wenn die Scansoftware das unterstützt, kann man direkt das für den Scanner erstellte Farbprofil verwenden und den Scan auch gleich in den später benutzten Arbeitsfarbraum konvertieren. Zunächst muss jedoch sichergestellt werden, dass in der Scansoftware (Abbildung 6.55), hier beim Beispiel Silverfast, alle Korrekturmöglichkeiten deaktiviert werden, wie alle Filter , die in die Farbigkeit eingreifen (Entrasterung usw. kann man natürlich benutzen). Auch Presets , die für Porträts, Landschaften und Ähnliches vorgefertigte Einstellungen mitbringen, sind unbedingt zu deaktivieren. Photoshop erledigt die meisten Dinge, die hier angeboten werden, in der Regel auch viel besser und kontrollierter.

Profile in der Scansoftware zuweisen

Alle besseren Scanprogramme haben in ihren Einstellungen eine Möglichkeit, mit Farbmanagment umzugehen (Abbildung 6.57). Bei Silverfast findet sich diese unter Allgemein · Optionen.

Zunächst legt man fest, welches CMM benutzt werden soll. Da die Adobe ACE nur innerhalb der Adobe-Produktpalette zur Verfügung steht, kann man hier auf Windows die ICM und am Mac ColorSync aktivieren . Unter Intern -> Ausgabe wird das generelle Farbmodell ausgewählt, hier für die spätere Bildbearbeitung RGB.

Viele professionelle Scanner können auch direkt in CMYK scannen, was aber nur selten zu empfehlen ist, weil die Bearbeitungsmöglichkeiten dann später durch den kleinen Arbeitsfarbraum sehr stark limitiert sind. Auch funktionieren z. B. manche Filter nicht mehr oder nicht so gut.

Nun werden die Profile zugewiesen: Wichtig ist hier das Scanner-Profil , das zuvor erstellt wurde. Unter Intern wird bereits hier der Zielfarbraum angegeben, in diesem Fall ColorMatch-RGB. Das bedeutet, dass die Scansoftware hier schon die Umrechnung des Scannerprofils in den Arbeitsfarbraum vornimmt. Man muss ihr folglich also auch sagen, wie: Unter Rendering Intent wird Wahrnehmungsgetreu eingestellt, das Gleiche, was Photoshop unter Perzeptiv versteht.

Schließlich wird das Arbeitsprofil eingebettet , was den großen Vorteil hat, dass das Bild bereits fertig profiliert zur Bearbeitung in Photoshop ankommt; die Fragerei beim Öffnen fällt weg. Sehr angenehm!

Abbildung 6.57   Farbmanagement-Einstellungen der Scansoftware Silverfast

Profile in Photoshop zuweisen

Kann die Scansoftware nicht oder nur unzureichend mit Profilen umgehen, kann man auch Photoshop beim Öffnen der gescannten Datei die Profilzuweisung erledigen lassen. Dafür müssen natürlich alle drei Checkboxen in den Farbeinstellungen, die sich um die Profilfehler kümmern, aktiviert sein.

Beim Öffnen des rohen unprofilierten Scans erscheint ein Dialog, der zwei Dinge gleichzeitig passieren lässt: Zunächst wird der unprofilierten Datei das erstellte Scanner-Profil zugewiesen und direkt im gleichen Arbeitsgang die so profilierte Datei in den Arbeitsfarbraum konvertiert .

Abbildung 6.58   Unprofilierten Scan öffnen

Profiliert drucken

Hat man den Monitor sorgfältig kalibriert und stimmen die Beleuchtungsverhältnisse am Arbeitsplatz sowohl bzgl. Helligkeit als auch Farbtemperatur, sollte der profilierte Scan am Bildschirm seinem Original schon sehr ähnlich sehen.

Abbildung 6.59   Unprofilierter (links) und profilierter Scan (rechts)

Im Photoshop-Druckdialog wird nun das Farbmanagement behandelt, das den Drucker betrifft. Unter Datei · Drucken mit Vorschau (oder / + / + ) bekommt man den umfangreichen Druckdialog zu sehen.

Abbildung 6.60   Photoshop-Druckdialog

Im Abschnitt Farbmanagement wählt man Dokument (zu Proof siehe Seite 401) . Hier wird der Arbeitsfarbraum angegeben. In den Optionen wird nun bei der Farbhandhabung Photoshop bestimmt Farben gewählt. Die Alternative Drucker bestimmt Farben hat ja wenig Sinn.

Es wird auch ausdrücklich darauf hingewiesen (beim Überfahren mit der Maus), dass das Farbmanagement im Druckertreiber deaktiviert sein muss. Das entspricht ja auch den Bedingungen, unter denen das Druckerprofil erstellt wurde. Dieses wird unter Druckerprofil gewählt. Für fotografischen Inhalt und Verwandtes wählt man schließlich noch den Rendering Intent mit Perzeptiv oder Relativ farbmetrisch aus.

Abbildung 6.61   Keine Farbbeeinflussung durch den Drucker!

Im Dialog des Druckers gilt es jetzt nur noch sicherzustellen, dass keine Beeinflussung der Farbe durch den Drucker oder seinen Treiber mehr stattfinden kann. Hier muss man sich einmal durch alle Optionen seines Druckers durcharbeiten und Entsprechendes abdrehen. Diese Einstellung sollte man dann unbedingt speichern!

Überprüfung des Ergebnisses

Vergleicht man nun das Druckergebnis sowohl mit seinem Original als auch mit der Bildschirmdarstellung, so zeigt sich unmittelbar, warum Farbmanagement sinnvoll ist:

Abbildung 6.62   Ergebnisvergleich: links das Original, rechts der gedruckte Scan

Für den Vergleich zwischen Original, Bildschirmdarstellung und Ausdruck muss natürlich die Raumhelligkeit stimmen.

 



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